Ritt zum Ox-Bow

Ritt zum Ox-Bow
Filmdaten
Deutscher Titel Ritt zum Ox-Bow
Originaltitel The Ox-Bow Incident
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1943
Länge 77 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie William A. Wellman
Drehbuch Lamar Trotti
Produktion Lamar Trotti
Musik Cyril J. Mockridge
Kamera Arthur C. Miller
Schnitt Allen McNeil
Besetzung

Ritt zum Ox-Bow ist ein Western aus dem Jahr 1943 von Regisseur William A. Wellman. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Walter van Tilburg Clark.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Nevada 1884: Die zwei Cowboys Gil und Art kommen in einen langweiligen Ort. Im örtlichen Saloon geht es rau zu. Es kommt ein Mann mit der Botschaft, Viehdiebe hätten den Rancher Kinkaid erschossen. Trotz des Einspruches des besonnenen Mr. Davis, der meint, man müsste erst den Sheriff und den Richter zurate ziehen, laufen nun die Männer des Dorfes zusammen um sich auf die Suche nach den Tätern zu machen („In Texas verlassen wir uns nicht auf die Gerechtigkeit der Gerichte, oder? Nein, darauf warten wir nicht! Wir greifen uns den Mörder schneller als irgendein aufs Honorar versessener Anwalt, der seine Zeit in den Gerichtssälen verpennt! Wir gehen hin und greifen uns den Mann und lassen ihn baumeln!“[1]). Der Sheriff hat sich unterdessen schon zu Kinkaids Ranch begeben und der Richter mahnt die Männer, auf dessen Rückkehr zu warten. Doch als den Männern von einem mexikanischen Ranchgehilfen zugetragen wird, er habe in der Nähe Männer mit der Herde Kinkaids gesehen, sind sie nicht mehr zu halten.

Der vermeintliche frühere sadistische Südstaatenmajor Tetley übernimmt das Kommando, und zwingt seinen unwilligen Sohn dazu, sich ihnen anzuschließen. Sie werden vom Hilfssheriff als Bürgerpatrouille eingeschworen (womit dieser seine Kompetenzen überschreitet). Den etwa 30 Männern schließt sich eine Ma genannte, giftige, krötenhafte Frau an. Auch Gil und Art stoßen zum lynchwütigen Mob, da sie als Ortsfremde sonst um ihr Leben fürchten.

Tief in der Nacht stoßen die Männer auf das Lager mit den drei Verdächtigen. Und wie es sich herausstellt sind sie wirklich mit den Rindern Kinkaids unterwegs. Anführer der drei Verdächtigen ist der Rancher Donald Martin. Seine Gehilfen sind der alte Mann Halva Harvey und der Mexikaner Juan Martínez. Obwohl alle drei ihre Unschuld beteuern werden sie verhaftet und gelten sofort als schuldig. Martin gibt an, die Rinder von Kinkaid gekauft zu haben, kann aber keine Quittung vorweisen. Derweil versucht der alte Mann sein Leben zu retten, indem er den Mexikaner als Mörder beschuldigt. Tetley lässt abstimmen. Gegen die Stimmen von Mr. Davies, Gil, Art und drei weiteren Männern (darunter Tetleys Sohn und ein Mexikaner) entscheidet die Mehrheit, die drei Männer sofort aufzuhängen. Martin darf noch einen Abschiedsbrief schreiben und der zynische Mexikaner, der schon längst gemerkt hat, dass sie von Anfang an keine Chance gegen das vorgefasste Urteil hatten, legt seine Beichte bei einem Landsmann ab, der sie an einen Priester weiterleiten soll. Tetley zwingt seinen in seinen Augen verweichlichten Sohn dazu als einer der Henker zu fungieren. Im Morgengrauen werden die Männer gehenkt.

Kurz nach dem Aufbruch wartet der Sheriff schon auf sie. Kinkaid wurde nur verletzt noch wurde er bestohlen. Der Sherrif droht den Anführern harte Strafen an. Einer der Männer, die am schnellsten mit dem Lynchurteil waren, tut sich nun mit der Meinung hervor, dass man jetzt eigentlich Tetley lynchen sollte. Als Tetley in seiner Villa angekommt sperrt er seinen Sohn aus. Dieser klagt nun seinen Vater als machtversessen und grausam an und unfähig Mitleid zu empfinden. Kurz darauf schiesst sich Tetley eine Kugel in den Kopf. Im Saloon liest Gil den anderen Männern aus Martins Abschiedsbrief an seine Frau vor.

