Weltliche Trauerfeier

Weltliche Trauerfeier

Der Ausdruck weltliche Trauerfeier bezeichnet die Gedenkzeremonie für einen Verstorbenen bei dessen Bestattung, die auf die Gestaltungsmerkmale einer religiösen Trauerfeier bewusst verzichtet. Sie orientiert sich an den Bedürfnissen und Lebensauffassungen des Verstorbenen bzw. seiner Angehörigen. Die Trauerrede orientiert sich historisch auch an den Gattungen der Leichenpredigt und des Nekrologs.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Die weltliche Trauerfeier ist mit der Kirchenaustrittsbewegung im 19. Jahrhundert aus praktischen Notwendigkeiten entstanden. Sie versteht sich nicht als Konkurrenz zu einer Religion, sondern sieht sich getragen vom Bedürfnis jeder Gesellschaft und ihrer Menschen zu allen Lebensübergängen nach Ritualen.[1]

Gestaltung

Zentrales Element einer weltlichen Trauerfeier ist die Bestattungs- oder Trauerrede. Die Trauerrede thematisiert das Leben des Verstorbenen, seine Persönlichkeit und Eigenschaften, die berufliche Tätigkeit und die familiäre Situation. Außerdem wird auch auf dessen Leiden und Tod eingegangen. Der Verstorbene muss für die Trauergäste erkennbar sein. Mit der Trauerrede wird die Einmaligkeit und das Besondere des spezifischen Lebens des verstorbenen Menschen hervorgehoben.[2]

Symbolik

In Absprache mit dem Trauerredner werden freie Symbole ausgewählt und verwendet, die zum Teil angelehnt sind an Symbole der religiösen Trauerfeier: Musik (z. B. ein Trauermarsch), Kerzen, Blumen, Kränze, Fotos und gemalte Bilder, Düfte (z.B. Weihrauch), Gesten, auch besondere Worte, sogar Luftballons oder kreatives Geschehen als eine persönlich begründete Auswahl der Mitgestaltenden.[2]

Die Wahl einzelner Symbole ist allein durch die Örtlichkeit, deren Trägerschaften und ihre Maßgaben oder durch öffentliche Ordnungen eingeschränkt. Die weltliche Feiers soll den Angehörigen dabei helfen, ihre Trauer zu bewältigen und sich vom Verstorbenen zu verabschieden.

Funktion

Die weltliche Trauerfeier spricht die gesellschaftlichen Veränderungen - namentlich die Reduktionserfahrungen der Hinterbliebenen - an, die mit dem Tod eines Menschen einhergehen. Sie bezieht sich nicht auf eine religiöse Gemeinschaft oder deren Dimension. Ein Mensch ist gestorben und hinterlässt den Ehepartner verwitwet, - ein Kind als Waise - einen Partner als „Single“ - Eltern als „kinderlos“: Sie spricht dabei jedem Beteiligten vor seiner weltlichen Öffentlichkeit einen neuen Status zu. Insgesamt fokussiert sie den Übergang aller Hinterbliebenen von alter Lebensweise mit einem Menschen hin zu neuer Lebensweise nach dem Tod dieses Menschen ohne ihn.

Weltliche Trauerfeiern verstehen sich generell als „öffentlich“, selbst bei einer sogenannten „Bestattung in kleinstem Kreis“, der dennoch jene Öffentlichkeit repräsentiert, der die Hinterbliebenen eine Hilfe für ihre Bewältigung des Abschiedes zutrauen. In der von den Hinterbliebenen hier als „privat“ bezeichneten Sphäre sieht die weltliche Trauerfeier die letzte Instanz der Öffentlichkeit.

Literatur

  • Eva Sondershaus Zur Bedeutung von Ritualen in der Moderne - Das Beispiel Trauerrituale. Magisterarbeit Grin-Verlag 2008
  • Jane Redlin, Säkulare Totenrituale, Totenehrung, Staatsbegräbnis und private Bestattung in der DDR, Münster 2009, ISBN 978-3-8309-2194-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.ekd.de/ezw/42714_im_blickpunkt_freie_theologen_freie_redner_freie_ritendesigner.php
  2. a b vgl. Horst Groschopp (Hrsg.): Humanistische Bestattungskultur. Alibri-Verl., Aschaffenburg 2010, ISBN 978-3-86569-067-8, S. 165 f.

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