Vatikanbank

Vatikanbank
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Das Istituto per le Opere di Religione (IOR) (deutsch Institut für die religiösen Werke), besser bekannt als Vatikanbank, ist eine Bank im Besitz des Vatikans. Sie ist jedoch nicht mit der Staatsbank des Vatikans identisch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit päpstlicher Konstitution vom 11. Februar 1887 ordnete Papst Leo XIII. die Bildung der Amministrazione delle Opere di Religione, also der Verwaltung der Religiösen Werke an. Es war eine Reaktion auf die Zerschlagung des Kirchenstaates von 1870. Die AOR war zunächst nicht mehr als eine Art Sammel- und Verwaltungsstelle für das päpstliche Restvermögen und die Ausgleichszahlungen, die die junge italienische Monarchie dem Heiligen Stuhl für den Verlust des Staatsterritoriums des Kirchenstaates gewährt hatte. Überdies erhielt der Papst vom italienischen Staat bis zur Unterzeichnung der Lateranverträge 1929 eine jährliche Apanage, die für die damalige Zeit ein Vermögen darstellte. Das alles wollte Leo XIII. zentral verwaltet wissen. Die AOR war aber keine Bank und trat auch nicht als eine solche in Erscheinung. Bis 1942 war die Existenz dieser Verwaltung, die direkt dem Papst unterstellt war, kaum bekannt.

Papst Pius XII. benannte am 27. Juli 1942 die AOR in IOR um und machte das Institut am 24. Januar 1944 schließlich zu einer echten, eigenständigen Bank. Der Begriff Vatikanbank wurde aber erst sehr viel später gebräuchlich.

Durch die Zahlungen aus den Lateranverträgen und das finanzielle Geschick des ersten Direktors des IOR, Bernardino Nogara, vermehrte sich das Ursprungsvermögen des IOR rasch. Allerdings stießen einige seiner Anlageentscheidungen später auf Kritik der Öffentlichkeit. Beispielsweise wurde kritisiert, dass einige Firmen, an denen das IOR Anteile besaß, an der Aufrüstung Italiens oder an der Herstellung der Anti-Baby-Pille beteiligt gewesen seien.

Skandale um die Vatikanbank

Ende der 1970er Jahre gab es einen Skandal um undurchsichtige Geschäfte, in die das IOR und der Banco Ambrosiano sowie die Mafia verwickelt waren. Der Mord an Roberto Calvi wurde dabei auch dem Vatikan angelastet. Es wird vermutet, dass über den Banco Ambrosiano die geheime Finanzierung der Solidarność-Bewegung in Polen stattgefunden habe. Eng mit diesem Skandal verknüpft ist der Name des damaligen Leiters des IOR, Erzbischof Paul Casimir Marcinkus. Diesem wurden Verbindungen zur italienischen Mafia nachgesagt.

Der Zusammenbruch der Banco Ambrosiano und die Ermittlungen rund um diesen Bankrott, den Tod Roberto Calvis und Johannes Pauls I. entwickelten sich zu einer wirklichen Bedrohung nicht nur für das IOR, sondern für die Reputation des Vatikans schlechthin. Diese Geschehnisse sowie der Tod Johannes Pauls I. werden unter anderem im Film Der Pate III (1990) aufgegriffen und filmisch interpretiert. Beweise für die darin behaupteten Verbindungen liegen jedoch nicht vor.

In der Folge richtete Johannes Paul II. einen Wächterrat von fünf Kardinälen ein, die so genannte Commissione Cardinalizia di vigilanza. Dieses Gremium soll darüber wachen, dass das IOR sich nicht mehr in dunkle Geschäfte verwickeln lässt oder diese selber initiiert. Mitglieder dieser Kommission sind derzeit (Stand 2008) die Kardinäle Tarcisio Bertone, Attilio Nicora, Jean-Louis Tauran, Telesphore Placidus Toppo sowie Odilo Pedro Scherer.

Heutige Situation

Das IOR arbeitet heute mit eigenem Vermögen und auf eigene Rechnung im Auftrag des jeweiligen Papstes, der, juristisch gesehen, Alleineigentümer des IOR ist. Bis heute legt das IOR seine Bilanzen nicht offen. Insbesondere ist das IOR nicht Teil der APSA, der Amministrazione del Patrimonio della Sede Apostolica, der Verwaltung für das Patrimonium des Heiligen Stuhl. Diese Institution verwaltet heute das Restvermögen aus jenen Geldern, die infolge der Lateranverträge in die päpstlichen Kassen flossen. Vermögensrechtlich hat das IOR also nichts mehr mit den so genannten Laterangeldern zu tun.

