Loretta Young

Loretta Young

Loretta Young (* 6. Januar 1913 in Salt Lake City, Utah, USA; † 12. August 2000 in Los Angeles, Kalifornien; eigentlich Gretchen Michaela Young) war eine US-amerikanische Schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Loretta Young wirkte bereits im Alter von vier Jahren als Statistin in Stummfilmen mit. Ihre eigentliche Karriere begann, als sie 1927 eine Nebenrolle in dem Colleen Moore Film Naughty But Nice spielte. Loretta bekam den Part durch Zufall, da sie ans Telefon ging, als Regisseur Mervyn LeRoy anrief, um ihre ältere Schwester Polly Ann zu engagieren. Loretta, die noch Gretchen hieß, fragte, ob sie nicht mitspielen könne und bekam die Rolle. Die Produktionsfirma First National nahm sie unter Vertrag, änderte ihren Namen in Loretta und schon bald spielte die Schauspielerin in bis zu 8 Filmen im Jahr. Das Publikum nahm erstmals von ihr Notiz, als sie 1928 neben Lon Chaney und Nils Asther in Laugh, Clown, Laugh auftrat. 1929 war sie bereits eines der Starlets, die nach Ansicht von The Western Association of Motion Picture Advertisers, kurz WAMPAS, am ehesten das Zeug zum richtigen Star habe.

Am Anfang ihrer Karriere war Loretta Young oft an der Seite von Douglas Fairbanks Jr. zu sehen. Mit dem Aufkommen des Tonfilms wechselte Loretta, die rasch zu einer außerordentlichen Schönheit heranwuchs, von der Neben- zur Hauptdarstellerin. Ihre Filme waren meist wenig ambitionierte Filme, die oft als Teil eines double-bill (zweier kurzer Hauptfilme hintereinander oder eines Vorfilms und eines Hauptfilms) liefen. Eine Ausnahme bildete Vor Blondinen wird gewarnt, wo es ihr unter der Regie von Frank Capra gelingt, ausgerechnet Jean Harlow den Mann streitig zu machen. Auch Zoo in Budapest war ein ungewöhnlich schöner Film mit einer atmosphärisch dichten Schilderung über zwei einsame Menschen. Midnight Mary zeigte Young als Kriminelle, die durch die Liebe zu einem Mann einen charakterlichen Wandel durchmacht. In Man's Castle war sie unter der Regie von Frank Borzage an der Seite von Spencer Tracy zu sehen.

Mit dem wachsenden Interesse an Pre-Code Pictures, also Filmen, die vor dem Inkrafttreten strenger Zensurregeln (Production Code) in die Kinos kamen, ist auch das Bild von Loretta Young im Wandel. Ihr Studio Warner Brothers, die First National 1928 aufgekauft hatten, war spezialisiert auf die Schilderung der Härten des Alltags und Streifen wie The Hatchet Man und besonders Employees' Entrance präsentieren die Schauspielerin als ebenso durchsetzungsfähige Frau wie Barbara Stanwyck oder Glenda Farrell.

