- Wasserförderung über lange Wegstrecken
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Eine Löschwasserförderung über lange Strecken wird bei Bränden notwendig, wenn größere Wassermengen benötigt werden, als im Einsatzgebiet vorhanden sind. Dies ist beispielsweise bei Waldbränden oder auch bei Großbränden der Fall.
Grundsätzlich funktioniert die Löschwasserförderung über lange Strecken genauso wie bei einer normalen Löschwasserförderung. Nur werden hier mehr Pumpen benötigt, um das Wasser durch die längere Schlauchleitung zu transportieren.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Um die Anzahl und die genaue Situierung der Pumpen durchzuführen, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden:
- Pumpenabstand: Wenn man davon ausgeht, dass eine übliche Pumpe einen Eingangsdruck von über 1,5 bar benötigt und einen Ausgangsdruck von maximal etwa 8 bar im Dauerbetrieb hat, so ergibt sich eine maximale Förderhöhe pro Pumpe von etwa 65 m.
- Druckverlust durch Schlauchlänge: Außerdem ist der Druckverlust in den Schlauchleitungen zu berücksichtigen. Ein normalerweise verwendeter B-Schlauch hat bei einer Fördermenge von 800 Liter/min einen Druckverlust von ca. 1 bar je 100 m Länge.
- Druckverlust durch geodätische Höhe: Speziell im bergigen Regionen spielt der Druckverlust durch Höhenunterschied eine wesentlich größere Rolle. So ist der Druckverlust durch 10 m Höhenunterschied bereits 1 bar.
- Aufstellungsort: Der Aufstellungsort sollte so gewählt werden, dass die Pumpe nicht zu weit im unwegsamen Gelände getragen werden muss, sondern sie eher an einer Waldstraße platziert wird.
- Pumpenleistung: Außerdem richtet sich die Fördermenge nach der Pumpenleistung der schwächsten Pumpe. Der Normwert bei üblichen Tragkraftspritzen (TS 8/8) beträgt 800 l/min. Wenn nur größere Pumpen, wie sie meist in Fahrzeugen eingebaut sind, verwendet werden, kann man auch zweisträngig pumpen, das heißt die Wasserförderung erfolgt über zwei parallele B-Leitungen, die über ein Sammelstück an der Eingangsseite der Pumpe zusammengeführt werden.
Varianten
Geschlossene Schaltreihe
Die geschlossene Schaltreihe ist ein Begriff deutscher Feuerwehren. Bei dieser Variante werden mehrere Kraftspritzen sowie eine ausreichende Anzahl an Druckschläuchen benötigt, um die Wegstrecke zu überwinden. Bei der geschlossenen Schaltreihe geht die Förderleitung von Kraftspritze zu Kraftspritze, d.h. es ist an jeder weiteren Kraftspritze ein bestimmter Eingangsdruck erforderlich (ca. 1,5 bis 2,0 bar).
Diese Variante ist die am häufigsten angewendete Schaltreihe, da sie einfacher zu realisieren ist als die offene Schaltreihe.
Offene Schaltreihe
Bei der offenen Schaltreihe speisen die Pumpen sich nicht gegenseitig, sondern jeweils einen Vorratsbehälter. Von diesen Behältern saugt jede Kraftspritze für sich an, wenn dieser entsprechend aufgefüllt ist. Vorteil gegenüber der geschlossenen Schaltreihe ist, dass die Löschwasserversorgung auch für eine gewisse Zeit aufrecht erhalten werden kann, wenn eine Pumpe ausfällt oder getauscht werden muss.
Da die offene Schaltreihe sehr aufwendig ist, wird sie kaum ausgeführt, obwohl man dabei den größeren verfügbaren Druck hätte.
Weitere Hinweise
Auch bei Tanklöschfahrzeugen wird üblicherweise direkt in die Ansaugleitung der Einbaupumpe gepumpt und nicht über den Tank, um eine Verunreinigung des Tanks zu vermeiden. Bei einer Anordnung, bei der der Tank als Puffer fungieren würde, ginge zudem der Eingangsdruck verloren und es wären zusätzliche Pumpen notwendig.
Reicht der Eingangsdruck an einer Pumpe nicht mehr aus um die Förderstrecke aufrechtzuerhalten und kann beispielsweise aufgrund der Topographie keine weitere Pumpe auf diesem Teil der Förderstrecke in Stellung gebracht werden, so kann ein Ausgleichsbehälter mit bspw. 5.000 Litern Kapazität eingesetzt werden, in den das Wasser gepumpt wird und von dem aus es von der nächsten Pumpe wieder angesaugt wird. Es wird also ein „künstlicher See“ erzeugt. Ausgleichsbehälter der älteren Bauart werden mit Stangen und Folien zusammengebaut, ähnlich einer Zeltkonstruktion. Modernere Ausgleichsbehälter können in nur wenigen Minuten mit Luft aus Atemluftflaschen aufgestellt werden.
