- Radom
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Radom Basisdaten Staat: Polen Woiwodschaft: Masowien Landkreis: Kreisfreie Stadt Fläche: 111,7 km² Geographische Lage: 51° 24′ N, 21° 10′ O51.421.166666666667Koordinaten: 51° 24′ 0″ N, 21° 10′ 0″ O Einwohner: 222.496
(31. Dez. 2010)[1]Postleitzahl: 26-600 bis 26-618 Telefonvorwahl: (+48) 48 Wirtschaft und Verkehr Nächster int. Flughafen: Flughafen Warschau Gemeinde Gemeindeart: Stadtgemeinde Fläche: 111,7 km² Einwohner: 222.496
(31. Dez. 2010) [2]Bevölkerungsdichte: 1992 Einw./km² Gemeindenummer (GUS): 1463011 Verwaltung (Stand: 2007) Stadtpräsident: Andrzej Kosztowniak Adresse: ul. Kilińskiego 30
26-600 RadomWebpräsenz: www.radom.pl Radom [ˈradɔm] ist eine kreisfreie Großstadt der Woiwodschaft Masowien im zentralen, leicht südöstlichen Teil Polens – rund 100 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Warschau zwischen der Weichsel und dem Fuß des Heiligkreuzgebirges. Radom hat sieben Hochschulen und ist bedeutender Verkehrsknotenpunkt der Linien Warschau–Krakau sowie Łódź–Lublin.
Inhaltsverzeichnis
Wirtschaft
Die metallverarbeitende Industrie, die bis 1989 das wirtschaftliche Bild Radoms bestimmte, existiert in dieser Form nicht mehr, so dass Radom als Industriestadt von relativ hoher Arbeitslosigkeit betroffen ist.
Geschichte
Radom wurde 1155 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Blütezeit der Stadt lag am Ende des 15. Jahrhunderts, als der polnische König Kasimir IV. die Stadt zu seiner Residenz machte. Mit der Dritten Teilung Polens 1795 wurde Radom Österreich zugeschlagen. 1809 bis 1815 gehörte es zum Herzogtum Warschau und danach zum Königreich Polen, das unter russischer Herrschaft stand.
Im September 1939 fand im Raum Radom eine Kesselschlacht statt, in der technisch unterlegene polnische Truppen von deutschen Panzerverbänden aufgerieben wurden. Während der deutschen Besatzung betrieben die Deutschen hier ein Außenlager des KZ Majdanek, das KZ Skolna sowie ein Sammellager, das Ghetto Radom mit 30.000 Bewohnern. Zu den verantwortlichen Offizieren gehörten unter anderem Karl Oberg, Erich Kapke, Fritz Katzmann, Wilhelm Bluhm, Hermann Weinrich und Herbert Böttcher, die später als Kriegsverbrecher verurteilt wurden. Im Umfeld von Radom errichtete die Wehrmacht 1940 den Truppenübungsplatz Mitte. Hierfür wurden etliche Dörfer der Umgebung abgesiedelt. Zivilverwalter der Stadt war der Nationalsozialist Fritz Schwitzgebel aus Saarbrücken.
1939–1945 war Radom Sitz des Distrikts Radom im Generalgouvernement. Ende 1943 übernahm die DAW Deutsche Ausrüstungswerke polnische Häftlinge im Generalgouvernement sowie die Industriebetriebe in Radom.
Am 16. Januar 1945 wurde Radom von der Roten Armee eingenommen. Die an ihrem Wohnort gebliebenen Deutschen wurden teilweise vertrieben oder ermordet. Die Arbeitsfähigen mussten in den Industriewerken in Radom oder auch in der Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten. Im Frühjahr 1945 wurden die arbeitsfähigen deutschen Männer zu Trupps zusammengestellt und zu Aufbauarbeiten in die Sowjetunion verbracht.
1976 kam es in Radom zu Arbeiterunruhen, die von Sicherheitskräften niedergeschlagen wurden.
Evangelisch-Augsburgische Gemeinde Radom
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten sich in und um Radom evangelische Deutsche an. So gründeten sie um 1815 die pommerschen Dörfer Pelagiów und Soltyków. Später folgten noch nachstehende Kolonien: Blonie und Zabierzów 1838, Małe Studnie und Bobrowniki 1839, Józefów bei Radom und Bartodzieje 1842, Polesie, Pająków und Leokadiów nach 1870. Bis zum Jahr 1826 hatten die Evangelischen in und um Radom weder Kirche, Pfarrhaus noch einen eigenen Pastor. Zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse suchten sie entweder die lutherische Kirche in Wengrow auf oder die dortigen Pastoren Goburek bzw. Haupt kamen nach Radom zu Hauptgottesdiensten oder zur Verrichtung von Amtshandlungen. Aber infolge der weiten Entfernung und schlechten Wege war dieser Zustand auf Dauer untragbar. Und so wünschten hier die Evangelischen die Bildung eines neuen Kirchspiels. Die evangelisch-Augsburgische Gemeinde entstand am 30. September 1826. 1827 kaufte die Gemeinde eine ehemalige Benediktinerkirche, die zur Zeit ein Theater war. Die Gebäude wurde zu einer evangelischen Kirche umgebaut. Am 15. August 1828 wurde die Kirche eingeweiht.
