Wilhelm Nienstädt

Wilhelm Nienstädt

Wilhelm Nienstädt (* 16. Oktober 1784 in Geitelde (heute Braunschweig); † 28. April 1862 in Wolfenbüttel) war ein preußischer Prinzenerzieher und Schriftsteller.

Leben

Der Sohn einer Pastorenfamilie studierte Theologie in Helmstedt und Göttingen. Bereits 1806 publizierte Nienstädt in der von Heinrich von Kleist und Adam Heinrich Müller herausgegebenen Zeitschrift Phöbus einen Aufsatz mit dem Titel Von der didaktischen Poesie.

Nach der Promotion unternahm er zunächst eine zweijährige Bildungsreise (vermutlich Italien) und arbeitete anschließend als Hauslehrer in verschiedenen adligen Familien, unter anderem beim Grafen Häseler und im Hause des Grafen von Voß. Auf Empfehlung des nachmaligen preußischen Außenministers Ancillon wird Nienstädt im Sommer 1815 zum Erzieher des preußischen Prinzen Albrecht, Sohn Friedrich Wilhelm III. ernannt.

Damit beginnt für Nienstädt auch die produktivste Zeit als Schriftsteller, die etwa zehn Jahre andauert. 1816 erscheint die romantische Komödie Ein Zaubertag, 1819 die zweibändige kritische kulturgeschichtliche Abhandlung Versuch einer Darstellung unsrer Zeit (anonym erschienen) und 1820 die Gedichte vermischten Inhalts, ein Werk, das neben zahlreichen romantisierenden Gedichten und Balladen auch ein Dramenfragment und das Epos Olint und Elvire enthält.

1822 wird Nienstädt zum geheimen Hofrat ernannt. Kurze Zeit später aber wird er – ehrenhaft und mit Zusicherung einer Pension – aus dem Dienst entlassen. 1826 veröffentlicht Nienstädt den sieben Dramen umfassenden Zyklus Die Hohenstaufen und das Drama Karl V.. 1829 verlegt er seinen Wohnsitz von Berlin in das bei Braunschweig gelegene Hallendorf und heiratet die Pastorentochter Johanna Henriette Augusta Pauli. Ob er sich in den verbleibenden dreiunddreißig Jahren seines Lebens abermals schriftstellerisch betätigte oder ein öffentliches Amt bekleidete, ist nicht bekannt.

Bedeutung

Nienstädts von Fichte inspirierter Kulturpessimismus macht einen Kontinuitätsbruch zu Beginn der Neuzeit aus, der durch die Erfindung der Buchdruckerei, durch die Reformation, durch die Erfindung des Schießpulvers und durch die Entdeckung Amerikas hervorgerufen wurde. Zwar lobt er die Entdogmatisierung der Religion und ein aufkeimendes demokratisches Selbstbewusstsein, verurteilt aber Konkurrenz und Gewinnstreben, politischen Machtpoker, Entfremdung und Individualismus. Die Aufklärung, deren Ergebnisse er in Teilen schätzt, habe dazu beigetragen, dass Liebe und Tradition ersetzt worden seien durch ein Denken in kalten Begriffen. Nienstädt war ein Anhänger der preußischen Monarchie und lehnte die französische Revolution aufs Schärfste ab.

Von seinen Werken haben lediglich die von Friedrich von Raumer inspirierten Hohenstaufen-Dramen einen gewissen Nachhall in der Geschichtsdramatik der folgenden Jahre und Jahrzehnte erfahren.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm Nienstädt — (16 October 1784, Geitelde (now Braunschweig) mdash; 28 April 1862, Wolfenbüttel) was a Prussian educator and writer.The son of a minister, he studied theology at Helmstedt and Göttingen. In 1808 Nienstädt contributed the essay On Didactic Poetry …   Wikipedia

  • Nienstädt (Begriffsklärung) — Nienstädt bezeichnet: Nienstädt, eine Gemeinde in Niedersachsen Nienstädt ist der Name folgender Personen: Wilhelm Nienstädt (1784–1862), preußischer Prinzenerzieher und Schriftsteller Siehe auch: Nienstedt …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Kammeier — Friedrich Wilhelm Ferdinand Kammeier (* 3. Oktober 1889 in Nienstädt (Kreis Stadthagen); † 23. Mai 1959 in Arnstadt) war zunächst Volksschullehrer. Später betätigte er sich als autodidaktischer Historiker und Schriftsteller. Während seine frühen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ni — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Phöbus — Ein Journal für die Kunst Frontispiz der Zeitschrift Phöbus Be …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutschsprachiger Schriftsteller/N — Hinweis: Die Umlaute ä, ö, ü werden wie die einfachen Vokale a, o, u eingeordnet, der Buchstabe ß wie ss. Dagegen werden ae, oe, ue unabhängig von der Aussprache immer als zwei Buchstaben behandelt Deutschsprachige Schriftsteller: A B C D E …   Deutsch Wikipedia

  • Phöbus (Zeitschrift) — Phöbus Ein Journal für die Kunst …   Deutsch Wikipedia

  • 1784 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 17. Jahrhundert | 18. Jahrhundert | 19. Jahrhundert | ► ◄ | 1750er | 1760er | 1770er | 1780er | 1790er | 1800er | 1810er | ► ◄◄ | ◄ | 1780 | 1781 | 1782 | 17 …   Deutsch Wikipedia

  • Phöbus — mdash; Ein Journal für die Kunst was a literary journal published by Heinrich von Kleist and Adam Heinrich Müller in Dresden between January 1808 and December 1808, in twelve issues grouped into nine instalments. Many of Kleist s most famous… …   Wikipedia

  • Bückeburg-Cammer — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”