Weißkollm

Weißkollm
Weißkollm
Běły Chołmc
Gemeinde Lohsa
Koordinaten: 51° 25′ N, 14° 23′ O51.41666666666714.383333333333121Koordinaten: 51° 25′ 0″ N, 14° 23′ 0″ O
Höhe: 121 m ü. NN
Einwohner: 802 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1994
Postleitzahl: 02999
Vorwahl: 035724

Weißkollm, obersorbisch Běły Chołmc, ist mit rund 800 Einwohnern der drittgrößte Gemeindeteil Lohsas im Landkreis Bautzen in der Oberlausitz (Sachsen). Vor dem Zusammenschluss mit Lohsa am 1. Januar 1994 hatte die im sorbischen Siedlungsgebiet gelegene Gemeinde Weißkollm eine Fläche von 30,33 km² und etwa 900 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Weißkollm liegt im nördlichen Teil der Gemeinde Lohsa an der Kleinen Spree, etwa 10 Kilometer östlich von Hoyerswerda. Weißkollms Umgebung ist durch den Braunkohleabbau geprägt, der mehrere Restseen in der näheren Umgebung hinterlassen hat (Speicherbecken Lohsa II im Osten, Silbersee im Süden, Scheibesee im Nordwesten).

Umliegende Orte sind Riegel und Tiegling im Nordwesten und Dreiweibern im Osten. Lohsa liegt etwa drei Kilometer südlich.

Geschichte

Weißkollmer Schneidemühle
Steinkreuz in Weißkollm

Ortsgeschichte

Weißkollm wurde 1492 erstmals erwähnt. Der Ort war wahrscheinlich schon im 11. oder 12. Jahrhundert als Teil einer Siedlungsbrücke entlang der Kleinen Spree in Richtung Spremberg von Milzenern angelegt worden. Die als Rundweiler angelegte Siedlung ist ein slawisches Siedlungsmerkmal, während die später erfolgte Erweiterung des Rundweilers sowie die Aufteilung der Dorfflur in einer Streifenform einen Rückschluss auf germanische Einflüsse während der zweiten Phase der deutschen Ostsiedlung erlauben. Weißkollm gehörte wahrscheinlich seit der Christianisierung zum Kirchspiel Lohsa, belegt ist die Zugehörigkeit seit 1495.

Die Existenz eines feudalen Lehnsgutes ist seit 1536 belegt. Durch das Lehnsgut hatte Weißkollm mit etwa 2250 Hektar, im Vergleich zu den umliegenden Orten eine riesige Flur.

Nach der 1815 erfolgten Abtretung des östlichen Teils der Oberlausitz von Sachsen an Preußen wurde Weißkollm dem 1825 gegründeten Landkreis Hoyerswerda zugeordnet. Etwa in der Mitte des Jahrhunderts wurde Tiegling eingemeindet. Von 1872 bis 1945 gehörte Weißkollm zum Amtsbezirk Lohsa.

Nach der Verwaltungsreform von 1952, die unter anderem die Aufteilung des Landkreises Hoyerswerda zur Folge hatte, wurde Weißkollm dem neuen Kreis Hoyerswerda zugeordnet.

Die Gemeinde Riegel, zu der seit 1938 Scheibe gehört, wurde nach einem Beschluss des Rats des Kreises 1979 nach Weißkollm eingemeindet. Im Folgejahr wurde der kurzfristige Aufschluss des Tagebaus Scheibe durch das Energieministerium der DDR beschlossen. Dies hatte den Ortsabbruch Scheibes in den Jahren 1986/1987 zur Folge. Bereits 1985 erfolgte in Dreiweibern ein Teilortsabbruch durch das Zusatzfeld Dreiweibern des Tagebaus Lohsa.

Am 1. Januar 1994 schlossen sich die Gemeinden Bärwalde, Hermsdorf/Spree, Litschen, Lohsa, Steinitz und Weißkollm zusammen.[1] Die Gemeinde Weißkollm brachte die Orte Dreiweibern, Riegel, Tiegling und Weißkollm in die Einheitsgemeinde Lohsa ein.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825¹ 448
1871 538
1885 554
1905 716
1925 771
1933 746
1939 804
1946 1020
1950 1101
1964 1061
1990² 935
1993² 892
2007³ 828
2009³ 799
¹: ohne Tiegling 391 Einwohner
²: alle vier Gemeindeteile
³: Meldeamt Lohsa

Im Rahmen des 1777 durchgeführten sächsischen Landesrezesses wurden in Weißkollm vier besessene Mann, fünf Gärtner und 15 Häusler gezählt.[2] In Tiegling wirtschafteten ein Gärtner und fünf Häusler.[3]

Bei der ersten gleichwertigen Volkszählung hatte Weißkollm 391 Einwohner, Tiegling hatte 57 Einwohner. In späteren Jahren wurde die Zahl für Tiegling nicht mehr gesondert erhoben.

Als der sorbische Wissenschaftler Arnošt Muka Anfang der 1880er Jahre die sorbischen Bevölkerungsanteile in den Orten der Lausitz ermittelte, hat er in Weißkollm und Tiegling 530 Sorben und 50 Deutsche ermittelt. Dies entspricht einem 91-prozentigen Anteil der Sorben an der Gemeindebevölkerung. Mit 580 Einwohnern liegt seine Zahl aus dem Jahr 1884 etwa fünf Prozent über dem Volkszählungsergebnis vom Dezember 1885, das 554 Einwohner für Weißkollm und Tiegling nennt.[4]

Bis 1939 verdoppelte sich die Einwohnerzahl gegenüber dem Stand von 1825 nahezu und lag bei 800. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Einwohnerzahl der Gemeinde Weißkollm durch Flüchtlinge und Vertriebene auf über 1000 an und erreichte 1950 einen Stand von über 1100. Anders als in vielen anderen Gemeinden der Region fiel der Bevölkerungsrückgang in den folgenden vier Jahrzehnten relativ moderat aus, so dass Weißkollm 1994 knapp 900 Einwohner in die Einheitsgemeinde Lohsa einbrachte.

Der Ortsteil Weißkollm hat gegenwärtig rund 800 Einwohner mit einer leicht rückläufigen Tendenz.

Ortsname

Weißkollm (Běły Chołmc) und das etwa 20 Kilometer entfernt gelegene Schwarzkollm (Čorny Chołmc) führen die Namenspräfixe zum eigentlichen Ortsnamen Kollm erst seit dem 18. Jahrhundert. Wie bei Kollm bei Niesky geht der deutsche Ortsname Kollm direkt auf den sorbischen Ortsnamen chołm zurück, der eine Siedlung an oder auf einem Hügel benennt. Das Suffix -c, das bei den beiden Hoyerswerdaer Orten, nicht aber beim Nieskyer Kollm vorhanden ist, ist eine ältere Verkleinerungsform.[5]

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Werner Thomas: Festschrift zum 500. Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung 1492–1992. Aus der Chronik Weißkollms. Weißkollm 1992.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  2. Weißkollm im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. Tiegling im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 94.
  5. Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 133–134.

Weblinks


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