Windows 3.1

Windows 3.1
Windows 3.x
Windows 3.0
Bildschirmfoto
Bildschirmfoto Windows for Workgroups 3.11 (deutsch) mit Datei-Manager, im Hintergrund Programm-Mangager mit geöffneten und geschlossenen Programmgruppen, der im Editor geöffneten Datei WIN.INI (mit Einträgen, die damals noch nicht Teil der Systemregistrierung waren) und unten links auf Symbolgröße minimierte Windowsanwendungen
Basisdaten
Entwickler Microsoft
Version 3.11
(November 1993)
Abstammung \ MS-DOS \ Windows
Chronik Windows 1.0
Windows 2.0
Windows 3.x
Windows 95
Windows 98
Windows Me
Lizenz Microsoft EULA (Closed Source)
Sonstiges Entwicklung eingestellt
Website www.microsoft.com

Microsoft Windows 3.x stellt die dritte Version der Windows-Serie der Firma Microsoft dar.

Die früheren Versionen von Windows sind keine Betriebssysteme, sondern lediglich eine „graphische Betriebssystemerweiterung“[1], die auf MS-DOS aufsetzten. Strenggenommen galt und gilt das sowohl für alle 3.x-Versionen als auch für alle Windows 9x-Versionen inklusive Windows Millennium Edition (ME). Dennoch enthält Windows gerade seit den 3er-Versionen so viele gemeinsame Funktionen und Elemente, dass oft von Windows als Betriebssystem gesprochen wird.

Inhaltsverzeichnis

Versionen

Gemeinsame Neuerungen seit Windows 1.x/ 2.x

Die graphische Benutzeroberfläche wurde nach dem Vorbild des Apple Macintosh entwickelt. Programm- und Dateimanager wurden mit dieser Version eingeführt und ersetzen die bisher als Dateiverwaltung eingesetzte „MS-DOS Executive“, die seit Windows 1.0 den Bildschirm direkt nach dem Start zierte. Auch das Aussehen der Oberfläche selbst wurde geändert: 3D-Schaltflächen dominieren nun.

Windows 3.0 kann auf einer Vielzahl unterschiedlicher Rechner eingesetzt werden. Erstmals wurde Windows nicht für die jeweilige Prozessorplattform verkauft, sondern ist mit unterschiedlichen Startmodi für alle unterstützten Prozessoren angepasst. Neben den damals aktuellen Intel 80386-Prozessoren („386er“), ist 3.0 auch auf 286ern und sogar auf Rechnern mit Intel 8086-CPU lauffähig.

Windows 3.x beherrscht präemptives Multitasking nur sehr eingeschränkt. Es wird nur für MS-DOS-Programme unterstützt, und das auch nur dann, wenn es auf Systemen ausgeführt wird, die kompatibel zum 80386-Prozessor sind. Windows-Programme werden im kooperativen Multitasking ausgeführt, bei dem Programme explizit die Kontrolle an die anderen abtreten müssen.

Erstmals wurde auch eine hierarchische Systemdatenbank integriert, die sogenannte Windows-Registrierungsdatenbank, die umgangssprachlich häufig auch Registry genannt wird. Im Gegensatz zu späteren Windows-Versionen beschränkt sich ihre Verwendung unter Windows 3.x noch auf Dateinamenserweiterung und einige Windows-Einstellungen. Programmeinstellungen und umfangreichere Konfigurationen werden noch wie bisher über ini-Files (Initialisierungs-Dateien) realisiert, die die Parameter und Werte im Klartext enthalten. Diese Dateien sind mit einem Texteditor änderbar und lassen sich einfach kopieren, wodurch System- und Programmkonfigurationen einfach auf andere Rechner übertragen werden können.

Windows 3.0

Windows 3.0 wurde am 22. Mai 1990 veröffentlicht und bis 1992 vertrieben. In den ersten vier Monaten wurden eine Million Exemplare zu einem Preis von je 150 USD abgesetzt.[2] Es ist das erste Windows, das VGA unterstützt, aber weiterhin Treiber für sehr alte XT-Rechner und deren Grafikstandards mitliefert. Im Real Mode genügen sogar ein 8086er-Prozessor und 384 KB Speicher, der erweiterte Modus setzt einen 386er-Prozessor (mehr IRQs) mit 1024 KB Erweiterungsspeicher (also 640 + 1024 KB) voraus. Einige ältere Programme sind noch über Parameter startbar.

