William A. Wellman

William A. Wellman

William Augustus Wellman (* 29. Februar 1896 in Brookline, Massachusetts, USA; † 9. Dezember 1975 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Filmregisseur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wellman stammt aus einer traditionsreichen Ostküstenfamilie, die zurückgeht auf die Gründer der Vereinigten Staaten. Einer seiner Ur-Ur-Großväter war Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung. Nach einer bewegten Jugend, in deren Verlauf er sogar wegen Diebstahl zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, schloss er sich im Ersten Weltkrieg der französischen Fremdenlegion an. Als die USA 1917 in den Krieg eintraten, ging er über zur amerikanischen Luftwaffe als Pilot und wurde Mitglied der legendären Lafayette Escadrille. Nach einem Absturz und schweren Verletzungen schied Wellman aus der Armee aus. Er wurde hochdekoriert und bekam unter anderem das Croix de Guerre sowie zahlreiche andere Auszeichnungen. Nach dem Krieg verdingte er sich als Kunstflieger und kam so in Kontakt mit der Filmindustrie in Hollywood. Er wurde in Hollywood Stunt-Flieger. Sein Einstieg in Hollywood gehört zum Kuriosesten, was die Filmgeschichte zu bieten hat: Wellmann stürzte mit seiner Privatmaschine in eine Scheune auf der Ranch von Douglas Fairbanks sen. ab. Seinen ersten Film drehte er noch als Schauspieler 1919, doch schon bald agierte er für seine ersten Stummfilme als Regisseur.

Wellman drehte zunächst einige billig produzierte Buck-Jones Western, bevor ihn 1927 Paramount Pictures aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Weltkriegsmedodram Wings, einer Geschichte über tollkühne Flieger, zwei Kameraden und eine amoralische Krankenschwester, beauftragte. Der Film wurde bei der erstmaligen Verleihung des Oscar 1929 für die beste Produktion ausgezeichnet. Einen weiteren Oscar gab es für die damals atemberaubenden Luftkampfszenen, die Maßstäbe für die nächsten Jahrzehnte setzten. Bei den Dreharbeiten kamen etliche Piloten ums Leben und selbst der mit noch mehr Aufwand produzierte Film Hell's Angels aus dem Jahr 1930 konnte die Klasse und die dichte Inszenierung der Kampfszenen nicht erreichen.

Wellman gehörte fortan zur ersten Riege der Hollywoodregisseure und wechselte 1931 zu Warner Brothers, wo er bereits mit seinem ersten Film The Public Enemy mit James Cagney und Jean Harlow einen Klassiker des Gangsterfilms schuf. Besonders die Szene, in der Cagney seiner Geliebten eine Grapefruit ins Gesicht drückt, wurde populär. Später im Jahr drehte er das erste Mal mit Barbara Stanwyck. Night Nurse ist eine hochdramatische Geschichte um eine Krankenschwester, die einen Gangster auffliegen lässt. Clark Gable spielte den Gangster und in einer Szene schlug er die Stanwyck direkt ins Gesicht. Mit Stanwyck sollte er noch weitere, teilweise erfolgreiche (So Big, Lady of Burlesque), teilweise langweilige (The Purchase Price) Filme drehen. Zu den interessantesten Filmen aus der Zeit gehört das Melodrama Safe in Hell, eine brutale Geschichte um eine Prostituierte (Dorothy Mackaill), die auf einer Gefangeneninsel mit eigenem Ehrenkodex für ihren Geliebten die Schuld an einem Mord übernimmt und dafür in Großaufnahme hingerichtet wird. Der Film bekam viel Ärger mit dem Zensor wegen der offenen Darstellung von Gewalt und Misshandlungen, doch gilt er heute als gutes Beispiel für den Hausstil von Warner Brothers und für die gewisse Laxheit des Hays Code während der Weltwirtschaftskrise. Nach dem Gangsterfilm The Hatchet Man, der Edward G. Robinson als mordenden Chinesen zeigte, der an der Liebe zu Loretta Young fast zugrunde geht, und zwei gut inszenierten, aber nur mäßig erfolgreichen Filmen mit Ruth Chatterton (Frisco Jenny und Lilly Turner beide 1933) drehte Wellman einige Routineproduktionen. Mit Ausnahme von Call of the Wild, den er mit Clark Gable und Loretta Young an Originalschauplätzen in Alaska drehte, war seine Karriere im Schwinden begriffen. Erst 1937 machte er ein Comeback, als David O. Selznick ihm die Regie für A Star is Born mit Janet Gaynor und Fredric March übertrug. Wellman gewann den Oscar für das beste Drehbuch und wurde als bester Regisseur nominiert. Im selben Jahr war er für Nothing Sacred verantwortlich, eine Screwball Comedy mit Fredric March und Carole Lombard, die für die Dreharbeiten eine Wochengage von über $ 18.000 erhielt. 1939 hatte er mit Beau Geste seinen bis dahin erfolgreichsten Film im Verleih. Nach einigen weniger erfolgreichen Streifen kam 1943 Wellman erneut zurück mit dem Western The Ox-Bow Incident, einem packenden Drama über Lynchjustiz und Vorurteile mit Henry Fonda. Sein Kriegsdrama The Story of G.I. Joe von 1945 machte aus Robert Mitchum einen Star und Kesselschlacht von 1949 gab MGM einen der größten finanziellen Hits des Jahres. Wellman erhielt seine zweite Nominierung als bester Regisseur für das packende Drama über GIs in einer ausweglosen Lage.

