- Vilniusser Blutsonntag
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Der Vilniusser Blutsonntag bezeichnet die Ereignisse des 13. Januar 1991 in Vilnius, als bei den Demonstrationen für die Freiheit und Unabhängigkeit Litauens von der Sowjetunion vierzehn Menschen ums Leben kamen und mehr als 1000 Menschen verletzt wurden. Sie wurden teilweise von sowjetischen Panzern überrollt, teilweise erschossen.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Litauen gehörte bis zum Ersten Weltkrieg zu Russland. Im Zweiten Weltkrieg wurde Litauen aufgrund des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages dem Einflussbereich der Sowjetunion zugeschlagen und im Juni 1940 von der Roten Armee besetzt. Nach einer deutschen Besatzung ab 1941 kam das Land 1944 wieder unter sowjetische Herrschaft. Erst durch die Unabhängigkeitserklärung des erstmalig frei gewählten Obersten Sowjets vom 11. März 1990 erhielt Litauen seine Unabhängigkeit zurück (Singende Revolution).
Putsch und Niederschlagung
Moskau war nicht bereit, die Unabhängigkeit der baltischen Staaten hinzunehmen und reagierte in der Zeit vom April bis Mai 1990 mit einer Rohstoffblockade, die die Wirtschaft Litauens lähmte. Am 10. Januar 1991 forderte Generalsekretär Michael Gorbatschow das kommissarische Staatsoberhaupt Litauens Vytautas Landsbergis auf, die sowjetische Verfassung anzuerkennen und damit auf die Unabhängigkeit zu verzichten. Am 13. Januar 1991, dem Vilniusser Blutsonntag, versuchten Moskau-treue Kräfte sich mit Unterstützung sowjetischer Militärs an die Macht zu putschen. Dabei starben insgesamt 14 unbewaffnete Zivilisten, die Parlament und Fernsehturm in Vilnius verteidigten, über 1000 wurden verletzt. Der Putsch misslang. Als Antwort auf die blutigen Ereignisse fand am 9. Februar 1991 ein Referendum statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 85 % stimmten 90,5 % der Wähler für ein unabhängiges Litauen. Das isländische Parlament beschloss als erstes in der Welt, Litauen als unabhängigen Staat anzuerkennen.
Gorbatschow erklärte das Referendum für ungültig, das Fernsehgebäude blieb bis auf Weiteres besetzt. Bei einem Überfall der OMON-Truppen auf einen litauischen Grenzposten wurden sieben Grenzer getötet.
Nachdem im August 1991 auch in Moskau der Putschversuch kommunistischer Hardliner fehlgeschlagen war, wurde Litauens Unabhängigkeit innerhalb kürzester Zeit von über 90 Staaten anerkannt.
Die Gewalt des Vilniusser Blutsonntages stand im deutlichen Gegensatz zu der Gewaltlosigkeit des vorangegangenen Unabhängigkeitsprozesses und machte deutlich, dass die Unterdrückungsmechanismen der Sowjetunion auch in der Zeit von Perestroika und Glasnost noch wirksam waren. Letztlich führten die Demonstrationen in Litauen wie im gesamten Baltikum zur Unabhängigkeit der dortigen Staaten. Heute gehören alle drei baltischen Staaten der Europäischen Union an.
Zahlreiche Denkmäler und Gedenkstätten wurden für die Opfer des Blutsonntags errichtet, Straßen und Plätze nach ihnen benannt.
Todesopfer
Die Opfer waren:
- Loreta Asanavičiūtė (geb. 1967)
- Virginijus Druskis (geb. 1969)
- Darius Gerbutavičius (geb. 1973)
- Rolandas Jankauskas (geb. 1969)
- Rimantas Juknevičius (geb. 1966)
- Alvydas Kanapinskas (geb. 1952)
- Algimantas Petras Kavoliukas (geb. 1939)
- Vytautas Koncevičius (geb. 1941)
- Vidas Maciulevičius (geb. 1966)
- Titas Masiulis (geb. 1962)
- Alvydas Matulka (geb. 1955)
- Apolinaras Juozas Povilaitis (geb. 1937)
- Ignas Šimulionis (geb. 1973)
- Vytautas Vaitkus (geb. 1943)
Aufarbeitung
→ Hauptartikel: Affäre um die Freilassung von Michail Golovatov in ÖsterreichIm Zusammenhang mit dem Blutsonntag wird von Litauen der ehemalige KGB-Offizier Michail Golowatow mit europäischem Haftbefehl als Kriegsverbrecher gesucht. Golowatow wurde am 14. Juli 2011 am Flughafen Wien-Schwechat festgenommen. Weil die von Litauen gelieferten Informationen laut dem Wiener Außenministerium aber „zu vage“ waren, wurde er jedoch nach nur 24 Stunden wieder freigelassen. Dies führte zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Litauen und Österreich.[1]
Einzelnachweise
- ↑ Freilassung von Ex-KGB-Offizier: Auch Lettland protestiert Wiener Zeitung vom 19. Juli 2011, gesichtet 19. Juli 2011
Weblinks
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