Bauranoit

Bauranoit
Bauranoit
Bauranoite - Krasnokamensk, Chitinskaya Oblast, Siberia, Russia.jpg
Orangefarbener Bauranoit (Bildbreite: 6 mm)
Andere Namen
  • IMA 1971-052
Chemische Formel Ba[(UO2)2|O3] • 4-5H2O[1]
Mineralklasse Oxide und Hydroxide
4.GB.20 (8. Auflage: IV/H.06-30) (nach Strunz)
05.04.02.02 (nach Dana)
Kristallsystem triklin[2]
Kristallklasse nicht definiert
Farbe rötlichbraun
Strichfarbe
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,283 bis 5,420[3]
Glanz
Transparenz durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit
Habitus dichte, feinkörnige Aggregate
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,911 bis 1,916 ; nγ = 1,920 bis 1,932[4]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,009 bis 0,016[4] ; zweiachsig negativ
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ gemessen: 81°[4]
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Calciouranoit, Metacalciouranoit, Wölsendorfit
Radioaktivität sehr stark radioaktiv
Besondere Kennzeichen giftig

Bauranoit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ba[(UO2)2|O3] • 4-5H2O[1] und entwickelt vorwiegend massige, feinkörnige Aggregate von rötlichbrauner Farbe.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Das Mineral ist aufgrund seines Bariumgehaltes von etwa 17 % giftig und durch seinen Urangehalt von bis zu 59 % als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 105,67 kBq/g [2] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Bauranoit zusammen mit Metacalciouranoit 1971 in der Molybdän-Uran-Lagerstätte Strelzowskoje bei Krasnokamensk in der russischen Region Transbaikalien und beschrieben durch V.P. Rogova, L.N. Belova, G.N. Kiziyarov und N.N. Koznetsova, die das Mineral in nach seinen wichtigsten Bestandteilen Barium (Ba) und Uran benannten. Nach Anerkennung des Minerals und seines Namens durch die International Mineralogical Association (Register-Nr. IMA 1971-052) wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name 1973 im Wissenschaftsmagazin „American Mineralogist“ (58, 1111) veröffentlicht.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bauranoit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Uranyl-Hydroxide und -Hydrate“, wo er zusammen mit Calciouranoit, Metacalciouranoit und Wölsendorfit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Bauranoit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Uranyl Hydroxide“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit zusätzlichen Kationen (K, Ca, Ba, Pb usw.) mit vorwiegend UO2(O,OH)5 pentagonalen Polyedern“ zu finden ist, wo es zusammen mit Calciouranoit und Metacalciouranoit die „Calciouranoit-Bauranoit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.GB.20 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bauranoit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Uran- und thoriumhaltige Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Calciouranoit in der unbenannten Gruppe 05.04.02 innerhalb der Unterabteilung „Uran- und thoriumhaltige Oxide, die Erdalkalimetall-Elemente enthalten (wasserhaltig)“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Bauranoit mit Einschlüssen von Galenit (Probengröße: 2,5 x 1,5 x 0,8 cm)
Massiges Aggregat einer orangefarbenen Bauranoitpseudomorphose nach Pechblende mit Äderchen aus rotem Rhyolith

Bauranoit bildet sich metamorph in der Oxidationszone von Uran-Molybdän-Lagerstätten, wo es einerseits Uraninit (Pechblende) ersetzt und andererseits durch Uranophan ersetzt wird. Begleitminerale sind entsprechend Uraninite und Uranophan, aber auch Calciouranoit, Metacalciouranoit und Protasit.[3]

Bisher (Stand: 2011) konnte Bauranoit nur an seiner Typlokalität Strelzowskoje bei Krasnokamensk in Russland nachgewiesen werden.[4]

Kristallstruktur

Bauranoit kristallisiert im triklinen Kristallsystem, allerdings sind bisher keine Daten zur Raumgruppe oder den Gitterparametern verfügbar.

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollten Proben nur in staub- und stahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (oral) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 251.
  2. a b Webmineral - Bauranoite (englisch)
  3. a b Handbook of Mineralogy - Bauranoite (englisch, PDF 63,1 kB)
  4. a b c d MinDat - Bauranoite (englisch)

Literatur

  • V.P. Rogova, L.N. Belova, G.N. Kiziyarov, N.N. Kuznetsova (1973): Bauranoite and metacaltsuranoite [metacalciouranoite] - new minerals of the group of hydrous uranium oxides. Zap. Vses. Mineral. Obshch., 102, 75-81 (russian) and American Mineralogist, 58, 1111 (englisch)

Weblinks

 Commons: Bauranoite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Calciouranoit — Andere Namen IMA 1973 004 Chemische Formel (Ca,Ba,Pb)[UO2)2|O3] • 5H2O Mineralklasse Oxide (Uranylhydroxide und hydrate) 4.GB.20 (8. Auflage: IV/H.06 10) (nach Strunz) 05.04.02.01 (nach Dana) Krista …   Deutsch Wikipedia

  • Metacalciouranoit — (Metacalcio Uranoit , IMA1971 054) Andere Namen IMA 1971 054 Chemische Formel (Ca,Na,Ba)[UO2)2|O3] • 2H2O Mineralklasse Oxide und Hydroxide 4.GB.20 (8. Auflage: IV/H.06 20) (nach Strunz) 05.04.03.01 (nach Dana) …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Dana/Oxide und Hydroxide — Die Oxide und Hydroxide in der Systematik der Minerale nach Dana umfassen die Klasse III dieser Systematik. Nach der neuen Dana Klassifikation besteht die Klasse aus den Unterklassen 4 (Oxide), 5 (Uran und thoriumhaltige Oxide), 6 (Hydroxide und… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller zur Zeit bekannten Minerale (Stand 2008) auf der Grundlage der neuen Systematik (9. Auflage) von Hugo Strunz, die größtenteils auch von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständige… …   Deutsch Wikipedia

  • Wölsendorfit — Chemische Formel Pb7[(UO2)14|O19|(OH)4] • 12H2O Mineralklasse Oxide und Hydroxide 4.GB.30 (8. Auflage: IV/H.06 40) (nach Strunz) 05.04.03.02 (nach Dana) Kristallsystem orthorhombisch …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Minerale — Die Liste der Minerale ist eine alphabetisch geordnete Übersicht von Mineralen, Synonymen und bergmännischen Bezeichnungen. Ebenfalls aufgeführt werden hier Mineral Varietäten, Mineralgruppen und Mischkristallreihen, zu denen teilweise bereits… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller Minerale auf der Grundlage der Systematik von Hugo Strunz und anerkannt durch die International Mineralogical Association (IMA) (Stand 2004). Seit 2001 gilt die neue und in weiten Teilen überarbeitete… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”