Viechelnsche Fahrt

Viechelnsche Fahrt
Wallensteingraben in Dorf Mecklenburg
Karte Tilemann Stellas zur geplanten Verbindung von der Elbe bis zur Ostsee von 1576

Der Wallensteingraben ist ein Verbindungsgraben zwischen dem Schweriner See und der Ostsee. Er beginnt an der Nordseite des Schweriner Sees zwischen Bad Kleinen und Hohen Viecheln und überwindet auf seinem ca. 20 Kilometer langen Lauf ca. 38 Höhenmeter.

Der Name des Grabens geht auf den Feldherrn Wallenstein zurück, obwohl dieser mit der Planung und dem Bau des Wasserlaufs nichts zu tun hatte. Seine ursprüngliche Bezeichnung war die "Viechelnsche Fahrt". Schon im 14. Jahrhundert wurde die Hansestadt Wismar vom lebenswichtigen Salzhandel mit Lüneburg durch den 1398 fertiggestellten Stecknitzkanal abgeschnitten, weil der Transport auf der Wasserstraße günstiger war als mit dem Wagen. Es wurde nach einem ähnlichen kurzen Weg von Dömitz über Elde und Stör gesucht. Bereits 1480 hatte Herzog Magnus II. Planentwürfe für einen Kanal zwischen Schwerin und Wismar erstellen lassen. Später kam der Gedanke auf, Wismar mit dem Schaalsee zu verbinden, der über die Schaale zur Elbe abfließt.[1][2] 1531 begann unter Herzog Albrecht VII. der Bau ab Hohen Viecheln in einem ersten Abschnitt bis zum Lostener See, weiteres scheiterte zunächst an der Uneinigkeit mit seinem Mitregenten und Bruder Heinrich V..

Ab dem Lostener See sollte der vorhandene Bachlauf der Steffine genutzt werden. Erst 1565 wurde im Auftrag von den Herzögen Johann Albrecht I. und Ulrich durch den Mathematiker, Geograf und Astronom Tilemann Stella ein Gutachten und Plan für einen Kanal mit 12 Schleusen angefertigt. Mit dem Bau der Viechelnschen Fahrt wurde 1577 begonnen und ein Lüneburger Lastkahn soll 1594 den Kanal befahren haben. Der Ausbau wurde aus Geldmangel eingestellt und die bereits fertig gestellten Teile verfielen. Das Wasser suchte sich teilweise neue Wege. Gleichwohl wird der Kanal in der Zweiten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung von 1621 erwähnt. Als Wallenstein ab 1629 kurzzeitig als Herzog in Mecklenburg herrschte, war ihm die strategische Bedeutung des Grabens klar, aber einen Ausbau brachte auch er nicht zuwege.[3] Der Wasserlauf wurde, wie in dieser Zeit üblich, durch Wassermühlen und -hämmer genutzt, von denen aber keine erhalten sind. So wurde er auch kurz vor der Mündung bei Wismar im Mühlenteich aufgestaut.

Der Wallensteingraben mit seiner geringen Tiefe (teilweise deutlich weniger als 50 Zentimeter) und seinem naturbelassenen Bett ist nur für geübte Wasserwanderer mit flachen Booten geeignet. Derzeit im Umlauf befindliche Kartenmaterialien zeigen die vorhandenen Hindernisse nur ungenau auf. Neben den bekannten Wehren und Stromschnellen behindern zahlreiche umgestürzte Bäume insbesondere im Wald um Moidentin die Fahrt. Aufgrund des unzugänglichen Ufers ist ein Umtragen der Hindernisse teilweise unmöglich.

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 19 ff. ISBN 3910179061
  • Friedrich Stuhr: Der Elbe-Ostsee-Kanal zwischen Dömitz und Wismar. In: Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. - Bd. 64 (1899), S. 193-260

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Dies war 1588 für Lübeck Anlass, die Vereinigung von Ratzeburger See und Schaalsee ins Auge zu fassen, weil es dann über die Wakenitz einen direkten Zugang zur Elbe gehabt hätte. Vgl. Schlie aaO, S. 19, Fn. 6
  2. Der Schaalseekanal wurde dann erst im 20. Jahrhundert geschaffen.
  3. Aus diesem Grunde rätselt die Literatur bis heute über den durch nichts begründeten Namenswechsel der Viechelnschen Fahrt in Wallensteingraben. Vgl. Schlie, S. 22 unter Verweis auf Norrmann: Ueber Wismars Handelslage und deren Benutzung in älteren Zeiten. Rostock 1804, S. 64.

Weblinks


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