Untermühlhausen

Untermühlhausen

Untermühlhausen ist ein Dorf im Landkreis Landsberg am Lech (Oberbayern, Freistaat Bayern).

Inhaltsverzeichnis

Einwohner

Das Dorf Untermühlhausen zählt im Jahr 2010 rund 400 Einwohner. Der überwiegende Teil der Bevölkerung arbeitet in Industrie, Handwerk, Verwaltung und Dienstleistung. Im Durchschnitt weisen die Arbeitnehmer in dem ländlich geprägten Ort dank einer hohen Bildungsbereitschaft ein hohes Qualifikationsprofil aus. Die ganze Region Landsberg mit dem Einzugsgebiet bis München, Augsburg, Memmingen und Schongau bietet dazu sehr gute Beschäftigungsmöglichkeiten.

Kinder, Kindergarten, Schulen

Gemeinsam mit dem Nachbarort Epfenhausen steht der gemeindliche Kindergarten "Wurzel-Purzel" zur Verfügung. Die Grundschule ist im benachbarten Penzing; Realschulen in Kaufering, Landsberg, Schondorf (Jungen) und Dießen (Mädchen); Berufs- und Fachoberschule finden sich in Landsberg, Gymnasien in Sankt Ottilien (Hum./Benediktiner), Landsberg (2) und Dießen. Die nächsten Universitäten und Fachhochschulen sind in München, Augsburg und Kempten.

Für Kinder steht im Ort ein Spiel- und Fußballplatz sowie ein Schlittenberg zur Verfügung. Zu manchen Abenteuern locken ortsnahe kleinere Wälder und der im Quellgebiet zu einem kleinen See aufgestaute Verlorene Bach.

Öffentliches Leben, Freizeit

In Untermühlhausen sind zahlreiche Vereine und Organisationen aktiv: die Sportfreunde, der Schützenverein, der Obst- und Gartenbauverein, der Gesangsverein, der Schachverein, die Soldatenkameradschaft, der Burschenverein, die Katholische Landjugend, der Pfarrgemeinderat, die Kirchenstiftung, die Freiwillige Feuerwehr und die Jagdgenossenschaft. Um die kommunalpolitischen Interessen kümmert sich die Dorfgemeinschaft Untermühlhausen.

Die Vereine binden intensiv Kinder und Jugendliche ein. Seniorennachmittage sorgen für Information, Unterhaltung und Meinungsaustausch.

Die Vereine und Organisationen ermöglichen zahlreiche regelmäßige Aktivitäten. Im Jahresrhythmus sind größere Veranstaltungen und Bräuche im Ort das Rasso-Fest, eine Chor- und Blasmusikserenade, der Martinszug und Weihnachtsmarkt, die Knöpflesnacht, die Loveparade im Fasching sowie das Gockelholen in der Freinacht. Veranstaltungen finden im neu errichteten Pfarrstadel oder im Gasthaus Schauer-Philipper samt Biergarten statt.

Pfarrei St. Benedikt und Kapelle St. Rasso

Die Katholische Pfarrei St. Benedikt wird gemeinsam mit St. Maria-Himmelfahrt in Epfenhausen und St. Johann in Kaufering von Pfarrer Norbert Marxer betreut. Die Kirche St. Benedikt ist im Stil des Rokoko von Wessobrunner Kunsthandwerkern ausgestattet worden. Nach Ausweis des Sagenbuches von A. Schöppner soll der Hl. Rasso in Untermühlhausen geboren sein, woran ein Gedenkstein aus dem 18. Jahrhundert und eine Kapelle erinnern. Die Pfarrei unterhält den Pfarrstadel als Veranstaltungsraum im Ort.

Ortsbild

Das Ortsbild von Untermühlhausen ist noch vom ursprünglich bäuerlich-handwerklichen Charakter und der Einbettung in die umgebende Landschaft zwischen Endmoränenzügen und dem Tal des Verlorenen Baches gekennzeichnet. In der Mitte sticht der grüne Dorfanger mit Weiher bei der Pfarrkirche hervor. Ortsbildprägende Gebäude wie die Mühle oder das Thoma-, Veiten- und Gruberanwesen sowie der Bahnhof wurden renoviert und für moderne Wohn- und Gewerbezwecke umgenutzt. Andere charakteristische Bauernhäuser und -städel mit Gärten warten auf neue Verwendung bzw. Nutzer. Neubauten sind überwiegend als Ein- oder Zweifamiliehäuser seit den 1950 Jahren bis in jüngste Zeit entstanden. Am südlichen Ortsrand ist der alte Wasserturm eines der Wahrzeichen des Ortes.

Wappen der Gemeinde Untermühlhausen

„Gespalten von Silber und Blau; vorne ein senkrecht gestellter schwarzer Spaten, hinten ein silberner Becher, aus dem eine goldene Schlange steigt.“ Der Spaten erinnert an das spätmittelalterliche Dorfgericht in Untermühlhausen, das zeitweise die Landsberger Familie Ostendorfer innehatte. Die Schlange aus dem Becher verweist auf den Heiligen Benedikt als Pfarrpatron.