Entstehungsgeschichte und Besonderheiten

Ritt zum Ox-Bow ist in vielerlei Sicht ein außergewöhnlicher Western. Zum ersten Mal wird dem Publikum ein gewöhnlicher Charakter präsentiert, der nicht die typischen Merkmale eines Helden zeigt. Gil ist ein Loser. Er ist heruntergekommen und kann sich nicht gegen das – offensichtliche oder vermeintliche – "Falsche" und "Schlechte" behaupten. Obwohl sein Verstand klar und sein Herz mehr oder weniger am rechten Fleck ist, ist er in und an der Gesellschaft gescheitert. Er ist Pragmatiker. Es macht für ihn zwar einen Unterschied, ob ein Mann schuldig oder unschuldig ist – aber wenn es um sein eigenes Leben geht, ist auch er, selbst wenn er sich nicht aktiv daran beteiligt und im Grunde gegen den Lynchmord war, Teil des Mobs.

1943 war der Film in seiner Art einmalig und etwas ganz neues. Die USA befanden sich grade im Krieg mit Japan und Deutschland, da kam eine solche Anklage gegen den amerikanischen Faschismus beim Publikum mehr schlecht als recht an. Doch von Beginn an waren die Kritiker begeistert. Er wurde als "bedeutsamer Augenblick der amerikanischen Kulturgeschichte" (Manny Farner in The New Republican) gefeiert. Im Vorwort einer späten Auflage der Romanvorlage des Films von Walter van Tilburg Clark (Original aus dem Jahr 1940) wies der Autor darauf hin, dass sein Buch (und später auch der Film) vielfach falsch verstanden wurde. Es war keine Anklage gegen den europäischen Faschismus sondern gegen den US-amerikanischen. So wurde der Film kein Kassenknüller, kein Bestseller, sehr wohl aber ein Longseller. Für den Chef der 20th Century Fox, Darryl F. Zanuck war das Projekt völlig unzeitgemäß.

Als Preis dafür, diesen Film drehen zu dürfen, mussten Regisseur Wellman und Hauptdarsteller Henry Fonda in der Folgezeit an diversen von Zanucks Prestigeproduktionen mitarbeiten, die jedoch anders als Ritt zum Ox-Bow heute meist schon in Vergessenheit geraten sind. Was die Kritik besonders beeindruckte war, dass als Entschuldigung für die Vorgänge nicht etwa eine Hysterie ins Spiel gebracht wurde, sondern dass kalt und klar analysiert wurde, dass die Perversion aus dem inneren Antrieb und der Sozialisation der Figuren kam. Hysterie ist nicht im Spiel, wenn man Gott, Herr über Leben und Tod sein kann.

Kritisch wurden in erster Linie zwei Punkte beurteilt. Zum einen wurden die Nachtszenen im Atelier gedreht, da man mit dem kleinen Budget echte Außenaufnahmen nicht realisieren konnte. Dadurch wirkt die Ausstattung ein wenig hölzern und kulissenhaft. Der zweite Kritikpunkt ist die rührselige Verlesung des Abschiedsbriefes am Ende.

Henry Fonda, der eigentlich bei der US Navy war, wurde für die Fertigstellung des Filmes von der Marine freigestellt. Harry Morgan – hier noch unter seinem eigentlichen Namen Henry Morgan, später Nebendarsteller in diversen Western und anderen Filmen und seit den 1970er Jahren Fernsehstar in Serien wie Dragnet und vor allem M*A*S*H – hat hier einen seiner ersten Auftritte in seiner 50jährigen Karriere.

Kritik

„Ein in Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Faschismus entstandener klassischer Western mit der zeitlosen Botschaft, daß Respekt vor dem Recht und Ehrfurcht vor dem Menschenleben sich gegenseitig bedingen.“

Lexikon des Internationalen Films[2]

Auszeichnungen

Der Film wurde 1943 als Bester Film für den Oscar nominiert, ging aber gegen den Durchhaltefilm Mrs. Miniver leer aus. Jedoch gewann der Film im selben Jahr den Preis als bester englischspracher Film des National Board of Review. 1998 wurde dem Film die wohl höchste Auszeichnung zuteil, die ein US-amerikanischer Film bekommen kann. Er wurde in die National Film Registry des National Film Preservation Board aufgenommen.

Medien

Literatur

DVD-Veröffentlichung

  • Ritt zum Ox-Bow. Western Legenden No. 9, Koch Media GmbH, 2011

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Originalzitat aus der deutschen Synchronfassung des Films
  2. Ritt zum Ox-Bow im Lexikon des Internationalen Films

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