1934 wechselte sie mit Darryl F. Zanuck zu dessen neuer Firma 20th Century, die bald darauf mit dem alten Fox Studio zur 20th Century Fox verschmolz. In der internen Hierarchie waren Shirley Temple und Janet Gaynor noch vor Loretta angesiedelt, deren Popularität jedoch auch durch Streifen wie Clive of India und The Call of the Wild zunahm. Gemeinsam mit Tyrone Power drehte sie insgesamt 5 Streifen: 1936 -Ladies in Love, 1937 - Love Is News, Second Honeymoon, Café Metropol, 1938 - Suez. Die Karriere von Loretta Young stagnierte jedoch mit der Zeit, da die Produzenten immer mehr Aufmerksamkeit auf die Garderobe der Schauspielerin verwandten und dramatische Rolle an andere Stars vergaben. 1939 trat Loretta Young gemeinsam mit ihren Schwestern Sally Blane und Polly Ann Young in The Story of Alexander Graham Bell vor der Kamera auf. 1940 beschloss sie daher, ohne festen Vertrag mit einem Studio zu arbeiten. Diese Methode, free-lancing genannt, hatte bereits die Karrieren von Ronald Colman, Irene Dunne, Cary Grant und Carole Lombard revitalisiert. Bereits der erste Film, die Komödie The Doctor Takes A Wife unter der Regie von Alexander Hall und mit Ray Milland war ein großer Erfolg. Ihre besten Rollen spielte die Schauspielerin kurz nach dem Krieg. 1946 war sie in Die Spur des Fremden die nichtsahnende Ehefrau des Naziverbrechers Orson Welles und 1947 spielte sie neben Cary Grant in The Bishop's Wife eine Frau, die sich in einen Engel verliebt. 1947 war ohnehin ihr Jahr, nachdem Young für die Komödie Die Farmerstochter, über eine schwedischstämmige junge Frau, die ihr politisches Bewusstsein entdeckt und schließlich in den US-Kongress gewählt wird, den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann. Joseph Cotten und Ethel Barrymore spielen ebenfalls mit. Die Wahl von Loretta Young war eine allgemeine Überraschung, da jeder mit Rosalind Russell in Mourning Becomes Electra rechnete. Daneben wirkte sie erfolgreich in zwei Western mit: Along Came Jones, in dem sie mit ihren Schießkünsten mehr als einmal Gary Cooper retten muss und Rachel and the Stranger, in dem sie als weiße Sklavin für $ 40 an William Holden verkauft wird und am Ende seine Liebe gewinnt. 1949 erhielt sie für die Hauptrolle in Henry Kosters Drama Come to the Stable über zwei französische Ordensschwestern die planen, in Neuengland ein Kinderkrankenhaus zu eröffnen, ihre zweite Oscar-Nominierung.

1953, nachdem ihre Filmkarriere sie nicht mehr befriedigte, begann die Schauspielerin im Medium Fernsehen eine zweite, beinahe noch erfolgreichere Karriere. Über acht Jahre lang war der glamouröse Auftritt von Loretta Young in großer Abendgarderobe das Erkennungszeichen ihrer Sendung The Loretta Young Show (die im ersten Jahr noch Letter to Loretta hieß). Von 1962 bis 1963 folgte The New Loretta Young Show, in der Young eine Witwe spielte, die als Politikerin Karriere macht. 1964 versuchte Robert Aldrich unter anderem Loretta Young zu bewegen, die Rolle von der erkrankten Joan Crawford in Hush, Hush, Sweet Charlotte zu übernehmen. Sie lehnte ebenso ab wie Vivien Leigh und Katharine Hepburn.

Stets um ein perfektes Bild in der Öffentlichkeit bemüht, verklagte die Schauspielerin 1972 erfolgreich den Sender NBC auf $ 600.000 Schadensersatz, da sie der Ansicht war, ihr Image als gut gekleidete Frau habe Schaden genommen durch die Wiederholungen der Loretta Young Show.

Privatleben

Die Schauspielerin war zeit ihres Lebens streng katholisch. Trotzdem hatte sie in ihrer Jugend ein turbulentes Privatleben. So brannte sie 1930 mit dem Schauspieler Grant Withers durch, den sie auf Druck ihrer Mutter 1930 kurz nach ihrem 17. Geburtstag heiratete. Die Ehe wurde nach einem Jahr annulliert. 1933 hatte sie während der Dreharbeiten zu A Man's Castle eine Affäre mit Spencer Tracy, der sich ihretwillen mit William Wellman öffentlich einen Faustkampf lieferte. Da beide Schauspieler streng katholisch waren und eine Scheidung für Tracy nicht in Betracht kam, trennten die beiden sich 1934. Gut ein Jahr später, 1935, begann sie während der Dreharbeiten zu Call Of The Wild eine Affäre mit Clark Gable und wurde von ihm schwanger. Young zog mit ihrer Mutter nach Europa und brachte dort eine Tochter zur Welt, die sie als adoptiert ausgab. Die Tochter, Judy Lewis, heute selbst Schauspielerin, wusste bis zum Erwachsenenalter nicht von ihrem prominenten Vater.

