Villa Koecher

Villa Koecher
Villa Koecher (ca. 1905)

Die Villa Koecher ist eine gründerzeitliche Villa mit Garten in der Stadt Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Sie entstand zusammen mit einem Ensemble weiterer repräsentativer Bauten außerhalb der historischen Stadtmauer an der Magdeburger Straße (zwischenzeitlich Hindenburgstraße).

Inhaltsverzeichnis

Entstehungs- und Baugeschichte der Villa Koecher

Die Villa Koecher wurde im Jahre 1879 für Erich Köcher fertiggestellt, wie aus den Bauunterlagen im Stadtarchiv Halberstadt hervorgeht. 1945 fiel mit großen Teilen von Halberstadt auch die unmittelbare Umgebung der Villa Koecher während des Bombardements vom 8. April größtenteils den Flammen zum Opfer, wobei die Villa selbst, nicht aber das zugehörige Kutschfahrerhaus, von einem direkten Bombentreffer verschont blieb. Zwischen 1945 und 1990 traten immer mehr Schäden auf, die nur notdürftig oder gar nicht behoben wurden, weil Baumaterial nicht beschafft werden konnte oder durfte. Aufgrund umfangreicher Schäden dauert die Renovierung seit 1991 an, wobei der Erhalt historischer Substanz große Priorität hat.

Die Nutzung der Villa Koecher

Vor der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert beherbergte die Villa Koecher die Praxis des Homöopathen Niedieck. Der Bauherr, Erich Köcher, veräußerte das Gebäude um 1900 an die Eheleute Auguste und Johannes Maak, Apothekenbesitzer aus Halberstadt. Johannes Maak beteiligte sich an den Ausgrabungen und der wissenschaftlichen Erfassung der Halberstädter Dinosaurierfunde[1][2] Von 1928 an beherbergte die Villa Koecher die Zahnarztpraxis Dr. Wilhelm Maak. Seine Schwester, Elisabeth Maak, unterrichtete als Klavierlehrerin im gleichen Hause.

Im und nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Ausgebombte und Flüchtlinge vorübergehend Zuflucht.

Nach 1950 wurden Teile des Gebäudes der NDPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) zugewiesen, welche sich während der Wende mit der LDPD zum Bund Freier Demokraten zusammenschloss, der schließlich der FDP beitrat. Diese nutzte die Villa Koecher bis etwa 1993.

Ein weiterer Teil des Gebäudes beherbergte von 1971 bis unmittelbar nach der Wende die Urania.

Zwangsverwaltung durch den VEB Gebäudewirtschaft bestand bis zum Ende des Bestehens der DDR.

Einordnung in Kunst- und Architekturgeschichte

Die Villa Koecher ist ein Gebäude im italienischen Stil (Klassizismus). Erwähnenswert ist neben der Gesamtarchitektur das künstlerisch gestaltete gusseiserne Geländer des Treppenhauses.

Als für diese Zeit noch sehr ungewöhnliche Besonderheit hat das Gebäude ein Flachdach mit Mittenentwässerung, das ursprünglich in verlötetem Zinkblech ausgeführt war. Das Dach ist heute aus Gründen der Bedachungssicherheit in Polyestervlies bedacht und aus klimatischen und ökologischen Gründen mit einer extensiven Dachbegrünung versehen.

Zudem wird in den Räumen der Villa eine Sammlung von Klavieren und Hammerflügeln aus der Zeit Elisabeth Maaks erhalten. [3]

Der Garten

Erwähnenswert ist der Vorgarten mit einem selten großen, mehr als doppelt mannshohen Exemplar eines als Busch gewachsenen Buchsbaumes, vermutlich ein Bestandteil der Erstanlage des Vorgartens, wie auch ein aus mehreren Stammstücken bestehender hohler Rotdorn, eine immer wieder zurückgeschnittene Eibe mit starkem Stamm und ein großer violettblühender wurzelechter Flieder mit einem umfangreichen Stamm und vielen Schösslingen. Erst seit Beginn der 1970er Jahre gedeiht ein chinesischer Götterbaum direkt an der Vorgartenmauer zur Straße. Er verfügt mittlerweile über beachtliche Ausmaße. Der Vorgarten hatte wohl ursprünglich den Charakter eines repräsentativen Ziergartens mit streng in Form geschnittenen Sträuchern. Im Frühjahr ist er wegen der teppichartig wachsenden Frühblüher sehenswert.

Der rückwärtige Garten ist – und war auch immer – ein Nutzgarten, der unter anderem einen Restbestand der alten Obstbaumbepflanzung beinhaltet.

Eintrag als geschütztes Denkmal

Die Villa Koecher wurde bereits in den 1970er Jahren durch die Denkmalbehörde des Kreises Halberstadt unter Denkmalschutz gestellt. Da das Gebäude knapp außerhalb des Stadtsanierungsgebietes liegt, wurden bisher keine öffentlichen Mittel zur Unterstützung der Sanierung des Gebäudes bereitgestellt.

Quellen

  1. Fossilführende plistocäne Holtemme-Schotter bei Halberstadt im nördlichen Harzvorlande, Zu Maaks Funden eizeitlicher Pflanzen- und Insektenresten in der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (1907).
  2. Paläontologische Betrachtungen zur Harzregion mit Erläuertungen zu Maaks Sauerierfunden
  3. Hammerflügel in der Villa Koecher auf wiki.hammerfluegel.net
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