Adad-nirari I.

Adad-nirari I.
Stele eines Königs names Adad-nirari, vermutl. des I. Ehem. Irakisches Nationalmuseum, seit dem 2. Golfkrieg verschollen.

Adad-nirari I. (Adad-nārārī I.), Sohn des Ārik-dēn-ili war ein mittelassyrischer König der 5. Dynastie. Nach der assyrischen Königsliste regierte er 32 Jahre. Aus seiner Regierungszeit sind relativ viele Inschriften überliefert.

Autor Regierungszeit Anmerkungen
Grayson 1969 1307–1275 v. Chr. mittlere Chronologie
Rowton 1959, 7 1308–1275 v. Chr.  
 ? 1305–1274 v. Chr. mittlere Chronologie
Gasche et al. 1998 1300–1270 Ultrakurze Chronologie
Freydank 1991 1295–1264  

Adad-nārārī war der Groß-Enkel von Aššur-uballiṭ I. Nach der Ḫorsabad-Liste und der SDAS-Liste war er der Bruder seines Vorgängers Ārik-dēn-ili, was Poebel aber für einen Fehler halt [1], in der Nassouhi-Liste ist er dessen Sohn.

Inhaltsverzeichnis

Titel

Adad-nārārī nannte sich „Heiliger Herrscher“, Oberster Richter, den Göttern genehm, Statthalter der Götter, erhabener Priester des Gottes Enlil, Herrscher, dem An, Aššur, Šamaš, Adad und Išate alle Herrscher zu Füßen werfen, Erweiterer der Grenzen, Vizekönig des Aššur. Zum ersten Mal ist in der königlichen Titulatur ein militaristischer Zug zu erkennen, der die Betonung der Gunst der Götter unter den vorherigen Königen ablöst oder zumindest zurückdrängt. Auch wenn er seine Vorfahren wie Enlil-nārāri und seinen Urgroßvater Aššur-uballiṭ I. erwähnt, werden deren militärische Erfolge in den Vordergrund gestellt. Auf einer Stele aus Aššur nennt Adad-nārārī sich König des Weltkreises, starker König, König von Assyrien.

Herrschaft

Adad-nārārī rühmt sich der Siege über die Kassiten, Qutu, Lullumu, Subartu, Taidu, Šuru, Kahat, Amasaku, Nabula, Waššukanni, die Länder zwischen Rapiqu und Eluhat, über Karkemiš und Turukku, Katmuhi und seiner Verbündeten.

Er besiegte auch die „Horden“ der nomadischen Ahlamu, der Sutu, die sich schon unter Aššur-uballit I. durch die Unterbrechung des diplomatischern Verkehrs mit Ägypten unbeliebt gemacht hatten, und der Jauru.

Adad-nārārī machte Hanigalbat zeitweise zu einem assyrischen Vasallenstaat. Es gelang ihm, Šattuara, den König von Hanilgabat gefangen nach Aššur zu bringen, er wurde gegen das Versprechen jährlichen Tributes freigelassen. Nach dem Tode Šattuaras wurde sein Sohn Wašašatta hethitischer Vasall. Diese kamen ihm aber nicht zur Hilfe, als Adad-nārārī angriff. Er rühmt sich, die königliche Hauptstadt Taidu und die Städte Amasaku, Kahat, Šuru, Nabula, Hurra, Šuduhu und Waššukanni eingenommen zu haben und den königlichen Schatz nach Aššur gebracht zu haben. Taidu wurde verbrannt und mit Salz bestreut (wörtlich: „mit kudimmus eingesät“), und auch Irridi zerstört. In Irridu wurden eine Frau von Wašašatta, seine Söhne und Töchter gefangen genommen und nach Aššur gebracht. Wašašatta selbst konnte jedoch nicht gefangen genommen werden. Er hatte sich vielleicht in Turiru, östlich oder nördlich von Karkemis festgesetzt, von wo er sowohl Hethither (KBo I 14) als auch Assyrer angriff. Adad-nārārīs Herrschaftsgebiet reichte nun vom Berg Kašiari (Tur Abdin) und der Stadt Sudu, der Festung von Ḫarranu bis zu Karkemiš am Euphrat[2], von wo er einen Blick bis zum Amanus hatte[3]. Güterbock halt es für unwahrscheinlich, dass sich Adad-nārārī für die Schönheit des Ausblicks begeisterte und hält diese Formulierung für die Androhung eines Überfalls auf hethitisches Territorium. Adad-nārārī zog die Einwohner von Hanigalbat zur Zwangsarbeit heran. Es ist schwer zu beurteilen, wie umfassend die Niederwerfung von Hanilgabat wirklich war. Tūrira blieb weiter unabhängig, und Salmanasser kämpfte wieder gegen eine Koalition von Mitanni unter Šatuara II., den Aḫlamu-Nomaden und den Hethithern. Nach hethitischen Texten bestand Mitanni weiter, auch wenn viele Autoren dies für eine „politische Fiktion“ halten.

