Wechte

Wechte
Gefahrenzone auf einer Wechte
Durch einen Bergsteiger im April 1997 verursachter Wechtenbruch auf der Wildspitze ohne schlimmere Konsequenzen. Am 4. April 2009 stürzte an derselben Stelle ein Bergsteiger durch den Bruch einer Wechte tödlich ab.[1]

Als Wechten (vor der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 noch Wächte) bezeichnet man die im Mittel- und Hochgebirge an Plateauabbrüchen, an Geländekanten wie Kämmen oder Graten, durch Schneeverfrachtung hervorgerufenen, stark verdichteten Schneeablagerungen direkt auf der windabgewandten und vornehmlich steileren Seite eines Grates mit keilförmigem Überhang auf die Leeseite.

Wechten sind für Bergsteiger, Touren- und Extremskifahrer überaus tückisch. Betritt man den günstiger erscheinenden, flacheren Scheitel der Wechte oberhalb des Wechtenspaltes, kann die Wechte abbrechen. Der Wechtenspalt – eine Art Sollbruchstelle einer Wechte – ist ein meist von Schnee überdeckter Spalt zwischen der Schneedecke auf der Luvseite und der auf der Leeseite überhängenden Wechte. Er entsteht durch Setzungsvorgänge und Kriechbewegungen der Wechte und verläuft auf der Luvseite etwas unterhalb der im Fels vorgegebenen Gratkante. Der Wechtenspalt ist häufig gar nicht oder nur kaum zu erkennen, was das Legen einer sicheren Spur erschwert. Da der Wechtenspalt nicht senkrecht über der Gratkante verläuft und die Spur in genügendem Sicherheitsabstand in der Flanke geführt werden muss, vergrößert sich der Abstand zur Wechtenkante. Dadurch kann in einer Seilschaft die sonst übliche Strategie – das Gehen am verkürzten Seil und das Springen auf die gegenüberliegende Seite bei Sturz eines Partners – nicht mehr anwendbar sein und die Sicherung der Seilschaft wird problematisch. In einem solchen Fall kann es günstiger sein, vom verkürzten Seil wieder auf die volle Seillänge zu gehen.[2]

Neben Bergsteigern kann auch die Gewichtsbelastung durch frischen Schnee oder Destabilisation des Schneeaufbaus bei Temperaturanstieg das Abbrechen der Wechten verursachen. Wechtenabbrüche können auch Lawinen auslösen.

Der bekannte österreichische Bergsteiger Hermann Buhl, Erstbesteiger des Nanga Parbat, kam bei einem Wechtenbruch im Karakorum an der Chogolisa ums Leben (er gilt als verschollen). Gleichermaßen ist Fritz Kasparek, der zu den Erstbesteigern der Eiger-Nordwand gehört, am Gipfelgrat des Salcantay in Peru tödlich verunglückt. Auch der französische Extrembergsteiger Patrick Berhault starb durch Wechtenbruch am Täschhorn (Wallis). Alfred Pallavicini, Namensgeber der Pallavicini-Rinne, starb am 26. Juni 1886 bei der Erstbegehung der Glocknerwand nach einem Wechtenbruch kurz unterhalb des Gipfels.

In Süddeutschland und Österreich wird der Ausdruck Schneewechte auch ganz allgemein für Schneeverwehungen verwendet.

Einzelnachweis

  1. PDF-File:Interview und Bilder zum Unglück; Stand 4. August 2009 (PDF; 1.05 MB)
  2. Pepi Stückl, Georg Sojer: Bergsteigen: Lehrbuch für alle Spielarten des Bergsteigens. Bruckmann, München 1996, ISBN=3-7654-2859-0, Seite 132

Weblinks

 Commons: Wechten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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