Untersuchungshaftanstalt Hamburg

Untersuchungshaftanstalt Hamburg
Untersuchungshaftanstalt Hamburg, Holstenglacis 3, Haupteingangsbereich

Die Untersuchungshaftanstalt Hamburg (UH), im Hamburger Justizvollzug früher auch die Mutteranstalt, bzw. bei den Gefangenen kurz Dammtor genannt, befindet sich in der Straße Holstenglacis. Hier werden zunächst alle festgenommenen Personen Hamburgs (mehrere tausend pro Jahr) untergebracht.

Die Untersuchungshaftanstalt dient als Untersuchungsgefängnis, Polizeigefängnis, Anstalt für Zivilhaft (z. B. Erzwingungshaft), Vorführungsabteilung für Gerichtsverhandlungen und Transportabteilung. Außerdem verfügt sie über ein Vollzugskrankenhaus (Zentralkrankenhaus-ZKH). Das Gebäude verfügt über unterirdische Verbindungsgänge, durch die das Strafjustizgebäude direkt erreichbar ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Untersuchungshaftanstalt wurde in den Jahren 1877–1881 erbaut. Die panoptische Bauweise, welche u. a. auch in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel angewandt wurde, erlaubte einen Blick in alle Flügel des damaligen Gebäudes. Zunächst wurden ausschließlich Einzelhaftplätze eingerichtet.

Bis zum Jahr 1930 folgten das Aufnahmehaus (Haus A) sowie die Frauenabteilung der UHA. Außerdem wurde ein weiterer Flügel mit Haftplätzen fertiggestellt. In diesem befinden sich allerdings keine Einzelhafträume, sondern Säle für bis zu 8 Gefangene. Der Verwaltungsflügel der UHA wurde im selben Zeitraum fertiggestellt. Hier sind keine Hafträume anzufinden.

Zentrale Hinrichtungsstätte

Gedenktafeln an der rückwärtigen Mauer in den Wallanlagen

1935 wurde die Untersuchungshaftanstalt Hamburg-Stadt zum Standort einer zentralen Hinrichtungsstätte bestimmt und 1938 mit einem Hinrichtungstrakt und einem neuen, dauerhaft aufgestellten Fallbeil ausgestattet. Bis 1945 wurden auf dem Hof der UHA 500 Hinrichtungen vollstreckt. Zu den bekanntesten Opfern zählen die sogenannten Lübecker Märtyrer, die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink, die am 10. November 1943 enthauptet wurden. Sowohl neben dem Eingang zur Haftanstalt am Holstenglacis wie an der Rückseite des Geländes, an einer Mauer in den Kleinen Wallanlagen befinden sich Gedenktafeln, sowie Stolpersteine die an die Opfer erinnern, zum einen allgemein und im speziellen an die Lübecker Märtyrer sowie an Suzanne Masson und France Bloch-Sérazin, zwei Frauen aus der französischen Résistance, die ebenfalls 1943 an diesem Ort hingerichtet wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

In den 1950er, 1960er, 1990er und den 2000er Jahren wurden in der Untersuchungshaftanstalt diverse Umbaumaßnahmen und Sanierungen durchgeführt, unter anderem wurde das Zentralkrankenhaus der Freien und Hansestadt Hamburg erbaut. Zurzeit erfolgt in einzelnen Bauabschnitten eine Sanierung der bisher noch unsanierten Flügel der UHA. Hierdurch soll die Qualität der Unterbringung verbessert werden und dennoch der Stil dieser Anstalt bewahrt bleiben. Allerdings ist es bis heute immer noch der Fall, dass in einigen Hafträumen keine Steckdosen vorhanden sind.

Sachliche Zuständigkeit

Die Untersuchungshaftanstalt ist im Bezirk des Hanseatischen Oberlandesgerichtes für den Vollzug der Untersuchungshaft der erwachsenen männlichen und aller weiblichen Untersuchungshaftgefangenen zuständig. Die minderjährigen männlichen Untersuchungshaftgefangenen werden in die JVA Hahnöfersand verlegt.

Polizeihaft

Anders als in anderen Bundesländern werden in Hamburg alle vorläufig Festgenommenen bis zur Anhörung durch den Haftrichter ebenfalls in der Untersuchungshaftanstalt untergebracht. Dies ist in der Bundesrepublik einmalig, da die Polizei ihre Gefangenen bereits vor Erlass eines Haftbefehles an den Justizvollzug übergibt.

Zentralkrankenhaus

Im Zentralkrankenhaus arbeiten Ärzte, Krankenpflegepersonal sowie weitere Bedienstete. Elektive chirurgische Eingriffe werden hier vorgenommen, es gibt eine Röntgenabteilung, EEG, Gastroskopie, ein medizinisches Labor. Außerdem gibt es fachärztliche Konsiliardienste. Sowohl Gefangene aus Hamburg, aber auch aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden hier ambulant und stationär medizinisch versorgt.

Weblinks

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