Adad-nārārī kämpfte auch mit den babylonischen Kassiten unter ihrem König Nazi-Maruttaš, den er in Kar-Ištar von Akarsallu/Urgār-Sallu östlich des Tigris und südlich des Kleinen Zab besiegte. Er erbeutete seine Standarte und sein Lager. Der Vorgang, wenn auch vermutlich nicht der entsprechende Ausgang, scheint auch in der Chronik P erwähnt worden zu sein, leider ist sie an dieser Stelle sehr schlecht erhalten. Adad-nārārī schloss einen Vertrag mit dem babylonischen Herrscher Nazi-Maruttaš oder Kadašman-Turgu ab, der nur in Fragmenten erhalten ist. Er beschreibt die neue Grenzziehung, die von Pilasqi am östlichen Tigrisufer[4] durch Arman von Akarsallu bis in die Berge von Lullube im westlichen Zagros verlief[5]. Am Euphrat war Rapiqu die nordwestlichste babylonische Garnison[6].

Internationale Beziehungen

Aus der Zeit von Adad-nārārī ist Korrespondenz mit den hethitischen Königen überliefert. Adad-nārārī hatte scheinbar den hethitischen Großkönig Urḫi-Teššup über seine Erfolge in Ḫanilgabat unterrichtet und sich als Großkönig und Bruder des Königs von Hatti bezeichnete. Der Großkönig ließ diese Bezeichnung in einem Briefentwurf (KUB XXIII 102) scharf zurückweisen. „Pflegt einer von denen, die nicht befreundet sich, einer dem anderen von Bruderschaft zu schreiben? … Du und ich, sind wir etwa aus einer Mutter geboren?“ [7]. Der Großkönig verweist darauf, dass auch sein Vater und Großvater Aššur nicht als ebenbürtig betrachtet haben (Zeile 17). Er schließt mit den Worten „Höre auf, mir von Bruderschaft zu schreiben, und daß du ein Großkönig bist. Es ist nicht [mein] Wille![8]

Allerdings scheint einer der Vorgänger Urḫi-Teššups, vielleicht Muwatallis[9]. Adad-nārārī anläßlich seiner Thronbesteigung Geschenke gesandt zu haben (KBo I 14, RS 5). Hattušili III. bezeichnet hier diesen König als seinen Vater oder Bruder (a-bi/a-ḫi), ein Ausdruck, den er für seinen Neffen Urḫi-Teššsup nie verwendet[9]. Ein weiterer Brief ohne erhaltene Absender und Adressaten (KBo I 14) erwähnt „Kummer“, der die Gesandten des Briefpartners unter Urḫi-Teššup befallen hatte[10]. Harrak[11] und Hagenbuchner [12] vermuten Adad-nārārī als Empfänger. Das würde darauf schließen lassen, dass Urḫi-Teššup Boten des assyrischen Königs festgesetzt hatte, also auch weiterhin nicht an freundschaftlichen Beziehungen zu Aššur interessiert war.