Das IOR fungiert heute vielmehr als eine Art Girozentrale für die römisch-katholische Weltkirche. Viele Diözesen, Orden, Stiftungen und andere katholische Einrichtungen unterhalten ein Konto beim IOR. Der Aufsichtsratschef des IOR, Angelo Caiola, bezifferte das Vermögen des IOR Ende November 1989 auf 7 Milliarden DM, das vor allem in ausländischen Wertpapieren angelegt worden sei. Unter anderem nannte Caiola als wichtiges Vermögen des IOR Anteile an 5 Bankhäusern, ohne diese aber zu benennen.

Kardinal Castillo Lara bezifferte 1994 die Einlagen des IOR mit 7 Billionen Lire, was damals rund 4 Milliarden US-Dollar entsprach. Die Nettoeinnahmen betrugen laut Lara im gleichen Jahr rund 70 Milliarden Lire, also rund 40 Millionen US-Dollar.

Die Goldreserven des IOR, von Bernardino Nogara in den 1930er Jahren aufgebaut, bestanden laut Angaben der Präfektur für die Ökonomischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhl im Januar 1992 aus 235.765 Feinunzen im damaligen Gegenwert von rund 83 Millionen US-Dollar. Ende 1992 waren es nur noch 139.302 Feinunzen und Ende 1993 hatte das IOR nur noch 47.772 Feinunzen Gold in seinen Büchern.

Leitung des IOR

(Stand Juni 2005):

Aufsichtsrat

  • Prof. Angelo Caloia (Präsident)
  • Virgil C. Dechant (Vizepräsident)
  • Dr. Robert Studer
  • Dr. Manuel Soto Serrano
  • Dr. Ronaldo Hermann Schmitz

Generaldirektion

  • Paolo Cipriani (Generaldirektor)
  • Dr. Mario Trippanera (Vize-Generaldirektor)
  • Dr. Alessandro Lombardi (Assistierender Vize-Generaldirektor)
  • Antonio Chiminello (Manager)

Revisoren

  • Prof. Avvocato Francesco Benatti
  • Dr. Mark Martinelli
  • Dr. Rodolfo Molinuevo

Siehe auch

Literatur

  • Conferenza Episcopale Italiana: Dalla parola alle opere. 15 anni di testimonianze del Vangelo della carità nel Terzo Mondo. on-line: [1].
  • Umberto Folena: La vera questua. Analisi critica di un'inchiesta giornalistica. Avvenire Nuova Editoriale Italiana, Milano, 2008, ISBN 9771120602306
  • Giancarlo Galli: Finanza bianca. La Chiesa, i soldi, il potere. Mondadori, 2004 ISBN 88-04-51262-8
  • Jonathan Levy: The Vatican Bank. Chapter in: Everything You Know is Wrong, Disinformation Press, 2002, ISBN 1-56731-701-4
  • Larry Gurwin: The Calvi Affair: Death of a Banker. Pan Books, London, 1984, ISBN 0-330-28540-8
  • Heribert Blondiau, Udo Gümpel: Der Vatikan heiligt die Mittel. Mord am Bankier Gottes. Patmos, Düsseldorf, 1999 ISBN 3-491-72417-1
  • Friederike Hausmann: Kleine Geschichte Italiens von 1943 bis heute. Berlin, 1997, S. 118–123.
  • Nino Lo Bello: Vatikan im Zwielicht. Die unheiligen Geschäfte des Kirchenstaates. Heyne, München 1992, ISBN 3-453-03745-6
  • John F. Pollard : Money and the Rise of the Modern Papacy: Financing the Vatican, 1850–1950. Cambridge University Press, Cambridge, 2005 ISBN 0-521-81204-6
  • Charles Raw: The Moneychangers: How the Vatican Bank Enabled Roberto Calvi to Steal 250 Million Dollars for the Heads of the P2 Masonic Lodge. Harvill Press, 1999 ISBN 0-00-217338-7
  • Nick Tosches: Geschäfte mit dem Vatikan. Die Affäre Sindona. Droemer Knaur, München, 1987, ISBN 3-426-03970-2
  • David A. Yallop: Im Namen Gottes? Der mysteriöse Tod des 33- Tage- Papstes Johannes Paul I. (Taschenbuch), Rowohlt Tb.; Auflage: Vollst. überarb. N.-A. (September 2001), Sprache: Deutsch, Englisch; ISBN 3-499-61175-9


Belletristik und Kunst:

  • Eckhard Henscheid: Hoch lebe Erzbischof Paul Casimir Marcinkus!. Haffman, Zürich 1990, ISBN 3-251-01070-0 (Ausgewählte Satiren und Glossen; Bd. 2)
  • Mark Lombardi: Global Networks. Mark Lombardi, Robert Carleton Hobbs, Judith Richards; Independent Curators, 2003 (published for the travelling exhibition of his work, „Mark Lombardi Global Networks“. ISBN 0-916365-67-0

Weblinks


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