Waldbahn (Forstwirtschaft)

Waldbahn (Forstwirtschaft)
Waldbahnbetrieb in Comandău, Rumänien (Bild aus 1996)
Zug der Museums-Waldbahn Naßwald

Eine Waldbahn ist ein Schienenverkehrsmittel, welches forstwirtschaftlichen Zwecken dient, in erster Linie dem Abtransport von geschlagenem Holz zu Sägewerken oder Bahnstationen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vor Erfindung der Eisenbahn wurden Stämme in großer Zahl bevorzugt mittels Holztrift aus den Wäldern befördert. An einer Klause wurden die Stämme mittels einer kontrolliert erzeugten Flutwelle zu Tal geschwemmt. Da diese Art des Transports nicht ohne Schaden am Frachtgut vonstatten ging, war sie z.B. für hochwertiges Bauholz ungeeignet. Eine weitere Möglichkeit des Transportes war (und ist noch immer) die Flößerei. Allerdings stand die notwendige Wasserkraft nicht immer zur Verfügung.

Shay auf einer amerikanischen Waldbahn
Touristikzüge und Schmalspurmuseum Kemence

Einfache Pferdebahnen mit hölzernen Schienen, wie sie auch schon im Bergbau Verwendung fanden, wurden ab dem 18. Jahrhundert angelegt, mit der Erfindung der Dampflokomotive und der stählernen Schienen fanden diese bald auch in der Forstwirtschaft Verwendung. Aufgrund der besonderen Bedingungen im Forstbetrieb fanden wie bei Feldbahnen vorzugsweise Schmalspurbahnen Verwendung als Waldbahn: sie erlaubten enge Bogenradien in schwierigem Gelände, erforderten keinen aufwändigen Unterbau und waren bei Bedarf transportabel, wenn es darum ging, mit dem Streckenverlauf den wechselnden Schlägerungsgebieten zu folgen. In besonders weitläufigen Regionen, wie zum Beispiel im Nordwesten der USA, wurden auch umfangreiche Streckennetze in Normalspur ausschließlich für Forstzwecke gebaut, für diese wurden auch besondere Lokomotivtypen wie die Shay und Climax entwickelt.

Die Traktion erfolgte auf vielfältige Weise. Neben Dampflokomotiven und später Lokomotiven mit Verbrennungsmotoren hielt sich auch der Transport mit tierischer Kraft bis zum Ende der Waldbahnen. Häufig anzutreffen war auf einfach ausgestatteten Strecken auch der Transport mittels Schwerkraft: Auf in konstantem Gefälle angelegten Geleisen ließ man die beladenen Loren (Trucks) zu Tal rollen, Forstarbeiter fuhren auf diesen - unter Lebensgefahr - als Bremser mit, die leeren Wagen wurden mit Pferden wieder bergwärts gezogen.

Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Waldbahnen zusehends von Straßenfahrzeugen verdrängt, gegen Ende der 1960er Jahre waren sie in Westeuropa praktisch vollständig verschwunden, auf den Trassen wurden oft Forststraßen angelegt.

In einigen osteuropäischen Staaten konnten sich Waldbahnen zum Teil wesentlich länger halten, insbesondere in Russland sind noch einige weit verzweigte Streckennetze vorhanden. Auch in Ungarn sind heute noch mehrere Waldbahnen im aktiven Betrieb anzutreffen, auf einigen wird ein touristisches Nostalgiezugprogramm angeboten. Die zahlreichen Waldbahnbetriebe in Rumänien wurden bis auf wenige Ausnahmen in den 1990er Jahren eingestellt. In Westeuropa sind aufgrund der durchwegs frühzeitigen Einstellung praktisch keine Strecken als Museumsbahnen erhalten geblieben.

Siehe auch: Liste der Waldbahnen

Andere Bahnen zum Transport von Materialien

  • Feldbahnen zum Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse
  • Grubenbahnen zum Abbau von Erzen
  • Hafenbahnen zum Be- und Entladen von Gütern innerhalb eines Hafenbetriebes
  • Halligbahnen zum Transport von Baumaterialien des Küstenschutzes.
  • Heeresfeldbahnen zum Transport militärischer Güter und Truppen
  • Trümmerbahnen zum Transport der Trümmer nach dem Zweiten Weltkrieg
  • Werksbahnen zum Transport von Materialien in Industriebetrieben

Literatur

Manfred Hohn, Waldbahnen in Österreich, Verlag Slezak 1989, ISBN 3-85416-148-4

L.Reiner/H.Beiler/R.Sliwinski, Die Spiegelauer Waldbahn, Ohetaler Verlag Riedlhütte 2005, ISBN 3-937067-14-0

Friedemann Tischer, Die Muskauer Waldeisenbahn, Verlag Kenning, Nordhorn 2003, ISBN 3-933613-63-9

Weblinks


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