- Walter Pichler (Künstler)
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Walter Pichler (* 1. Oktober 1936 in Deutschnofen, Südtirol; lebt und arbeitet in Sankt Martin an der Raab im Burgenland und in Wien, Österreich) ist ein österreichischer Bildhauer, Architekt, Zeichner und Objektkünstler.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Walter Pichlers Familie verließ im Zuge der Option Südtirol. Er lernte an der Kunstgewerbeschule in Innsbruck. Im Jahr 1955 machte er seinen Abschluss an der Hochschule für Angewandten Kunst in Wien. Pichler arbeitet seit den 1960er Jahren als Künstler im Grenzbereich von Skulptur und Architektur. Im Jahr 1960 erfolgte ein Aufenthalt in Paris und 1963 eine Reise nach New York City und nach Mexiko.
Im Jahr 1963 hatte er seine erste Ausstellung "Architektur" gemeinsam mit Hans Hollein in der Galerie nächst St. Stephan in Wien. Pichler schafft Objekte, Skulpturen und Installationen (teilweise auch mobil) und beschäftigte sich anfangs mit architektonischen Entwürfen für utopische Stadtmodelle und mit plastischen Projekten, die sich mit Raum und dessen individueller Wahrnehmung auseinandersetzen. Er erdachte visionäre Architekturvorstellungen, für die er teilweise mit Hans Hollein zusammenarbeitete. Gemeinsam wollten sie in den 1960er Jahren die „Architektur von den Zwängen des Bauens befreien“, und „die Skulptur aus den Zwängen erstarrter Abstraktion lösen“. Von seinen Objekten sind die 1967 präsentierten „Prototypen“ oder der tragbare „TV-Helm“ als „Tragbares Wohnzimmer“, oder die pneumatische Skulptur „Großer Raum“ sehr bekannt.
Im Jahr 1967 hatte er eine Ausstellung im Museum of Modern Art in New York City, nahm er an der Biennale de Paris teil und war 1968 mit drei seiner „Prototypen“ und der „Fusion von Kugeln“ Teilnehmer der 4. documenta in Kassel. Er war auch auf der documenta 6 im Jahr 1977 vertreten. Im Jahr 1984 wurde ihm in Kassel der Arnold-Bode-Preis und 1985 in Wien der Große Österreichische Staatspreis für Bildende Kunst verliehen.
Im Jahr 1972 erwarb Pichler einen alten Bauernhof in St. Martin/Raab im Südburgenland, wo er bis heute lebt und arbeitet. Hier verbringt er mehr Zeit als in seinem Atelier in Wien, hier schafft er eine ideale Umgebung für seine Skulpturen. Diese werden grundsätzlich nicht verkauft, sondern Pichler baut für sie eigene Häuser. So entstanden neben dem Wohngebäude in St. Martin unter anderem das "Haus für den Rumpf und die Schädeldecken", das "Haus für die Wagen", das "Haus für das große Kreuz" und das "Haus für die zwei Tröge". St. Martin ist der ideale Ort für seine Skulpturen, sagt Pichler und schickt diese nur ungern zu Ausstellungen auf Reisen. Eine weitere Besonderheit dieses Künstlers: er arbeitet extrem langsam, benötigt manchmal Jahrzehnte für die Fertigstellung einer Skulptur, macht viele Skizzen, genaue Zeichnungen und Pläne, baut Modelle. Zeit ist für ihn ein wichtiger Werkstoff, gleichberechtigt mit Materialien wie Plastik, Lehm, Holz und diverse Metalle wie Blei, Zinn und Zink. Pichler legt größten Wert auf handwerkliche Qualität und Genauigkeit, immer wieder kombiniert er Materialien, die sich nur sehr schwer vereinen lassen. Seinen finanziellen Unterhalt bestreitet Pichler zum einen aus dem Verkauf von Skizzen, Plänen und Zeichnungen, zum anderen gestaltet er seit vielen Jahren Bücher, zunächst für den Residenz Verlag, jetzt für Jung und Jung. Lehraufträge an Universitäten und staatliche Auszeichnungen hat er fast immer abgelehnt. Eine Ausnahme bildete der Österreichische Staatspreis.
Wichtige Ausstellungen
- 1963: "Architektur" mit Hans Hollein, Galerie nächst St. Stephan, Wien
- 1967: "Visionary Architecture" mit Hans Hollein und Raimund Abraham, Museum of Modern Art, New York City
- 1968: 4. documenta, Kassel
- 1971: Museum des 20. Jahrhunderts, Wien
- 1973: Albertina (Wien)
- 1975: "Projects", Museum of Modern Art, New York
- 1978: Haus der Kunst, München, Israel-Museum, Jerusalem
- 1982: Biennale von Venedig
- 1987: "Skulpturen, Zeichnungen, Modelle", Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main
- 1990: "Skulpturen", Museum für angewandte Kunst, Wien
- 1998: "Drawings:Sculptures:Buildings", Stedelijk Museum, Amsterdam
- 2001: "Drawings, Sculptures, Architecture", Gladstone Gallery, New York
- 2008: "Es ist doch der Kopf", Berlin und Innsbruck
Literatur und Quellen
- Ausstellungskatalog zur IV. documenta: IV. documenta. Internationale Ausstellung; Katalog: Band 1: (Malerei und Plastik); Band 2: (Graphik/Objekte); Kassel 1968
- Kimpel, Harald / Stengel, Karin: documenta IV 1968 Internationale Ausstellung - Eine fotografische Rekonstruktion (Schriftenreihe des documenta-Archives); Bremen 2007, ISBN 978-3-86108-524-9
- Walter Pichler - 111 Zeichnungen, Residenz Verlag, Salzburg 1973
- Katalog zur documenta 6: Band 1: Malerei, Plastik/Environment, Performance; Band 2: Fotografie, Film, Video; Band 3: Handzeichnungen, Utopisches Design, Bücher; Kassel 1977 ISBN 3-920453-00-X
- Skulpturen Gebäude Projekte, Residenz Verlag, Salzburg 1983
- Bilder, Residenz Verlag, Salzburg 1986
- Zeichnungen Skulpturen Gebäude, Reisenz Verlag, Salzburg 1993
- Pichler, Walter: Haus neben der Schmiede, Jung und Jung, Wenen (2002) ISBN 3-902144-33-5
- Pichler, Walter: Skulptur Architektur, Jung und Jung, Wenen (2005) ISBN 3-902497-00-9
- Christian Reder: Forschende Denkweisen. Essays zu künstlerischem Arbeiten (zu Walter Pichler u. a.), grafische Gestaltung: Walter Pichler, Edition Transfer bei Springer Wien New York 2004, ISBN 3-211-20523-3
Weblinks
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