Adad-nārārī versäumte es auch, dem Usurpator Hattušili III. anlässlich seiner Thronbesteigung Geschenke zuzusenden. Der Großkönig lässt ihn wissen, dass es Sitte unter Königen sei, sich bei der Thronbesteigung angemessene Geschenke (šulmānātu damqātu) zuzusenden, wie etwa königliche Gewänder und feines Salböl[13]). Der Brief lässt darauf schließen, dass Hattušili III., vermutlich auf Grund seiner unsicheren Position bereit ist, den Assyrer als gleichberechtigten König anzuerkennen und mit ihm in Austausch einzutreten, wenn dieser sich an die diplomatischen Gepflogenheiten (parṣu) hält und sein Wohlwollen mit großzügigeren Gaben erkauft[14].

Adad-nārārī herrschte gleichzeitig mit Ramses II., dieser Synchronismus ist eine wichtige Stütze der mittelbabylonischen Chronologie. Rowson setzt seinen Tod zwischen das 23. und 37 Regierungsjahr von Ramses [15].

Bauten

In Aššur erbaute Adad-nārārī das Stufentor von den Fundamenten an neu und stattete es mit Kalksteinplatten aus Ubase aus. Ferner erbaute er eine Uferbefestigung am Tigris vom Wa-šarru-Tor bis zum Tigris-Tor in der Unterstadt und verstärkte sie mit gebrannten Ziegeln und Kalksteinplatten. Er scheint auch eine weitere Uferbefestigung erbaut (Grayson 436), sowie einen Teil der Befestigung der Inneren Stadt, gegenüber der Zikkurat des Assur und die Lagerhäuser an dem Tor des An und Adad erneuert zu haben. Auch den Tempel der Ištar, der auf Ilu-šuma zurückging, baute er wieder auf.

Nach einer Inschrift aus Assur erbaute er in den Ruinen von Taidu einen Palast und stattete ihn mit Stelen aus. Es ist jedoch nicht sicher, ob die beschriebenen Arbeiten jemals stattfanden. Die entsprechende Inschrift ignoriert die in einer anderen Inschrift beschriebene systematische Zerstörung der Stadt.

Eponyme

  • Adad-nārārī
  • Agi-Teššub
  • Ana-Aššur-qala
  • Aššur-dammeq, Sohn des Urad-ilani
  • Aššur-eriš, Sohn des Abattu
  • Ili-tarissina
  • Itti-ili-ašamšu
  • Kurbanu
  • Ninurta-emuqaja
  • Ša-Adad-nenu
  • Šulmanu-qarrad

Literatur

  • Helmut Freydank: Beiträge zur mittelassyrischen Chronologie und Geschichte, Berlin 1991, S. 193.
  • A. Harrak: Assyria and Ḫanilgabat. Hildesheim 1987.
  • Albert Kirk Grayson: Assyrian Royal inscriptions. Wiesbaden 1972, Doc. 378–521.
  • A. Hagenbuchner: Die Korrespondenz der Hethiter. Heidelberg 1989.
  • C. Zaccagnini: Lo scambio dei doni nel vicino oriente durante nel I millenio. In: OrAnt. 10. 1971, 110 f.