In den 1950er Jahren drehte er fünf Filme mit John Wayne, darunter das Fliegerdrama Es wird immer wieder Tag, für den er nach A Star is Born und Battleground zum dritten Mal für den Oscar für die beste Regie nominiert wurde. Wellmans letzter Film war Lafayette Escadrille von 1958, in der er noch mal seine Fliegerstaffel aus dem Ersten Weltkrieg hochleben ließ.

Wellman war berüchtigt für seine Wutausbrüche auf dem Set und seinen Streitereien mit den Stars aus Hollywood.So hatte er 1933 mit Spencer Tracy einen Faustkampf, bei dem es um Loretta Young ging, in die Wellman sich verliebt hatte, die aber mit Tracy zusammen war. Seine Scharmützel mit Janet Gaynor überschatteten die Dreharbeiten zu Smalltown Girl und nicht zu Unrecht trug Wellman den Spitznamen Wild Bill Wellman. Wellman heiratete 1933 in vierter Ehe die 18-jährige Dorothy Coonandie, im gleichen Jahr in seinem Film Wild Boys of the Road eine Hauptrolle gespielt hatte. Das Paar hatte sieben Kinder. Die Schauspielerin Louise Brooks schrieb in ihrer Essaysammlung Lulu in Hollywood sehr freundlich und voll Hochachtung über die Dreharbeiten mit Wellman bei dem Stummfilm Beggars of Life.

Wellman schrieb 1947 seine Memoiren A Short Time for Insanity und veröffentlichte kurz vor seinem Tod einen zweiten Band mit Erinnerungen Growing Old Disgracefully.

Filmografie (Auswahl)

  • 1938: Men with Wings
  • 1939: Drei Fremdenlegionäre (Beau Geste)
  • 1939: The Light That Failed
  • 1941: Auf Fischfang in der Großstadt (Reaching for the Sun)
  • 1942: Roxie Hart
  • 1942: The Great Man's Lady
  • 1942: Thunder Birds
  • 1943: Lady of Burlesque
  • 1943: Ritt zum Ox-Bow (The Ox-Bow Incident)
  • 1944: Buffalo Bill, der weiße Indianer (Buffalo Bill)
  • 1945: Schlachtgewitter am Monte Cassino (The Story of G. I. Joe)
  • 1946: Galant Journey
  • 1947: Fremde Stadt (Magic Town)
  • 1948: The Iron Curtain
  • 1949: Herrin der toten Stadt (Yellow Sky)
  • 1949: Kesselschlacht (Battleground)
  • 1950: Wilde Jahre in Lawrenceville (The Happy Years)
  • 1951: Karawane der Frauen (Westward the Women)
  • 1951: Colorado (Across the Wide Missouri)
  • 1952: My Man and I
  • 1953: Das letzte Signal (Island in the Sky)
  • 1954: Gala-Premiere (Ring of Fear)
  • 1954: Es wird immer wieder Tag (The High and the Mighty)
  • 1954: Spur in den Bergen (Track of the Cat)
  • 1955: Der gelbe Strom (Blood Alley)
  • 1956: Good-bye, My Lady
  • 1958: Von Panzern überrollt (Darby's Rangers)
  • 1958: Lafayette Escadrille

Auszeichnungen

  • 1937 Oscar-Nominierung als bester Regisseur für A Star is born
  • 1937 Oscar für das beste Drehbuch für A Star is born
  • 1949 Spezialpreis des Filmfestival von Locarno für Yellow Sky
  • 1949 Oscar-Nominierung als bester Regisseur für Kesselschlacht.
  • 1954 Oscar-Nominierung als bester Regisseur für Es wird immer wieder Tag.
  • 1973 Auszeichnung der Director's Guild of America für sein Lebenswerk.

Weblinks


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