VIS 1935

VIS 1935
Pistolet Vis wz. 35
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung: Pistolet Vis wz. 35,
Pistole 35(p) (Wehrmacht),
Radom-Pistole (häufig benutzte Bezeichnung aufgrund der Einprägung "F.B. Radom")
Einsatzland: Polen, Deutschland
Entwickler:/Hersteller: Piotr Wilniewczyc & Jan Skrzypiński,
Waffenwerk in Radom
Herstellerland: Polen, Deutschland
Produktionszeit: 1935 bis 1945
Waffenkategorie: Selbstladepistole
Maße
Gesamtlänge: 204 mm
Gesamthöhe: 141 mm
Gewicht:
(mit leerem Magazin):
1,0 kg
Visierlänge: 156 mm
Lauflänge:

117 mm

Technische Daten
Kaliber:

9 mm Parabellum

Mögliche Magazinfüllungen: 8 Patronen
Munitionszufuhr: Stangenmagazin
Effektive Reichweite: 50 m
Mündungsgeschwindigkeit
Projektil (V0):
340 m/s
Anzahl Züge: 4
Drall: rechts
Verschluss: Browning-System
Ladeprinzip: Rückstosslader
Liste der Handfeuerwaffen

Die Vis (offiziell Pistolet Vis wz. 35, auch bekannt als Radom-Pistole) war eine polnische Pistole. Sie diente vor dem Zweiten Weltkrieg als Standard-Faustfeuerwaffe der Streitkräfte Polens.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg waren die polnischen Truppen nur mit veralteten Kurzwaffen ausgestattet, wie zum Beispiel dem Revolver Nagant M1895. Um 1930 wurde die Beschaffung moderner Pistolen aus dem Ausland in Erwägung gezogen, wobei tschechische Modelle des Typs CZ 24/28 sowie belgische Browning-Pistolen begutachtet wurden. Letztendlich fiel die Entscheidung, eine Pistole aus eigener Produktion einzuführen.

Technik

Mit der Entwicklung wurde Prof. Wilniewczyc beauftragt. Er war bereits an der Prüfung der genannten Modelle beteiligt. Später stieß Jan Skrzypiński dazu, die Pistole erhielt nach den Initialen der Konstrukteure den Name W i (und) S. Aus WIS wurde letztendlich Vis, in Anspielung auf das lateinische Wort für Stärke. Das Team orientierte sich bei seinen Entwürfen an der bewährten Technik der Waffen Brownings. Die äußerliche Erscheinung erinnert an die Colt M1911, die Verriegelungstechnik ähnelt jedoch eher der FN Browning HP. Statt des Kettengliedes der 1911 verfügte die Vis über eine starre Verriegelungskurve. Die Pistole erwies sich als sehr präzise und verfügte über drei Sicherungssysteme:

  • ein Entspannhebel
  • eine Sicherung zum Sperren des Hahnes und Abzuges
  • eine Handballensicherung

Über einen Spannabzug verfügte die Vis nicht, sie funktionierte nach dem Single Action-Prinzip.

Fertigung

1935 begann die Herstellung der Vis bei der staatlichen Schußwaffenfabrik Fabryka Broni in Radom. Die komplette Bewaffnung aller Streitkräfte Polen konnte bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges jedoch nicht mehr vollzogen werden; insgesamt wurden weniger als 50.000 Stück gefertigt und ausgeliefert.

Nach dem Fall Polens und der Besetzung durch deutsche Truppen wurden die Bestände beschlagnahmt und entschieden, die Waffe ins Arsenal der Wehrmacht aufzunehmen. Die Produktion in Polen wurde zuerst in Radom fortgesetzt, dann aber an die Firma Steyr Daimler Puch verwiesen und in Österreich aufgenommen.

Die offizielle deutsche Bezeichnung des Modells war Pistole 35(p), sie wurde vor allem an die Luftwaffe und Einheiten der SS ausgegeben. Im Laufe der Jahre wurde die Fertigung immer mehr vereinfacht, wobei auch die Qualität der Waffen immer weiter abnahm. Kurz vor Kriegsende entstand noch eine Volkssturmpistole auf der Basis der Vis. Die Summe der unter deutscher Regie produzierten Waffen des Typs und seiner Varianten überstieg dabei die Zahl von 300.000 Stück.

Nach dem Krieg wurde die Vis nicht weiter gefertigt, statt dessen wurde die russische Tokarew TT-33 bei der polnischen Armee eingeführt. Aufgrund der geringen Auflage und der hohen Qualität der polnischen Vorkriegs-Originale sind diese heute begehrte Sammlerwaffen.

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