Johannes Prassek

Johannes Prassek
Johannes Prassek

Johannes Prassek (* 13. August 1911 in Hamburg; † 10. November 1943 ebenda) war ein deutscher katholischer Priester und gehört zu den Lübecker Märtyrern. Er wurde 2011 selig gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gedenktafel in den Wallanlagen beim Untersuchungsgefängnis Hamburg

Prassek wurde 1911 im Hamburger Stadtteil Barmbek als Sohn eines Handwerkers geboren und entstammte sehr einfachen Verhältnissen. Er absolvierte seine Schulzeit in der Gelehrtenschule des Johanneums im Hamburger Stadtteil Winterhude.

Er studierte Theologie und Philosophie in Frankfurt am Main (Sankt Georgen) und Münster und wurde 1937 in Osnabrück zum Priester geweiht. Als Kaplan war er zunächst in Wittenburg, dann ab 1939 an der Herz-Jesu-Kirche in Lübeck in der Pfarrseelsorge tätig.

Prassek wird als charakterstark und mutig geschildert. So erhielt er zwei Wochen vor seiner Festnahme noch das Luftschutz-Ehrenzeichen, weil er während des verheerenden Luftangriffs auf Lübeck am 28./29. März 1942 geholfen hatte, Menschen aus einem zerstörten Krankenhaus zu bergen.

Aus seiner Ablehnung gegenüber dem nationalsozialistischen Regime machte er kein Hehl und ließ dies auch in seinen Predigten erkennen. Zudem widmete er sich der Seelsorge unter polnischen Zwangsarbeitern. Um auch für polnische Mitchristen seelsorgerische Arbeit leisten zu können, lernte er deren Muttersprache. Später nutzte er dieses Wissen, um im Geheimen polnische Zwangsarbeiter zu betreuen, was verboten war. Schließlich wurde er denunziert und am 18. Mai 1942 von der Gestapo verhaftet. Mit ihm in Haft kamen zwei weitere katholische Geistliche der Propsteikirche – Eduard Müller und Hermann Lange – sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink, die sich ebenfalls offen gegen das NS-Regime gewandt hatten.

Während des Prozesses bekannte sich Prassek zu seiner Kritik am Nationalsozialismus und wurde, nachdem ein Gnadengesuch seines Bischofs abgewiesen worden war, mit seinen drei Mitangeklagten am 10. November 1943 in der Hamburger Haftanstalt Holstenglacis mit dem Fallbeil hingerichtet.

Am 60. Jahrestag seiner Hinrichtung gab der Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, bekannt, dass der Seligsprechungsprozess für Johannes Prassek sowie für Eduard Müller und Hermann Lange eröffnet werde.

Stolperstein in der Bramstraße 105, Osnabrück
Johannes-Prassek-Haus in der Bramstraße 105, Osnabrück

Am 15. November 2007 wurde vor der Christus-König-Kirche in Osnabrück-Haste ein Stolperstein für Johannes Prassek verlegt. Prassek hatte hier 1937 seine erste heilige Messe als Priester gefeiert. Außerdem ist das dortige Jugend- und Gemeindehaus nach ihm benannt. Sein Brevier wurde zufällig bei einer Wohnungsauflösung in Hamburg wiedergefunden und befindet sich heute in Lingen (Ems) in einer Vitrine der St.-Josef-Basilika.[1]

Am 1. Juli 2010 gab das vatikanische Pressebüro bekannt, dass Papst Benedikt XVI. den Präfekten der Kongregation für Heiligsprechungen autorisiert habe, ein entsprechendes Dekret „in Geltung zu setzen“, und das Seligsprechungsverfahren abgeschlossen sei.[2] Die Seligsprechung fand am 25. Juni 2011 zusammen mit der Seligsprechung für die beiden anderen katholischen Geistlichen in Lübeck statt. Auch des protestantischen Geistlichen Stellbrink wurde dabei gedacht.[3]

In Hamburg-Volksdorf ist der Gemeindesaal der katholischen Heilig-Kreuz-Gemeinde nach ihm benannt, weil er in dieser Kirche am 4. April 1937 seine Heimatprimiz feierte.[4] Seine erste Messe feierte Prassek er in der Christus-König-Kirche in Haste (Osnabrück).[5]

Quellen

  • Voswinckel, Peter: Geführte Wege: Die Lübecker Märtyrer in Wort und Bild; Kevelaer 2010
  • Schäfer, Josef (Bearb.): Wo seine Zeugen sterben ist sein Reich: Briefe der enthaupteten Lübecker Geistlichen und Berichte von Augenzeugen. Hamburg 1946.
  • Pelke, Else: Der Lübecker Christenprozess 1943., Mainz 1961/1974.
  • Klatt, Ingaburgh: ’Lösch mir die Augen aus ...’: Leben und gewaltsames Sterben der vier Lübecker Geistlichen in der Zeit des Nationalsozialismus, eine Ausstellung im Burgkloster zu Lübeck vom 8. November 1993 bis zum 10. November 1994. in: Demokratische Geschichte: Jahrbuch zur Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein 8 (1993), S. 205–280.
  • Merz, Martin: ’Die Pfaffen aufs Schafott’: ein Lübecker Prozess vor 50 Jahren, Begleitheft zur Ausstellung ’Lösch mir die Augen aus ...’; Leben und gewaltsames Sterben der vier Lübecker Geistlichen in der Zeit des Nationalsozialismus; überarb. Manuskript einer Rundfunksendung im Rahmen der Reihe ’Religion und Gesellschaft’ am 6. August 1993 im Dritten Programm des Norddeutschen Rundfunks, Lübeck 1993.
  • W. Burr, Johannes Prassek, in: W. Burr (Hrsg.), UNITAS-Handbuch. Bd. 1, Bonn 1995, S. 295–302.
  • Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Bd. 1., Paderborn 1999. S. 249–257.
  • Ökumene im Widerstand. Der Lübecker Christenprozeß 1943., Lübeck 2001
  • Peter Voswinckel: Nach 61 Jahren komplett. Abschiedsbriefe der Vier Lübecker Märtyrer im historischen Kontext. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 85 (2005), S. 279 – 330
  • Isabella Spolovjnak-Pridat und Helmut Siepenkort (Hrsg.): Ökumene im Widerstand. Der Lübecker Christenprozess 1943, Lübeck 2006
  • Martin Thoemmes: Johannes Prassek. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Neumünster 2000, S. 314–316

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://w54dx489e.homepage.t-online.de/Home.htm?foo=0.2193980863409748, Zugriff 4. Dezember 2008
  2. Presseamt des Heiligen Stuhls, Bulletin Nr. 436/2010 vom 1. Juli 2010 (italienisch)
  3. Tausende bei Seligsprechung von Nazi-Widerständlern in Lübeck. In: Lübecker Nachrichten online vom 25. Juni 2011
  4. Seligsprechung der "Lübecker Märtyrer". Katholische Kirche erinnert an Johannes Prassek. In: Der Markt, Hamburg vom 28. Mai 2011, S. 20
  5. Aus dieser Gemeinde stammte sein Studienfreund Adolph Grothaus. (Peter Voswinckel: Geführte Wege, S. 66)

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