Einzelnachweise

  1. Poebel, Journal of Near Eastern Studies 1 483-484
  2. RIMA 1, A.0.76.1:18
  3. KUB XXIII 102, Z. 7-8
  4. vielleicht der Gabal Makḥūl
  5. Kh. Nashef, Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabylonischen und mittelassyrischen Zeit, Wiesbaden 1982, 188ff
  6. Betina Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. AOAT 265, Münster, Ugarit Verlag 2001, 208
  7. Betina Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. AOAT 265, Münster, Ugarit Verlag 2001, 17-19
  8. nach M. B. Rowton, The Background of the Treaty between Ramesses II. and Hattušiliš III. Journal of Cuneiform Studies 13/1, 1959, 8
  9. a b M. B. Rowton, The Background of the Treaty between Ramesses II. and Hattušiliš III. Journal of Cuneiform Studies 13/1, 1959, 6
  10. Betina Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. AOAT 265, Münster, Ugarit Verlag 2001, 25
  11. A. Harrak, Assyria and Hanilgabat (Hildesheim 1987), 119 ff
  12. A. Hagenbuchner, Die Korrespondenz der Hethiter (Heidelberg 1989), 158
  13. KBo I 14, Z. 5-10
  14. Betina Faist, Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. AOAT 265, Münster, Ugarit Verlag 2001, 27
  15. M. B. Rowton, The Background of the Treaty between Ramesses II. and Hattušiliš III. Journal of Cuneiform Studies 13/1, 1959, 8


Vorgänger Amt Nachfolger
Arik-den-ilu Assyrischer König
1295 v. Chr.–1264 v. Chr.
Salmanassar I.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Adad-nirari II. — Adad nirari II. war König des Assyrischen Reiches in den Jahren 911–891 v. Chr. Adad nirari II. war Nachfolger von König Aššur dan II. und gilt als Begründer des neuassyrischen Reiches. Inschriften berichten von Siegen gegen die Aramäer sowie von …   Deutsch Wikipedia

  • Adad-Nirari II — Adad Nirâri IIou Adad Nerari (« Adad est mon secours »), roi d Assyrie de 911 à 891 est fils d Assur Dan II. Il est généralement considéré comme le premier Empereur d Assyrie de la période néo Assyrienne. Il veut restaurer l Empire… …   Wikipédia en Français

  • Adad-nirari II — is generally considered to be the first King of Assyria in the Neo Assyrian period. He reigned from 911 [cite book|last=Bertman|first=Stephen|title=Handbook to Life in Ancient Mesopotamia|location=New York|publisher=Oxford UP|year=2005|page= p.… …   Wikipedia

  • Adad-nirari — or Adad nararimay refer to one of the following kings of Assyria.*Adad nirari I *Adad nirari II *Adad nirari III …   Wikipedia

  • Adad-nirari I — (1307 a. C. 1275 a. C.) rey de Asiria. Estela que representa a un rey asirio, probablemente Adad nirari I, Iraq National Museum, Bagdad. Con Adad nirari I, Asiria consiguió finalmente hacer retroceder la frontera con Babilonia …   Wikipedia Español

  • Adad-nirari I — (1307 BC – 1275 BC or 1295 BC 1263 BC) was a king of Assyria. He is the earliest Assyrian king whose annals survive in any detail.Adad nirari I was a king of substantial military consequence in the development of the Assyrian kingdom. In his… …   Wikipedia

  • Adad-nirari I — (1307 adC 1275 adC) rey de Asiria. Con Adad nirari I, Asiria consiguió finalmente hacer retroceder la frontera con Babilonia más allá del río Pequeño Zab, hasta el Diyala. Por el Oeste, conquista los restos del reino de Mitanni, que en ese… …   Enciclopedia Universal

  • Adad-nirari II — Adad nirari II, rey de Asiria (911 a. C. 891 a. C.). Hijo y sucesor de Assur dan II, continuó la labor de reconstrucción del imperio que había comenzado su padre. Combatió contra los arameos y los reinos neohititas de Anatolia …   Wikipedia Español

  • Adad-nirari II — (reigned ca. 911 891 b.c.)    An Assyrian king who effectively built on the efforts of his father, King Ashur dan II, to restore the power and prestige of the Assyrian nation, which had recently undergone serious decline. According to an ancient… …   Ancient Mesopotamia dictioary

  • ADAD-NIRARI I — (reigned 1307–1275 B.C.)    King of Assyria, son and successor of Arik den ili. His reign is historically welldocumented. His annals contain much material about his military campaigns, and other written sources exist, such as chronicles, edicts,… …   Historical Dictionary of Mesopotamia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”