- A.V. Igel
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Die Akademische Verbindung Igel ist eine seit 1871 bestehende Studentenverbindung an der Universität Tübingen.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Die A.V. Igel ist nicht-schlagend, nicht-farbentragend (daher eine schwarze Verbindung) und führt auch keine Farben, sondern besitzt nur die „Spottfarben“ schwarzgrau, mausgrau und silbergrau. Das hängt mit der Geschichte des Igels zusammen, der als Verbindung begründet wurde, um andere Verbindungen mit ihren Ritualen und Farben ins Lächerliche zu ziehen. Da der Igel keine richtigen Farben besitzt und diese Distanziertheit von einer normalen Verbindung auch ausdrücken will, weht auf seines Daches Mast keine Flagge in seinen Farben, sondern immer die Flagge der höchsten politischen Ordnung (bis in die 1990er Jahre die Deutsche Flagge, seit etwa 1995 die Europaflagge). Der Igel ist politisch und konfessionell neutral.
Die A.V. Igel gehört heute keinem Dachverband o.ä. mehr an. Der Igel war 1952 Gründermitglied des Wernigeroder Schwarzen Verbandes (WSR), der sich 1973 mit dem Miltenberger Ring (MR) zum Miltenberger-Wernigeroder-Ring (MWR) verband. Ende der 1980er Jahre trat der Igel aus dem Miltenberger-Wernigeroder-Ring aus.
Die Verbindung versteht sich als Freundschaftsbund und als eine Gemeinschaft auf Lebenszeit. Seine Devisen sind Igel sei’s Panier und Telorum aeterna seges („Ewig die Saat der Stacheln“).
Geschichte
Als Gründungsdatum gilt der 1. Mai 1871. Im Wintersemester 1870/71 trafen sich hin und wieder einige Freunde um Friedrich Gruner, den die Verbindung als Ur-Igel, als Gründer und Vater des Igels bezeichnet. Sie nannten sich gegenseitig „Igel“.
Im Wintersemester 1872/73 bekam Gruner Kontakt zu einem aus Tübinger Abiturienten hervorgegangenen Freundeskreis um Eugen Kommerell. Als Ende des Wintersemesters 1873/74 viele Angehörige des Freundeskreises um Gruner Tübingen verließen, sah dieser sich gezwungen, den Ur-Igel aufzulösen. Zu der Auflösungsfeier lud er auch den Freundeskreis um Kommerell ein. Durch ein Missverständnis kam es zur Neubelebung des Igels, der nun vor allem durch die Gruppe um Kommerell gebildet wurde.
Um an der 400-Jahr-Feier der Universität Tübingen als Korporation teilnehmen zu können, gründete sich der Igel 1877 auch offiziell, zunächst als Tübinger Gesellschaft Igel. Ab 1879 trafen sich die Igel in der Kneipe Hades, wo sie langsam eine Satzung, Konvente und Ämter entwickelten. Einige Jahre später führte der Igel das Schlagen ein, das 1920 wieder abgeschafft wurde. Seit dem Ende der 80er Jahre des vorletzten Jahrhunderts wurde schließlich auch offiziell der Name „Verbindung Igel“ geführt. Im Jahr 1898 wurde der Altenverein gegründet, der bald den Bau eines gemeinsamen Hauses in Angriff nahm. Dieses wurde am 27. Juli 1902 feierlich eingeweiht.
Nach 1933 geriet der Igel zunehmend unter nationalsozialistischen Druck und wurde schließlich im April 1938 zusammen mit der Verbindung Virtembergia als Kameradschaft Neithardt von Gneisenau in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund eingegliedert. Sitz dieser Kameradschaft war das Haus der Virtembergia.
Im Herbst 1947 rief Hans Hermann Teuffel den Igel neu ins Leben. Das Haus konnte jedoch erst im Wintersemester 1951/52 wieder vollständig bezogen werden, da es vorher vom Württembergischen Rechnungshof genutzt wurde. Mit der Fertigstellung des Anbaus 1963 bekam das Igelhaus sein heutiges Aussehen. Weil der 1. Mai 1871 als Gründungsdatum festgelegt ist, feierte der Igel 2001 sein 130-jähriges Bestehen.
Verbindungshaus
Das Verbindungshaus der A.V. Igel wurde im Jahre 1902 erbaut. In den 1960er Jahren wurde ein umfassender An- bzw. Umbau vorgenommen, durch den unter anderem der Eingangsbereich neu gestaltet wurde. Der ursprüngliche Hauboden musste zwei Aktivenzimmern und dem heutigen Cafézimmer weichen.
Das Haus wurde im Jahre 2002 aus Anlass des hundertjährigen Hausjubiläums komplett saniert und vereint heute modernen Lebenskomfort mit traditionsreichem Interieur.
Persönlichkeiten (Auswahl)
Ehrenalte
- Joseph Victor von Scheffel, Dichter und Schriftsteller
Bekannte Bundesbrüder
- Heinz Autenrieth, Jurist, Ministerialdirigent
- Dietrich Bonhoeffer, Theologe, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
- Karl Bonhoeffer, Professor der Psychiatrie und Neurologie
- Rudolf Bultmann, evangelischer Theologe und Philosoph
- Constantin von Dietze, Agrarwissenschaftler, Jurist, Volkswirt und Theologe; Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
- Robert Fischer, Präsident des Bundesgerichtshofs
- Robert Gaupp, em. o. Professor der Psychiatrie
- Ulrich Gauß, Oberbürgermeister von Waiblingen
- Karl Heck, Bundesverfassungsrichter
- Hartmut Kilger, Präsident des Deutschen Anwaltvereins
- Arnulf Klett, Oberbürgermeister von Stuttgart
- Karl Mandry, Justizminister von Württemberg
- Adolf Merckle, Industrieller, Gründer des Pharmaunternehmens ratiopharm
- Carl von Noorden, Geheimer Medizinalrat, Professor der Inneren Medizin
- Christoph Palm, Oberbürgermeister von Fellbach und Landtagsabgeordneter
- Theodor Pfizer, Oberbürgermeister von Ulm
- Andreas Renschler, Mitglied des Vorstands der Daimler AG
- Friedrich Roemer, Regierungspräsident von Nordwürttemberg bzw. Stuttgart
- Hans Sachs, Geheimer Regierungsrat, Mitglied des Reichstags
- Rüdiger Schleicher, Professor für Luftfahrtrecht, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
- Arnold Schmidt-Brücken, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg
- Kuno Graf von Westarp, Politiker, Mitglied des Reichstags
- Claus Westermann, Professor der Theologie
Siehe auch
Weblinks
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