In zweiter Ehe heiratete sie 1941 den Werbefachmann Thomas Lewis, dessen Nachnamen auch die „adoptierte“ Tochter Judy annahm. Young und Lewis hatten zwei Kinder; die Ehe wurde 1968 geschieden. In dritter Ehe heiratete Young 1993 den Kostümbildner Jean Louis, der 1997 starb.

Filmografie (Auswahl)

  • 1921: Der Scheich (The Sheik) ohne Credit
  • 1927: Susannes erstes Abenteuer (Naughty But Nice) ohne Credit
  • 1928: Laugh, Clown, Laugh
  • 1928: Freibeuter der Südsee (Scarlet Seas)
  • 1929: Fast Life
  • 1929: The Careless Age
  • 1929: The Forward Pass
  • 1930: Loose Ankles
  • 1931: Too Young to Marry
  • 1931: Vor Blondinen wird gewarnt (Platinum Blonde)
  • 1932: Taxi!
  • 1932: Der Rächer des Tong (The Hatchet Man)
  • 1933: Employees' Entrance
  • 1933: Grand Slam
  • 1933: Zoo in Budapest
  • 1933: Midnight Mary
  • 1933: The Devil’s in Love
  • 1933: Man’s Castle
  • 1934: The White Parade
  • 1934: Born to Be Bad
  • 1934: Die Rothschilds (The House of Rothschild)
  • 1935: Kampf um Indien (Clive of India)
  • 1935: Goldfieber (The Call of the Wild)
  • 1935: Kreuzritter – Richard Löwenherz (The Crusades)
  • 1936: Frauenehre (Private Number)
  • 1936: Ramona
  • 1936: Liebe − nicht genügend (Ladies in Love)
  • 1937: Der Liebesreporter (Love Is News)
  • 1937: Café Metropol (Café Metropole)
  • 1937: Second Honeymoon
  • 1938: Vier Mann – Ein Schwur (Four Men and a Prayer)
  • 1938: Suez
  • 1939: Liebe und Leben des Telefonbauers A. Bell (The Story of Alexander Graham Bell)
  • 1939: Einmal wirst du wieder treu mir sein (Eternally Yours)
  • 1940: Hochzeit wider Willen (The Doctor Takes a Wife)
  • 1944: Der Morgen gehört uns (And Now Tomorrow)
  • 1945: Der Vagabund von Texas (Along Came Jones)
  • 1946: Die Spur des Fremden (The Stranger)
  • 1947: Die Farmerstochter (The Farmer’s Daughter)
  • 1947: Jede Frau braucht einen Engel (The Bishop’s Wife)
  • 1948: Ehe ohne Liebe (Rachel and the Stranger)
  • 1949: ...und der Himmel lacht dazu (Come to the Stable)
  • 1950: Ein charmanter Flegel (Key to the City)

Auszeichnungen

Oscar

Gewonnen:

  • 1948: Beste Hauptdarstellerin – Die Farmerstochter

Nominiert:

Golden Globe

Gewonnen:

Nominiert:

  • 1990: Beste Hauptdarstellerin - Mini-Serie oder TV-Film – Lady in the Corner

Emmy

Nominiert:

  • 1954: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show
  • 1956: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show
  • 1958: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show
  • 1960: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show
  • 1961: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show

Gewonnen:

  • 1955: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show
  • 1957: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show
  • 1959: Beste Hauptdarstellerin in einer Serie – The Loretta Young Show

Weitere

  • 1950: Golden Apple Award als kooperativste Schauspielerin
  • 1988: Women in Film Crystal Award
  • 2 Sterne auf dem Hollywood Walk of Fame, jeweils für ihre Film- (6104 Hollywood Blvd.) und Fernsehkarriere (6141 Hollywood Blvd.)

Literatur

  • Joan Wester Anderson: Forever Young: The Life, Loves, and Enduring Faith of a Hollywood Legend: The Authorized Biography of Loretta Young. Thomas More Publishing, 2000, 320 S., ISBN 0-88347-467-0
  • Joe Morella, Edward Z. Epstein: Loretta Young: An Extraordinary Life. Delacorte, 1986, 302 S., ISBN 0-38529-397-6
  • John Kobal: People Will Talk. Aurum Press Ltd, 1991, 418 S., ISBN 1-85410-172-2

Weblinks

 Commons: Loretta Young – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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