Vinzenz Schwind

Vinzenz Schwind

Vinzenz Schwind (* 12. Mai 1910 in Aschaffenburg; † 17. März 1974 ebenda) war Chemiker und von 1946 bis 1970 Oberbürgermeister der unterfränkischen Stadt Aschaffenburg im Freistaat Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schwind wurde als Sohn des Steinmetzen und Bildhauers – später Kriminalkommissär – gleichen Vornamens und seiner Ehefrau Maria Magdalena, geborene Dölger in der Gabelsberger Straße 6 geboren. Nach Volksschule und Oberrealschule in Aschaffenburg absolvierte er am 29. März 1929 sein Abitur. Im gleichen Jahr nahm er das Studium der Natur-, Rechts- und Staatswissenschaften sowie der Geschichte an den Universitäten von Heidelberg und Königsberg auf. Nach Königsberg, wo er zum Dr. rer. nat. promovierte, immatrikulierte er sich nochmals im Wintersemester 1938/39 an der Universität Frankfurt am Main für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Bevor er 1938 seinen Dienst bei den Hoechster Farbwerken aufnahm, heiratete er Emmy Walter, die in Meran geborene Tochter des dortigen Hoteliers Valentin Walter und der aus der Aschaffenburger Herdfabrik–Dynastie stammenden Anna Veronika Koloseus. Nach Beendigung der Wehrpflicht, entlassen als Feldwebel der Reserve, wurde er ab Oktober 1944 zu den Leunawerken nach Merseburg versetzt. Im Mai 1954, im Alter von nur 46 Jahren, verstarb seine Frau Emmy, die viele Jahre karitative Aufgaben erfüllte.

Am 12. Mai 1960 feierte der damals dienstälteste Oberbürgermeister der Bundesrepublik seinen 50. Geburtstag. Im März 1965 heiratete er in Taufers (Südtirol) die Kunstmalerin Eva Maria Benken aus Nürnberg, Assistentin von Prof. Hermann Kaspar aus München, der die künstlerische Gestaltung des Rathauses, des Sitzungssaales und später des im Krieg zerstörten Deckengemäldes der Muttergottespfarrkirche übernommen hatte.

1973 erkrankte Schwind schwer und verstarb am 17. März 1974 im Alter von 63 Jahren in seiner Heimatstadt. Er wurde im Aschaffenburger Waldfriedhof neben seiner ersten Frau beigesetzt. Ihm zu Ehren wurde im Juli 1978 die Jahnstraße, an der er viele Jahre wohnte, in Schwindstraße umbenannt.

Karriere

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges trat Schwind in den Dienst der Stadt Aschaffenburg. Als Leiter des Wiederaufbauamtes war zunächst die Kriegschuttbeseitigung und die Instandsetzung der nur leicht beschädigten Wohnhäuser seine vordringliche Aufgabe. Am 31. Dezember 1945 ernannten die Amerikaner Schwind zum Oberbürgermeister der Stadt Aschaffenburg, sein Vorgänger Jean Stock wurde nach Würzburg berufen. Gemäss Schwinds Dringlichkeitsplan wurden die notwendigsten Kriegsschäden beseitigt und fehlende Geldmittel beschafft. Bis 1947 wurden die noch vorhandenen Schulen renoviert, das alte Krankenhaus wieder aufgebaut, ein Kulturkomitee gegründet, so dass im Blauen Saal des Frohsinn-Gebäudes ein bescheidener Theaterbetrieb anlaufen konnte.

Schwind wurde 1946, 1948 (Gegenkandidat Jean Stock, sein Vorgänger), 1952 (Gegenkandidat Alfons Goppel, späterer bayerischer Ministerpräsident), 1958 und 1964 wiedergewählt. 1970 verlor er die Wahl gegen seinen Nachfolger Dr. Willi Reiland. Die stadtgeschichtliche Bedeutung der Arbeit Schwinds von 1946 bis 1970 ist bis heute überall sichtbar. Als Schwind 1970 abtreten musste, hinterließ er einen von ihm vorgezeichneten Weg, der seinem Nachfolger Orientierungshilfe war. Der Leitsatz in seinem Schaffen als Oberbürgermeister hieß stets: „Ich war immer bestrebt, meine Pflicht zu tun und Überdurchschnittliches zu leisten.“

Literatur

  • Carsten Pollnick: Aschaffenburger Stadtoberhäupter Würzburg: Volksblatt Verlagsgesellschaft mbH 1983, ISBN 3-429-00875-1

Weblinks


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