Geschichte der Gemeinde Untermühlhausen

Untermühlhausen war über Jahrhunderte bäuerlich-handwerklich geprägt und stand dabei in enger Verbindung mit der benachbarten Gemeinde Epfenhausen sowie der nahen Stadt Landsberg am Lech. Die Gemarkung von Untermühlhausen war schon in der römischen Kaiserzeit besiedelt, wie Grabstätten mit Beigaben am südlichen Ortsrand ausweisen. Seit dem 8. Jahrhundert war der nach der Mühle am Bach, später auch als Baiermühlhausen benannte Ort mit den Klöstern Bendediktbeuern und Sandau verbunden. Die Pfarrkirche St. Benedikt hat davon ihr Patrozinium. Bis 1803 bestellte der Abt von Benediktbeuern die Geistlichen im Ort, die auch die Kirchen in Sandau, am Höschlhof, in Ummendorf und Reisch betreuten. Auf der Burg in Untermühlhausen, die noch in Geländespuren im Nordosten des Dorfes erkennbar ist, waren Ministerialen der Herzöge von Bayern aus der Dynastie der Welfen. Ritter Ulrich schenkte im 12. Jahrhundert Besitz an das Kloster Wessobrunn, das neben dem Heilig-Geist-Spital in Landsberg der größte Grundherr über Anwesen in Untermühlhausen wurde. Im Spätmittelalter war ein eigenes Dorfgericht im Ort, in dem sich dann ein landesherrlicher Amtmann etablierte, dessen Funktionen später partiell die Gemeinde Untermühlhausen übernahm.

Durch die Mühle, das Dorfgericht, den Amtsmann und die Pfarrei hatte das Dorf früh zentrale Funktionen für die Nachbardörfer. Im 19. Jahrhundert bekam der Ort durch den Bau der Bahnlinie München-Lindau und der Errichtung des Bahnhofes starke Impulse. Es entwickelte sich bis in die 1960er Jahre eine hohe Gewerbedichte mit drei Wirtschaften, drei Schreinereien, zwei Schmiedmeistern bzw. Landmaschinenhändlern, zwei Landhandlungen, zwei Elektrikern etc. Seit den 1950er Jahren modernisierte die Gemeinde umfassend ihre Infrastruktur mit dem Bau einer eigenen Wasserversorgung, der Asphaltierung der Ortsstraßen, der Erweiterung der Kirche samt Friedhof und Neubau des Leichenhauses, mit Planungen für Kindergarten und Spielplatz sowie für den Ausbau der Ortsverbindungsstraße nach Oberbergen. Der Bau einer neuen Schule samt Lehrerwohnhaus gemeinsam mit der Nachbargemeinde Epfenhausen löste in den 1960er Jahren einen Bildungs- und Akademisierungsschub in der jüngeren Generation aus. Nach der von den Behörden 1971 erzwungenen Eingemeindung nach Penzing erlebte der Ort einen Einbruch: über 20 Jahre wurde kein Baugebiet ausgewiesen, junge Erwachsene mussten das Dorf widerwillig verlassen; Post und Bahn gaben ihre Dienststellen bzw. den Bahnhof auf. Die eigenständige Raifeisengenossenschaften Epfenhausen-Untermühlhausen fusionierte mit der Raiffeisen Kaufering, die zunächst ein neues Lagerhaus für Landhandel im Ort baute, dann aber örtliche Filiale und das Lagerhaus schloss und sämtliches über ein Jahrhundert in Epfenhausen und Untermühlhausen aufgebautes Vermögen verkaufte. Die neue Schule konnten die Kinder aus Epfenhausen und Untermühlhausen nicht mehr nutzen. Der große denkmalgeschützte Pfarrhof wurde auf Betreiben des neuen Bürgermeisters abgerissen. Nach wachsenden Protesten aus der Bevölkerung mit Unterschriftenaktion von Pfarrer und sämtlichen Vereinsvorständen gab es seit den 1990er Jahren neue Impulse: kleinere Baugebiete wurden ausgewiesen, die lange verzögerte Kanalisation gebaut, die Wasserversorgung erneuert, das Feuerwehrhaus erweitert, die Schule zum Kindergarten und Vereinsheim umgenutzt. Immer mehr stellte die Pfarrei örtliche Infrastruktur zur Verfügung. Sie ermöglichte die notwendige Friedhofserweiterung, beteiligte sich an der Gestaltung des neuen Dorfangers mit Weiher und errichtete mit dem Pfarrstadel ein Veranstaltungsgebäude, das bis zu 400 Personen fasst und vielfältige kulturelle Aktivitäten ermöglicht.

Bekannte Persönlichkeiten

Leibnizpreisträger und Informatiker Prof. Manfred Broy

Literatur/Quellen/Links

Ferdinand Kramer, Geschichte der Gemeinde Untermühlhausen, Regensburg/Berlin 2000

Bauernarbeit in einem Dorf am Lechrain, Landsberg 1990

Untermühlhausen: Erfahrbare Welt von Dorfbewohnern und die Verbreitungsmöglichkeiten geistiger Strömungen in einer ländlichen Region, in: Fassl, Peter/Liebhart, Wilhelm/Wüst, Wolfgang(Hgg.)

Aus Schwaben und Altbayern, Sigmaringen 1991, S. 133-155

www.bayerische-landesbibliothek-online.de/orte/ortssuche_action.html


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