Grabredner

Grabredner

Trauerredner ist die allgemeine Berufsbezeichnung für „weltliche Redner“, „freie Sprecher“, „Redner“ oder „Grabredner“ zum Abschied von Toten und zur Begleitung der Hinterbliebenen mit einem freien Ritual, einer weltlichen Trauerfeier.

In allen Kulturen werden Verstorbene mit Ritualen bestattet. Oft sind diese mit den religiösen oder sonstigen weltanschaulichen Vorstellungen des Verstorben und/oder der Hinterbliebenen verknüpft.

Im deutschsprachigen Raum begleiten traditionell Trauerredner die Hinterbliebenen mit einer weltlichen Trauerfeier, wenn der Verstorbene nicht konfessionell gebunden war oder eine konfessionelle Ausrichtung des Abschieds nicht gewünscht wird. Maßgeblich für die Wahl einer weltlichen Begleitung sind der Wunsch des Verstorbenen und die Bedürfnisse der Hinterbliebenen. Dabei bedeutet „weltlich“ , dass keine religiöse Sinndeutung des Lebens und Todes eines Menschen vorgenommen wird, wenngleich religiöse Symbole aus dem Leben des Verstorbenen einen Platz während der Trauerfeier finden können.

Trauerredner sind in aller Regel freiberuflich tätig; sie sprechen nicht im Auftrag einer Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft oder einer sonstigen Institution. Trauerredner arbeiten üblicherweise unabhängig und frei.

Es gibt gelegentlich Trauerredner, die feste Mitarbeiter von Bestattungsinstituten sind und in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu dem jeweiligen Institut stehen. Außerdem gibt es von Weltanschauungsgemeinschaften gestellte Trauerredner, die zwar auch für Nichtmitglieder zur Verfügung stehen, aber eben nach dem Selbstverständnis der jeweiligen Gemeinschaft arbeiten.

Die Vielzahl der Trauerredner arbeitet jedoch nicht im Hinblick auf eine eigene persönliche Herkunft, nicht mit Blick auf private Sozialisation, auch nicht im Auftrag einer Institution (Firma), sondern ausdrücklich weltanschaulich, religiös und wirtschaftlich als Freiberufler allein dem Berufsethos verpflichtet: Qualifiziert und an keinerlei Weisung gebunden. Wobei die selbstkritische Beobachtung des eigenen Wirkens eine wesentliche Voraussetzung der Tätigkeit des Trauerredners ist.

Trauerredner haben ihren Ursprung in der freireligiösen und freigeistigen Bewegung des 19. Jahrhunderts, während sich die Gattung der weltlichen Trauerfeier historisch durchaus an den Gattungen der Leichenpredigt und des Nekrologs orientiert. Je mehr Menschen sich von den Kirchen abwandten, umso mehr Bedarf bestand auch für weltliche Trauerfeiern. Aufgrund des hohen Anteils an Konfessionslosen gibt es heute die meisten Trauerredner in Ostdeutschland und in den norddeutschen Großstädten (Hamburg, Bremen). Es arbeiten aber überall in Deutschland gute und erfahrene Trauerredner, die Menschen beim Abschied von ihren verstorbenen Angehörigen und Freunden professionell begleiten. In nahezu allen Ballungsgebieten sind gut ausgebildete Trauerredner zum Teil lange etabliert, auch in den meisten ländlichen Regionen der Bundesrepublik, in Österreich, in der Schweiz oder etwa in Holland.

Viele freiberufliche Trauerredner sind von ihrer Ausbildung her ehemalige evangelische oder katholische Theologen, die Menschen in kirchlich geprägten kulturellen Lebenswelten verstehen und deren Lebensweisen begreifen und kritisch reflektieren. Andere kommen aus einer weltlichen, freigeistigen Tradition oder haben einfach eine verantwortungsvolle Beschäftigung gefunden und sich entsprechend ausgebildet und weiter qualifiziert. In der DDR gab es eine eigenständige Ausbildung für Trauerredner.

Entscheidend für die Auswahl eines Trauerredners ist allein dessen Bereitschaft, die Lebenswelt des Verstorbenen im Kontext der trauernden Menschen zu verstehen und unabhängig zu würdigen. Die persönlichen Lebens- und Anschauungsweisen eines Trauerredners können sich auch auf die Art seiner Berufsausübung auswirken. Bei der Auswahl eines Trauerredners muss deshalb der Hintergrund und die Art des Angebots geprüft werden, um den für den Verstorbenen und die Hinterbliebenen passenden Redner zu finden. Letztlich geht es um das Können, die einfühlsame Arbeit auf die Befindlichkeit der Trauernden auszurichten.

Die Honorare der Trauerredner orientieren sich am Markt und liegen in der Regel (2006) zwischen ca. 150 bis 400 Euro. Besondere individuelle Honorarvereinbarungen sind üblich. Weltanschauungsgemeinschaften haben zum Teil Gebührenordnungen.

Der Berufsstand umfasst etwa fünfhundert Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, ferner Trauerredner in Österreich und in der Schweiz (Niederlande). Trauerredner werden meistens von Bestattungsinstituten vermittelt und arbeiten insgesamt in enger Kooperation mit dem Bestattungsgewerbe. Sie haben sich 1996 als BATF und 1989 als Fachverband für weltliche Trauer- und Bestattungskultur organisiert. Trauerredner haben sich zahlreich einem Berufsverband oder einer lokalen Rednergemeinschaft angeschlossen. Die beiden Verbände BATF und Fachverband kooperieren miteinander und kommunizieren mit allen regionalen Zusammenschlüssen ihrer Kollegen.

Im Rahmen der Entwicklung zum Ausbildungsberuf bieten Arbeitsgemeinschaften und Verbände der Trauerredner Aus- und Weiterbildungen (Seminare) für Berufskollegen an.

Zahlreiche Trauerredner gestalten als freie Theologen oder im Auftrag ihrer Weltanschauungsgemeinschaften (Humanisten) oder als Ritualdesigner auch weitere Lebensfeiern (Kindersegnungen, Hochzeitsfeiern, Rituale zu jeder Art von Lebensveränderungen).

Eine weltliche Trauerfeier umfasst in der Regel die Trauerrede (auch: Totenrede), Worte zum Abschied (auch: Aussegnung, Verabschiedung), die Auswahl von Trauermusik und anderen Symbolen aus dem Leben des Toten (Bilder, Briefe, Grabbeigaben) sowie gegebenenfalls das Geleit zum Grab und zur Beisetzung sowohl eines Sarges als auch einer Urne; letzterer auch auf See zur Seebestattung.

Trauerredner sind grundsätzlich kurzfristig erreichbar, so dass weltliche Trauerfeiern in kürzester Zeit (ein oder zwei Tage) organisiert werden können.

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