Wenn es auch heute üblich ist, dass jeder Maschinist über Funk erreichbar ist und so die Reaktionszeiten beim Bedienen einer Pumpe beziehungsweise der ganzen Leitung kürzer sind, so kann ein Maschinist auch ohne Funkgerät nur mit dem Beobachten des Ansaug- und Ausgangsmanometers die Pumpe richtig steuern. Bei der Wasserförderung über lange Strecken in der Leitung werden auch Verteiler eingebaut, so dass man beim Abbau oder Austausch von Schläuchen die Leitung leichter entleeren kann. Außerdem ist es so möglich jederzeit einen C-Schlauch für den Eigenschutz anzuschließen. Hat man früher Druckbegrenzungsventile eher zum Schutz der Schläuche vor Druckstößen am Anfang der Leitungen eingebaut, so werden diese mit der Verbesserung der Schlauchqualität heute eher am Ende eines Schlauchabschnittes vor der nächsten Pumpe eingebaut, um diese vor zu hohen Eingangsdrücken, die schädlich auf die Lager sind, zu schützen.
Der Aufbau sieht also folgendermaßen aus (z. B. bei der Beteiligung mehrerer kleinerer Wehren, die jeweils eigenes Gerät verwenden):
1. Löschgruppe
- Wasserentnahme
- Tragkraftspritze
- B-Leitung (x Meter, je nach Höhenunterschied und Druckverlust)
- Verteiler
- Übergabe an die nächste Feuerwehr/Löschgruppe
2. Löschgruppe
- B-Schlauch (z. B. 5 m, von der Übergabestelle Verteiler zur Pumpe)
- Sammelstück
- Tragkraftspritze
- B-Leitung (x Meter, je nach Höhenunterschied und Druckverlust)
- Verteiler
- Übergabe an die nächste Wehr/Löschgruppe
3.-n. Löschgruppe
- analog 2. Löschgruppe
Da das Auf- und Abbauen einer solchen Leitung viel Zeit benötigt, wird man sie nur in unbedingt notwendigen Situationen verwenden. Meist dauert ein solcher Einsatz mehrere Stunden bis Tage. In diesem Fall muss man auch jederzeit auf Reservematerial zurückgreifen können. Auch der Nachschub von Treibstoff und die Versorgung der Mannschaft muss organisiert werden.Alternative
Eine Alternative zu dieser Art von Löschwasserversorgung stellt der so genannte Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen dar. In diesem Fall steht ein größeres Tanklöschfahrzeug oder ein größerer Ausgleichsbehälter als Puffer bereit, um laufend von eintreffenden Tanklöschfahrzeugen mit Wasser versorgt zu werden. Laufend pendeln eine Anzahl Tanklöschfahrzeugen zwischen der Wasserentnahmestelle und dem Puffer hin und her. Ergänzt werden können diese insbesondere in ländlichen Gegenden durch Traktoren mit Güllefässern. Speziell in entlegenen Gebieten, wo nur einspurige Straßen hinführen, stellt das eine Herausforderung an die Logistik der Einsatzleitung dar, um zu verhindern, dass sich die Fahrzeuge an Engstellen begegnen und damit das Pendeln verhindern. Unter Experten ist die Effektivität und Praxistauglichkeit des Pendelverkehrs stark umstritten, da der Aufwand und die Anzahl der benötigten Fahrzeuge mit ausreichendem Wassertank u.a. abhängig von der Entfernung sehr hoch ist. Hinzu kommt, dass viele der für den Pendelverkehr gut geeigneten großen Tanklöschfahrzeuge (TLF 24/50 bzw. TLF 20/40 u.ä.) mit Straßenantrieb ausgestattet sind, bzw. aufgrund ihres Gewichts selbst mit Allradantrieb in der Praxis eher eingeschränkt geländefähig sind. Traktoren dagegen sind zwar geländetauglich, haben aber (mit Ausnahme moderner, schnelllaufender Traktoren) auf befestigten Straßen meist einen Geschwindigkeitsnachteil, so dass sich verschieden schnelle Fahrzeuge gegenseitig behindern können.
Längste Schlauchleitung der Welt
Ursprünglich als Übung stellten die Feuerwehren im Salzkammergut in Österreich 2004 als Weltrekord die längste Löschwasserförderung der Welt auf. Sie förderten mit 77 Pumpen das Wasser über 26 km mit einem Höhenunterschied von 794 m Wasser vom Attersee in den Traunsee. Dazu waren 1.300 B-Schläuche notwendig.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Weltrekord - Wir waren dabei Freiwillige Feuerwehr Bad Hall abgerufen: 30. Dezember 2008
Weblinks
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