Straßenbahn Münster (Westfalen)

Straßenbahn Münster (Westfalen)
Bahnhofplatz Münster im Jahre 1930 mit Gothaer Straßenbahn Triebwagen 64

Das Straßenbahnnetz in Münster bestand vom 13. Juli 1901 bis zum. 25. November 1954. Es wurde von den Stadtwerken Münster in Meterspur betrieben. In seiner maximalen Ausdehnung umfasste es vier Linien und 12 Kilometer Linienweg. Die günstigen ebenen topografischen Verhältnisse ermöglichten von Beginn an den Betrieb mit Beiwagen.

Neben einigen sich im Privatbesitz befindenden Fahrzeugmodellen und Dioramen erinnert nur noch sehr wenig an die Straßenbahn in der Westfalenmetropole. Eines dieser Fahrzeugmodelle, der Gothaer Triebwagen 62, befindet sich im Stadtmuseum Münster.

Einzig der ehemalige Gothaer Straßenbahn Triebwagen 65 hat im Original überlebt. 1993 fand er seinen Weg in schlechtem Zustand zurück nach Münster und wird seit 2002 durch den im selben Jahr gegründeten Verein zur Rettung der letzten Straßenbahn in Münster umfassend restauriert. Die Restaurierung befindet sich (Stand: Mai 2010) kurz vor dem Abschluss.[1]

Postkarte vom Prinzipalmarkt mit olivefarbenem Straßenbahn-Triebwagen der Stadtwerke Münster, 1919

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Angefangen hatte die Geschichte der „Elektrischen“ in Münster am 13. Juli 1901. Mit 25 Triebwagen und acht Beiwagen wurde der Betrieb auf den ersten drei Linien mit den Farben rot, gelb und blau durch die Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co in Frankfurt am Main aufgenommen, die die Strecken erbaut und den Betrieb von der Stadt gepachtet hatte. Die Straßenbahn ersetzte damals die zwei am 8. August 1888 durch den Kutscher Heinrich Hagenschneider in der Stadt Münster eröffneten und seither auch durch ihn betriebenen Pferdeomnibuslinien. Nach zwölf Jahren Betrieb der drei Linien wurde 1913 eine vierte, grüne Linie eröffnet[2], sodass das Netz insgesamt rund zwölf Kilometer umfasste. Im Ersten Weltkrieg mussten als Ersatz für die an die Front eingezogenen männlichen Wagenführer und Schaffner, Frauen den Schaffnerdienst übernehmen. Im März 1920 wurde der Betrieb wegen Unruhen, Kohlemangels und heftigen Schneefalls zeitweise eingestellt. Zwischen dem 5. Mai und dem 19. Dezember 1920 ruhte der Verkehr auf der blauen Linie. Ab dem 6. Mai 1921 wurde diese Linie wieder eingestellt. Ab dem 30. September 1922 stellte der Rat den Betrieb aller Linien aufgrund der hohen Inflation ein. Im Juli 1923 lief der Verkehr aufgrund des Sängerfestes für neun Tage wieder. Am 16. Februar 1924 nahmen die rote und die gelbe, am 1. Juli 1924 die blaue und die grüne Linie wieder ihren Verkehr auf.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Münster schon früh von Bombenangriffen heimgesucht. Bereits im Juli 1941 kam es zu Betriebsunterbrechungen, nachdem zahlreiche Oberleitungen beschädigt waren. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Kriegsschäden. Es musste zudem wiederum weibliches, auch zum Arbeitsdienst eingezogenes Personal den Fahr- und Schaffnerdienst übernehmen, um die zum Wehrdienst eingezogenen Männer zu ersetzen. Nach der Zerstörung des Elektrizitätswerkes am 12. September 1944 – die Fahrzeughalle und Werkstätten wurden bereits im Vorjahr zerstört [3] – wurde der Betrieb vorübergehend eingestellt.

Am 13. November 1946 wurde der erste Abschnitt wieder in Betrieb genommen. Ab 1948 wurden zwei der ehemals vier Linien bedient. Am 26. Oktober und am 25. November 1954 kam die Stadt den Empfehlungen des Verkehrsplaners Max-Erich Feuchtinger nach und stellte die letzten beiden Straßenbahnlinien ein. Dies nachdem bereits 1926 der Autobus und 1949 der Trolleybus (Obus) im Münsteraner Nahverkehr im Linienverkehr Einzug fand.

Liniennetz

Liniennetz und Betriebszeiten 1932

Linie Strecke Betriebsart Bemerkung
Rote Linie Hafen (Halle Münsterland) – HauptbahnhofServatiiplatzLambertikirche (Prinzipalmarkt) – Grevener Straße Straßenbahn (Linie 1)
Gelbe Linie Warendorfer Straße – Servatiiplatz – Lambertikirche (Prinzipalmarkt) – Schützenhof (Hammer Straße) Straßenbahn (Linie 2)
Blaue Linie Wolbecker Straße – Servatiiplatz – Lambertikirche (Prinzipalmarkt) – Neubrückenstraße – Stadttheater, Stadthalle – Nordplatz Straßenbahn (Linie 3)

Betriebszeiten der Straßenbahn im Jahr 1932: von 6.00 bis 24.00 Uhr. Von 6.00 bis 7.00 Uhr und von 21.00 bis 24.00 Uhr alle 12 Minuten, von 7.00 bis 21.00 Uhr alle 6 Minuten.