1827 wohnten in der Stadt 1442 Lutheraner und 21 Reformierte. Pastor Julius Krauze eröffnete in Radom eine evangelische Schule, die am 8. Januar 1843 in eine Elementarschule umgewandelt wurde. 1834 wurde der evangelische Friedhof gegründet. 1887 schenkte Frau Pastor Wüstehube der Gemeinde eine Orgel. In der Zeit 1893–1895 wurde die Kirche um- und ausgebaut. Die Ausgaben wurden größtenteils durch freiwillige Gaben bestritten. Leokadiów, das größte Kantorat der Gemeinde, besaß einen geräumigen Betsaal mit einem Glockenturm. 1938 wurde der Betsaal niedergebrannt.
Im Ersten Weltkrieg wurden die Eingepfarrten fast alle nach Russland verschleppt. 1918–1920 kehrten die meisten von ihnen wieder zurück. Im Zweiten Weltkrieg (1944) wurde die Kreishauptmannschaft, im ganzen mehr aIs 4000 evangelische Deutsche, unter Leitung des Kreishauptmanns Dr. Rubehn nach Deutschland evakuiert.
Trotz des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen besteht die Gemeinde bis heute. Am 23. September 2001 konnte das 175-jährige Jubiläum der Gemeindegründung gefeiert werden.
Sehenswürdigkeiten
Sehenswert sind aus der älteren Zeit das Kloster der Bernardiner, gestiftet vom polnischen König Kasimir IV. Jagiello im 15. Jahrhundert, die spätmittelalterliche Johannes-Pfarrkirche mit Kapelle der Familie Kochanowski sowie die barocke Dreifaltigkeitskirche. Die älteste Kirche der Stadt, die Wenceslaus-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, wurde erst in den letzten Jahren saniert, wobei das Innere modern ausgestattet wurde. Sehr wichtig für die polnische Baukunst des 19. Jahrhunderts sind das Gebäude der ehemaligen Woiwodschaftsverwaltung nach Plänen von Antonio Corazzi, ein Prachtwerk des Spätklassizismus, und das Rathaus im Stile der italienischen Neorenaissance, erbaut nach Plänen von Marconi. Jedes Jahr Ende August bzw. Anfang September findet in Radom eine internationale Flugschau (Air-Show) statt.
Bedeutende Einrichtungen
Sendeanlage für Langwellenfunkdienste (nicht Rundfunk) im Westen der Stadt.
Persönlichkeiten
- Mikołaj Radomski, erster erwähnter polnischer Komponist im Mittelalter
- Jan Kochanowski, polnischer Dichter der Renaissance
- Adolf Schulz-Evler, Pianist und Komponist
- Jacek Malczewski, Kunstmaler
- Józef Brandt, Kunstmaler
- Wladysław Bortnowski, General, 1939 Oberbefehlshaber der Armee „Pommern“
- Leszek Kołakowski (1927–2009), Philosoph, Hochschullehrer und Essayist
- Jerzy Polomski, Pop-Sänger
- Iga Cembrzynska, Schauspielerin
- Jan Chrapek, 2. Bischof von Radom
- Jerzy Zaruba, Maler u. Graphiker, bekannter Karikaturist
- Adam Rutkowski (1912–1987), Wissenschaftler, Holocaust-Forscher
- Johann von Bloch (1836–1902), Finanzier und Industrieller
- Radosław Witkowski (* 1974), Politiker, Abgeordneter im Sejm
- Kazimierz Paździor (1935–2010), Boxer
- Tuviah Friedman (1922–2011), „Nazijäger“
- Jan Krugier (1928–2008), Galerist und Kunstsammler
Verweise
Literatur
- J. Kłaczkow: Historia Parafii Ewangelicko-Augsburskiej w Radomiu (Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde in Radom). Thorn 2005
- E. Kneifel: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555–1939. München 1971
- Jacek Andrzej Mlynarczyk: Judenmord in Zentralpolen. Der Distrikt Radom im Generalgouvernement 1939–1945. Hrsg. im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts Warschau und der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart. WBG, Darmstadt 2007 (Reihe: Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Bd. 9). Teilweise zugl. Diss. Universität Stuttgart, 2004, ISBN 3-534-20266-X
Weblinks
Commons: Radom – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienFußnoten
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 22. Juli 2011.
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 22. Juli 2011.
Woiwodschaft Masowien (Województwo Mazowieckie)Kreisfreie Städte: Ostrołęka | Płock | Radom | Siedlce | Warschau
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