Wilfried Barner

Wilfried Barner

Wilfried Barner (* 3. Juni 1937 in Kleve) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler (Germanist), emeritierter Professor für deutsche Philologie und bedeutender Lessing-Experte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilfried Barner studierte von 1957 bis 1963 griechische, lateinische und deutsche Philologie an den Universitäten Göttingen und Tübingen. Er wurde 1963 in Tübingen über neuere Alkaios-Papyri aus Oxyrhynchos promoviert; die Gutachter Walter Jens, Ernst Zinn, Hildebrecht Hommel und Wolfgang Schadewaldt gaben der Dissertation das Prädikat summa cum laude. 1968/1969 habilitierte sich Barner über Barockrhetorik. Von 1964 bis 1990 lehrte er an der Universität Tübingen. 1990 wurde er auf den Lehrstuhl in der Nachfolge von Albrecht Schöne nach Göttingen berufen. Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung 2002.

Gastprofessuren führten ihn an die Universitäten von Cincinnati/Ohio, Jerusalem und Melbourne sowie an die Princeton University und die Cornell University (Ithaca/New York).

Seine Arbeitsschwerpunkte sind Humanismus, Barock, Aufklärung (besonders Lessing), Goethezeit, die Literatur nach 1945, Traditionenforschung sowie die Geschichte der Germanistik.

Barner ist Hauptherausgeber der Werke von Gotthold Ephraim Lessing und u.a. (Mit-)Herausgeber der Zeitschrift Germanistik (seit 1987), des Jahrbuchs der Deutschen Schillergesellschaft (seit 1988) und der Germanistische Symposien-Berichtsbände. Außerdem hat er die Online-Datenbank Literarisches Leben: Internetdatenbank zur deutschsprachigen Literatur 1945 bis 2000 [1] begründet und von 2000 bis 2003 geleitet.

Barner ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt (seit 1997) sowie der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Auszeichnungen

  • 1972 Preis der Göttinger Akademie der Wissenschaften
  • 1986/87 Forschungsstipendium des Historischen Kollegs
  • 1991 Dr. h.c. Université de Strasbourg.

Würdigung

»Wer die Magie des genauen Lesens als Element eines analytischen Prozesses kennenlernen möchte, der mit der Konstruktion des Gegenstands beginnt, muß die Arbeiten bedeutender Philologen studieren: Arbeiten von Erich Auerbach, Ernst Robert Curtius, Richard Alewyn, Albrecht Schöne, Peter Szondi, Wilfried Barner, Hans-Jürgen Schings.« – Peter-André Alt [2]

Schriften (Auswahl)

als Autor

  • Neuere Alkaios-Papyri aus Oxyrhynchos (the Oxyrhynchus papyry, part XXI, 1951). Hildesheim: Olms, 1967 [Dissertation].
  • Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen. Tübingen: Niemeyer, 1970 (2. Aufl. 2002, ISBN 978-3-484-10839-4) [Habilitationsschrift].
  • Produktive Rezeption. Lessing und die Tragödien Senecas. München: Beck, 1973. ISBN 3-406-00446-6
  • Pioniere, Schulen, Pluralismus. Studien zu Geschichte und Theorie der Literaturwissenschaft. Tübingen: Niemeyer, 1997 [Sammelband früher erschienener Aufsätze]. ISBN 3-484-10754-5

als Herausgeber

  • (mit Gunter E. Grimm, Helmuth Kiesel, Martin Kramer): Lessing. Epoche, Werk, Wirkung. München: Beck, 1975 (6. Aufl. 1998). ISBN 3-406-05804-3
  • Gotthold Ephraim Lessing: Werke und Briefe. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag, 12 Bände, 1985–2003.
  • Tradition, Norm, Innovation. Soziales und literarisches Traditionsverhalten in der Frühzeit der deutschen Aufklärung. München: Oldenbourg, 1989. ISBN 3-486-54771-2
  • Literaturkritik – Anspruch und Wirklichkeit. DFG-Symposion 1989. Stuttgart: Metzler, 1990. ISBN 3-406-05804-3
  • Von Rahel Varnhagen bis Friedrich Gundolf. Juden als deutsche Goethe-Verehrer. Göttingen: Wallstein, 1992. ISBN 3-89244-023-9
  • Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart. München: Beck, 1994 (2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2006, ISBN 3-406-54220-4).
  • (mit Christoph König): Zeitenwechsel. Germanistische Literaturwissenschaft vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1996. ISBN 3-596-12963-X
  • (mit Christoph König): Jüdische Intellektuelle und die Philologien in Deutschland: 1871–1933. Göttingen: Wallstein, 2001. ISBN 3-89244-457-9
  • (mit Anke Detken und Jörg Wesche): Texte zur modernen Mythentheorie. Stuttgart: Reclam, 2003. ISBN 3-15-017642-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Literarisches Leben
  2. Peter-André Alt: Die Verheißungen der Philologie. Göttingen: Wallstein, 2007, S. 20. In der zugehörigen Fußnote nennt Alt zu Barner exemplarisch dessen Buch Produktive Rezeption.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Barner — ist der Name eines mecklenburgischen Adelsgeschlechts: Barner (Adelsgeschlecht) der Familienname folgender Personen: Andreas Barner (* 1953), deutscher Manager, Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim Axel Barner (* 1955), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • G. E. Lessing — Gotthold Ephraim Lessing, Gemälde von Anton Graff (1771) Lessings Unterschrift Gotthold Ephraim Lessing (* 22. Januar 1729 in …   Deutsch Wikipedia

  • Gotthold Ephraim Lessing — Gotthold Ephraim Lessing, Gemälde von Anton Graff (1771) …   Deutsch Wikipedia

  • Lessing — Gotthold Ephraim Lessing, Gemälde von Anton Graff (1771) Lessings Unterschrift Gotthold Ephraim Lessing (* 22. Januar 1729 in …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bar — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Horns Ende — ist ein Roman von Christoph Hein aus dem Jahr 1985. Fünf sehr verschiedene Erzähler erinnern sich Anfang der 80er Jahre an ein Ereignis, das ein Vierteljahrhundert zurückliegt. Am 1. September 1957 bringt sich der Leipziger Historiker Dr. Horn im …   Deutsch Wikipedia

  • Das dritte Buch über Achim — ist ein Roman, den Uwe Johnson 1961 kurz vor dem Bau der Mauer bei Suhrkamp in Frankfurt am Main publizierte.[1] In dieser Fiktion[2] scheitert ein unsicher erzählender[3] westdeutscher Autor bei dem journalistischen Annäherungsversuch an einen… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Tangospieler — ist eine Erzählung von Christoph Hein aus dem Jahr 1989. Die Buchpremiere fand am 18. Mai 1989 im Berliner Buchladen „Internationales Buch“ in der Spandauer Straße statt.[1] Nach Verbüßung einer 21 monatigen Haftstrafe im Februar 1968 aus dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Alice Murawski — Arno Schmidt (Radierung von Jens Rusch) Arno Otto Schmidt (* 18. Januar 1914 in Hamburg; † 3. Juni 1979 in Celle) war ein deutscher Schriftsteller, dessen Werk in der Nachkriegszeit zu maßgeblichem Einfluss avancierte. Schmidt schuf eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Armenius — Leo Armenius ist ein erstmals 1650 unter dem vollen Titel Ein Fürsten=Mörderisches / Trawer=Spiel / genant. Leo Armenius publiziertes, höchstwahrscheinlich bereits 1646 entstandenes Trauerspiel des deutschen Barockdichters Andreas Gryphius. Das… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”