Rollmaterial

Anstrich

Ursprünglich war das Rollmaterial olivgrün mit abgesetzten Zierlinien und einem großen Stadtwappen auf den Seitenwänden lackiert. Ungefähr 1937 wurde ein hellbeiger Anstrich mit olivgrünen Trennlinien eingeführt, der bis zu Betriebsschließung beibehalten wurde.

Stromabnahme

Anfänglich erfolgte die Stromabnahme mit Rollenstromabnehmer, ab 1927 mit Lyra-Stromabnehmer.

Tabelle

Bei Ablieferung Baujahr Einsatzjahre Hersteller Bemerkung
Eigentümer Typ Bezeichnung Nummer
Stadtwerke Münster Triebwagen 1-25 1901 1901-1954 Garbe-Lohmeyer 1), 2)
Stadtwerke Münster Beiwagen 26-33 1901 1901-1954 Garbe-Lohmeyer 1), 2)
Stadtwerke Münster Triebwagen 51-70 1926 1926-1954 Gotha / AEG Hechtform. 3) 4) 5) , 1960 verschrottet
Stadtwerke Münster Beiwagen 301-302 1949-1954 6), 1954 verschrottet
Stadtwerke Münster Beiwagen 303-305 1951 1951-1954 Stadtwerke Münster 7) 8) , 1960 verschrottet

1) 1. Serie Triebwagen und 1. Serie Beiwagen.

2) 1954: Verschrottung der übrigen, nicht durch Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges verlorenen, Trieb- und Beiwagen.

3) 5 Triebwagen im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges zerstört. Die übrigen 15 stark beschädigten Triebwagen wurden nach dem Krieg wiederhergestellt.

4) 1954: 52, 54 und 56 verkauf nach Osnabrück an die Stadtwerke Osnabrück (Osnabrücker Straßenbahn). 52 in Osnabrück umnummeriert in 34, 54 in 35 und 56 in 36. 1959: Umbau zweier Triebwagen in Beiwagen. 34 in 75II und 35 in 68IV. Verkauf der übrigen 12 Triebwagen, unter Anderem 57 und 65, nach Würzburg an die Würzburger Straßenbahn.

5) 1975: 65 Weitergabe an das Deutschen Straßenbahnmuseum. 1986: Konkurs des Deutschen Straßenbahnmuseums in Hannover, Übernahme durch den Verein Hannoversches Straßenbahn-Museum. 1993: Kauf durch Straßenbahnfans und Rückkehr nach Münster. 2002: Übernahme durch den Verein zur Rettung der letzten Straßenbahn in Münster und Beginn der Restaurierung.

6) von der Stadt Baden-Baden (Straßen- und Bergbahn Baden-Baden) übernommen.

7) 1951: Bau des Beiwagens 303 unter Verwendung des Wagenkasten des Triebwagens 49.

8) 1954: 303-305 Verkauf nach Osnabrück. In Osnabrück umnummeriert in 69III-71III.

Literatur

  • Stadtverwaltung in Verbindung mit dem Verkehrsverein (Hrsg.): Führer durch Münster in Westfalen. Ohne Verlag, Münster (Westfalen) 1932.
  • Alfred Spühr und Claude Jeanmaire: Die Osnabrücker Strassenbahn. Die Geschichte der elektrischen Strassenbahn, deren Vorgänger und Nachfolger. Verlag Eisenbahn, Villigen 1980
  • Horst Meißner: Unsere Bauzeichnung: Triebwagen Nr. 5 und Beiwagen Nr. 27 der Straßenbahn von Münster. In: Miniaturbahnen MIBA, August 1981, Nr. 8, S. 782-784. MIBA Verlag, Nürnberg, 1981
  • Horst Meißner: Unsere Bauzeichnung: Triebwagen Nr. 62 und Beiwagen Nr. 27 der Straßenbahn von Münster. In: Miniaturbahnen MIBA, August 1981, Nr. 12, S. 1146-1147 und 1153. MIBA Verlag, Nürnberg, 1981

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die letzte Straßenbahn wird bald fertig, Westfälische Nachrichten vom 30. Mai 2010; abgerufen am 28. April 2011
  2. Diskussion:Straßenbahn Münster (Westfalen)#Vierte Linie
  3. Horst Meißner: Unsere Bauzeichnung: Triebwagen Nr. 62 und Beiwagen Nr. 27 der Straßenbahn von Münster. In: Miniaturbahnen MIBA, August 1981, Nr. 12, S. 1153. MIBA Verlag, Nürnberg.

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