US-Intervention in Chile

US-Intervention in Chile

Seit 1963 führte der US-amerikanische Geheimdienst CIA in Chile eine Reihe verdeckter Operationen durch mit dem Ziel, die Wahl des Sozialisten Salvador Allende zum Staatspräsidenten zu verhindern. Nachdem diese Aktionen erfolglos geblieben waren, gingen die USA zu massiven Geheimdienstoperationen über mit dem Ziel, die linke Regierung in Chile zu destabilisieren und die Voraussetzungen für einen Militärputsch zu schaffen.

Inhaltsverzeichnis

Erste Aktivitäten

Die ersten Operationen der CIA in Chile bestanden im Wesentlichen aus einem umfangreichen Propagandakrieg gegen die chilenischen Linksparteien. Millionen von Dollars aus US-Steuergeldern wurden dazu aufgewendet, proamerikanische chilenische Medienunternehmen zu finanzieren und sogar einige neu zu gründen. Die CIA sorgte des Weiteren für die Platzierung von vielen in ihrem Sinne verfassten Artikeln in Zeitungen und versuchte, verschiedene chilenische Verbände zu beeinflussen und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, darunter auch Studenten- und Frauenorganisationen. Darüber hinaus wurden gezielt Falschmeldungen lanciert, um Konflikte zwischen den verschiedenen linken Parteien und Organisationen zu schüren.[1]

Project FUBELT

Nach der Wahl Richard Nixons zum US-Präsidenten, der gemeinsam mit seinem einflussreichen Sicherheitsberater und späteren Außenminister Henry Kissinger eine Wende hin zur „Realpolitik“ betrieb, wurden die Geheimdienstoperationen in ganz Lateinamerika ausgeweitet. In Chile war die amerikanische Reaktion auf die Wahl Allendes zum Staatspräsidenten eine neue verdeckte Operation mit dem Codenamen Project FUBELT. Diese sollte auf die Destabilisierung der neuen chilenischen Regierung hinarbeiten und die Voraussetzungen für einen Militärputsch gegen Allende schaffen. Die Operation, die bereits vor Allendes Amtseinführung begann und von CIA-Chef Richard Helms geleitet wurde, wurde auch als Track Two bezeichnet. Vorangegangen waren Versuche der USA, die linke Unidad-Popular-Regierung durch politische Intervention zu verhindern (Track One). Dazu zählte u. a. massiver Druck des US-Botschafters auf die Christdemokratische Partei, Allende bei der Wahl im Nationalkongress ihre Stimmen zu verweigern. Allende wurde jedoch trotzdem mit den Stimmen der Christdemokraten zum Präsidenten gewählt.

Kurz vor dieser Abstimmung wurde der verfassungstreue Generalstabschef René Schneider von einer Verschwörergruppe ermordet, die von einem rechtsextremen chilenischen Offizier angeführt wurde. Die Attentäter waren zuvor von der CIA mit Maschinengewehren und Tränengasgranaten ausgestattet worden.[2] Parallel zu solchen Aktivitäten liefen auch die Propaganda-Aktionen weiter. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Unterstützung der bürgerlich-konservativen Zeitung El Mercurio, die von der CIA mit umfangreichen finanziellen Transfers bedacht wurde. In einem Memorandum des US-Geheimdienstes hieß es später, dass El Mercurio und andere chilenische Zeitungen, die von der CIA finanziell unterstützt wurden, eine wichtige Rolle dabei gespielt hätten, die Voraussetzungen für den späteren Militärputsch zu schaffen. Bis 1973 hatte die CIA allein für ihre Aktivitäten in Chile insgesamt über 13 Millionen US-Dollar aufgewendet.[1]

Unterstützung der Militärdiktatur

Nach der Machtergreifung der rechtsgerichteten Militärjunta unter General Augusto Pinochet kam es in Chile zur systematischen Verfolgung und Ermordung von Oppositionellen durch die neu gegründete Geheimpolizei DINA. Wie die CIA in einem im September 2000 veröffentlichten Bericht selber einräumt, hat sie damals über viele Jahre enge Kontakte zum Pinochet-Regime und zur DINA unterhalten.[3]

Die Frage, welche Rolle die CIA bei der Operation Condor in den 70er und 80er Jahren gespielt hat, ist allerdings nach wie vor umstritten. Dabei handelte es sich um eine koordinierte Operation der Geheimdienste von sechs diktatorisch regierten südamerikanischen Staaten (einschließlich Chile) mit dem Ziel, politische Gegner auszuschalten. Mehrere Historiker haben der US-Regierung und der CIA in diesem Zusammenhang vorgeworfen, ihre evidente Unterstützung von rechtsgerichteten Diktaturen in Lateinamerika bis zur Mithilfe bei der Verfolgung von Oppositionellen getrieben zu haben.[4] Frederick H. Gareau, der als Professor für Politikwissenschaft u. a. an der Florida State University lehrte, spricht in diesem Zusammenhang sogar von „Staatsterrorismus“.[5]

Aufarbeitung

Das Ausmaß der US-amerikanischen Verstrickungen in den Putsch in Chile kam erstmals während der Untersuchungen eines Sonderausschusses des US-Senats 1975/76 ans Licht. Der Ausschuss wird oft als Church Committee bezeichnet, nach seinem Vorsitzenden, dem demokratischen Senator Frank Church aus Idaho.

Im Februar 1999 ordnete der damalige US-Präsident Bill Clinton die Veröffentlichung von Unterlagen an, die mit den CIA-Operationen in Chile in Zusammenhang stehen.[6] Viele aufschlussreiche Dokumente wie CIA-Lageberichte, Memoranden und Telegramme zwischen US-Behörden konnten nun erstmals von Historikern gesichtet werden und wurden auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Im Jahr 2001 sorgte nochmals ein Buch des US-Journalisten Christopher Hitchens für Furore, in welchem dieser schwere Vorwürfe gegen Henry Kissinger erhob.[7] Die Angehörigen von René Schneider strengen seit September 2001 eine Klage gegen Kissinger an.[8]

Einzelnachweise

  1. a b Church Report (offizieller Bericht des Church Committees)
  2. Auszug aus Christopher Hitchens' Buch The Trial of Henry Kissinger, erschienen im Guardian
  3. Peter Kornbluh: CIA Acknowledges Ties to Pinochet’s Repression, 19. September 2000
  4. Vgl. z. B. Patrice J. McSherry: Predatory states. Operation Condor and covert war in Latin America, Lanham u. a. 2005; Rezension zu diesem Buch aus dem Journal of Third World Studies.
  5. Frederick H. Gareau: State terrorism and the United States. From counterinsurgency to the war on terrorism. Atlanta, Ga. u. a. 2004, S. 78 f., 87
  6. CNN: Documents reveal U.S. funding for Chile coup, 13. November 2000
  7. Christopher Hitchens: Die Akte Kissinger. Stuttgart u. a. 2001
  8. Christopher Hitchens: Why the law wants a word with Kissinger, erschienen im Sydney Morning Herald, 30. April 2002

Weblinks


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