Westfälische Straßenbahn

Westfälische Straßenbahn

Am 15. Mai 1912 entstand aus der Bochum-Castroper Straßenbahn durch Umbenennung die Westfälische Straßenbahn. Neben dieser Umbenennung gingen die Märkische Straßenbahn und die Straßenbahn der Stadt Herne in der neuen Gesellschaft auf. Gesellschafter dieses neuen Unternehmens waren die Gemeinden Annen, Börnig, Castrop, Gerthe, Harpen, Herne, Laer, Langendreer, Lütgendortmund, Sodingen, Werne und Witten. Somit fand die Bedienung das Gebiet zwischen Bochum, Castrop, Herne und Witten durch einer Gesellschaft statt.

Das neue Unternehmen befuhr 54,8 km Strecke, hatte 5 Betriebshöfe und bediente 10 Linien. Der Versuch, die Straßenbahn Herne-Sodingen-Castrop, dem einzigen kleinen Fremdbetrieb im Einzugsgebiet der Westfälischen Straßenbahn, zu übernehmen, scheiterte. Dieser Betrieb existiert bis heute als reiner Omnibusbetrieb.

Der Sitz der Westf. Straßenbahn in Gerthe-Hiltrop, zuletzt HW der Bogestra.

Bereits 1912 befuhr das Unternehmen die Strecke der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen zwischen Baukau, Eickel und Höntrop, erwarb diese Strecke allerdings erst am 21. Juli 1926. Diese Strecke lag im Gebiet der BOGESTRA. In den folgenden Jahren nahm das Unternehmen noch auf weiteren Strecken den Betrieb auf. Durch den Betritt der Stadt Herne ging am 15. Mai 1912 die Straßenbahn der Stadt Herne in der Westfälischen Straßenbahn auf. Im Jahre 1917 begann zudem der bisher im kleinen Umfang durchgeführte Gütertransport erheblich zuzunehmen. Man hatte zuvor hauptsächlich Kohle von den Zechen zu den Stahlwerken befördert. Im Februar 1917 transportierte man 8120 Tonnen und im Dezember 1918 bereits 9250 Tonnen an Gütern. Im März 1922 wurde auf Initiative der Westfälischen Straßenbahn die Straßenbahn-Gütertransport-Gemeinschaft gegründet. Die Gemeinschaft transportierte im März 1922 im Gebiet von Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen und Witten insgesamt 15500 Tonnen Waren aller Art.

Neben den Transport von Gütern führte die Westfälische Straßenbahn auch die Post zwischen Bochum, Gerthe und Harpen durch. Dies ging noch auf einen Vertrag zurück, welcher von der Bochum-Castroper Straßenbahn am 3. September 1909 geschlossen worden war. Die Postbeförderung fand dann bis ins Jahr 1921 statt.

In den Jahren 1921/22 eröffnete man die während des Krieges stillgelegte Strecke von Werne nach Lütgendortmund neu. In Folge der Hyperinflation in den 20er Jahren wurden die Strecken in Witten 1922 stillgelegt. Nach der Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen im Jahr 1923 reaktivierte man diese Strecke allerdings wieder, um für die unterbrochenen Eisenbahnverbindungen einzuspringen. Trotz der Schwierigkeit in den 20er Jahren kamen zahlreiche neue Strecken hinzu.

  • 23. Dezember 1921 von Eickel nach Wanne
  • 11. Oktober 1925 von Wattenscheid nach Leithe
  • 23. Oktober 1927 eine Streckenverlängerung in Wattenscheid
  • 15. November 1928 eine Streckenverlängerung in Gerthe
  • 1. Oktober 1929 von Witten über Heven nach Herbede
  • 1. Dezember 1929 von Herne über Hiltrop nach Grümerbaum
  • 18. Dezember 1929 ein Streckenverlängerung in Höntrop

So hatte die Westfälische Straßenbahn Ende 1929 Strecken mit einer Gesamtlänge von 75 km.

Da viele Linien sich in dem Gebiet der benachbarten Straßenbahnbetriebe befanden, wurden einige Strecken mit diesen im Gemeinschaftsbetrieb befahren. Mit der BOGESTRA gab es vier gemeinsame Linien und mit der Vestischen Kleinbahn eine gemeinsame Linie. So unterhielt das Unternehmen 1930 insgesamt 12 Linien.

In den folgenden Jahren lagen die Einnahmen stets unter den Ausgaben, so dass sich die finanzielle Situation zunehmend verschlechterte. 1931 war das Unternehmen mit insgesamt 9,6 Millionen Reichsmark bei den Vereinigten Elektrizitätswerken, einem niederländischen Bankenkonsortium, der Preußischen Hypothekenbank und zahlreichen kleineren Geschäftsleuten verschuldet. Ein Vorschlag der Stadt Bochum, die seit der Eingemeindung der Gemeinde Gerthe Miteigentümer war, eine Betriebsgemeinschaft mit der BOGESTRA einzurichten, wurde von den übrigen Gemeinden abgelehnt. So stellt die Stadt Bochum den Konkursantrag.

Die BOGESTRA übernahm am 12. August 1931 den Betrieb der Westfälischen Straßenbahn zunächst auf Kosten der Gesellschaftergemeinden, nach Eröffnung des Konkursverfahrens am 12. Dezember dann auf Kosten der Konkursmasse. Im Rahmen des Verfahrens wurden die Strecken von Hiltrop zur Zeche Constantin, von Leithe nach Wattenscheid und von Rölinghausen nach Horsthausen eingestellt. Nach Abschluss des Konkursverfahrens am 21. Oktober 1937 übernahm die BOGESTRA alle Strecken und Grundstücke der Westfälischen Straßenbahn und am 1. Januar 1938 alle Linien. Daraufhin wurden die unwirtschaftlichen Strecken von Herne nach Höntrop, von Herne nach Horsthausen und von Herne nach Gerthe eingestellt. Somit war die von Hugo Stinnes schon 1914 angestrebte Vereinigung der Straßenbahnen im Umfeld von Bochum mit dem Ende der Westfälischen Straßenbahn Realität geworden.


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