Tunnel Grunertstraße

Tunnel Grunertstraße, links die durch Vandalismus verunzierte Gedenktafel

Der Tunnel Grunertstraße befindet sich im Essener Stadtteil Frohnhausen. Er ist ein Durchlass unter der Haupt-Eisenbahnstrecke und wurde im Zweiten Weltkrieg als Lager für Kriegsgefangene genutzt.

Der Tunnel unter der Eisenbahnstrecke Dortmund-Duisburg, im Zuge der Grunertstraße am ehemaligen Freibad West (eröffnet 1968, geschlossen 2000), ist heute mit einer Gedenktafel gekennzeichnet, auf der steht: „Während des Zweiten Weltkriegs war dieser Tunnel die Unterkunft für 170 Kriegsgefangene.“

Das nördlich des Tunnels gelegene Lager, an der benachbarten Nöggerathstraße auf Altendorfer Gebiet, belegt mit 644 französischen Kriegsgefangenen, war am 27. April 1944 bei einem Luftangriff zerstört worden. Von den 315 überlebenden Kriegsgefangenen wurden 170 im Tunnel einquartiert, der Rest auf Kruppsche Betriebe verteilt. Die damaligen Bedingungen im Tunnel kann der Besucher heutzutage durch eine Begehung selbst erleben: Dunkelheit, Kälte und Feuchtigkeit. Auch die Zustände nach der Zerstörung im Lager waren katastrophal: statt wie vorher in Baracken, hausten die Menschen nun in Hundehütten, Pissoiren und alten Backöfen. In einer einen Meter hohen und etwa drei Meter langen Hundehütte mussten fünf Personen schlafen. Es gab nirgends Wasser, Decken, Tische oder Stühle. Ärztliche Versorgung fand unter freiem Himmel statt.^[1]

Südlich des Tunnels, auf dem heutigen Gelände der Bezirkssportanlage an der Raumerstraße gab es zudem ein Kriegsgefangenenlager für bis zu 1.500 sowjetische Kriegsgefangene. Auch sie arbeiteten als Zwangsarbeiter in Kruppschen Betrieben, aber auch auf dem direkt am Tunnel gelegenen Overrathshof. Zur Abgrenzung zu den französischen Kriegsgefangenen gab es im Tunnel zeitweise eine Mauer.^[2]

Seit Ende 2009 existieren Umbaupläne des Tunnels, die den Bürgern angrenzender Stadtteile im November des Jahres vorgestellt wurden.^[3]

Einzelnachweise

1. ↑ Der Nürnberger Prozess, Protokoll des Achtzehnten Tages, 12. Dezember 1945. Zeno.org, abgerufen am 5. Mai 2009. 
2. ↑ Arbeitskreis Frohnhauser Geschichte
3. ↑ Stadtspiegel Essen, Westanzeiger vom 18. November 2009

Weblinks

• Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekultur
• Zwangsarbeit in Essen, Begleitheft für den Geschichtswettbewerb für Schülerinnen und Schüler, 2001, bearbeitet von Klaus Wisotzky (PDF-Datei; 846 kB)
• Übersicht von Gedenktafeln im Westviertel von Essen

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