  • Real Mode: Der „Real Mode“ ist eine Art Kompatibilitätsmodus, der es erlaubt, Windows 3.0 auf einem 8086er auszuführen bzw. Anwendungen, die ursprünglich für Windows 2.x geschrieben wurden und sonst nicht lauffähig wären, zu verwenden.
  • Standard Mode: Wie der Name bereits verrät, ist das die Betriebsart für damals (1990-91) durchschnittliche Hardware: ein Intel 80286-Prozessor mit ca. 1 MB Arbeitsspeicher (RAM).
  • Extended Mode: Im „Erweiterten Modus für 80386-Prozessoren“ ist auf einem PC mit 80386-Prozessor und ausreichend Arbeitsspeicher kooperatives Multitasking (DOS-Anwendungen) und Adressierung großer Speicherbereiche möglich.

Robotron vertrieb für das System A7150 ein modifiziertes Microsoft Windows 3.0 unter dem Namen KWS (Karl-Marx-Städter Window-System)[3].

Windows 3.0 mit Multimedia Extensions 1.0 (Windows 3.00a, Oktober 1991)

Ende 1991 veröffentlicht, ist es das erste Windows überhaupt, das in der Lage ist, Soundkarten anzusprechen. Im Grunde handelt es sich jedoch nur um ein überarbeitetes Windows 3.0. Hinzugekommen sind:

  • Medienwiedergabe; zum Abspielen von Wave- und MIDI-Dateien.
  • Sound Recorder; zum Aufnehmen von Tonspuren im Wave-Format
  • Ein CD-Player
  • Eine erweiterte Uhr, die zu programmierten Zeitpunkten Signale abspielen kann.
  • Bildschirmschoner; zu den bekanntesten zählt „Starfield“, der vorbeihuschende Sterne bei einem Flug durch das All simuliert.

Diese Windows-Version wurde ausschließlich auf CD-ROM vertrieben (als erstes Windows überhaupt) und war nicht weit verbreitet, da Multimedia-PCs (Rechner mit CD-ROM-Laufwerken und Soundkarte mit Midi-Schnittstelle) damals sehr teure Geräte waren. Die übrigen Hardware-Voraussetzungen mit mindestens 10 MHz 286er-Prozessor, 2 MB RAM und 30 MB Festplatte entsprechen dem damaligen Technikstand, dazu wird MS-DOS ab V3.1 (oder ein kompatibles Betriebssystem, wie das damals weit verbreitete DR-DOS) benötigt.

Windows 3.1 und Varianten

Diese Version wurde am 1. März 1992 veröffentlicht und war erstmals als Update für ein früheres Windows erhältlich. Es ist die erste Fassung von Windows, die kommerziell erfolgreich war. Zu den wichtigsten Neuerungen zählt die standardmäßige Ton-Unterstützung sowie Farbtiefen bis zu 32 Bit und große Bildschirm-Auflösungen. Trotz der Namensähnlichkeit sind viele Programme für Windows 3.0 zu Windows 3.1x inkompatibel (und umgekehrt). Somit ist Windows 3.1 das erste Windows mit einer durchgehenden Aufwärtskompatibilität.

Zum Schutz vor professionellen Produktpiraten wurde mit Windows 3.1 parallel zu MS-DOS 6.x das Certificate of Authenticity eingeführt. Ein schwer zu fälschendes Hologramm erlaubt es dem Laien, eine Kopie von einem Original zu unterscheiden.

In die Beta-Version von Windows 3.1 wurde ein Softwaretest eingebaut um Kompatibilitätsprobleme bei der Verwendung alternativer DOS-Versionen zu verursachen.[4] Statt MS-DOS setzten etliche Kunden DR-DOS ein. Dieser Test war auch in der Verkaufsversion von Windows 3.1 enthalten, allerdings deaktiviert.[5]

Erstmals werden TrueType-Schriften und die OLE-Schnittstelle unterstützt und „Drag and Drop“ (Verschieben von Dateien zwischen zwei Fenstern mit der Maus) wird eingeführt. Eine nur kurzzeitig erhältliche Variante ist Windows 3.11, die aber nur an der neuen Build-Nummer erkennbar ist. Weitere Sondereditionen sind Windows 3.1 für Pen-Computing (spezielle Laptops), das chinesische Windows 3.2 (Update mit Schrifteditor, Treibern und Schriften auch für internationale DOS-Versionen)[6] und zahlreiche von Herstellern angepasste OEM-Varianten, teilweise sogar mit DOS und Treiberanpassungen als Skriptinstallation auf CDs statt auf Diskette.

Windows for Workgroups 3.1

Windows for Workgroups 3.1 wurde im Oktober 1992 veröffentlicht. Es enthält als erstes Windows zusätzliche Möglichkeiten für ein rudimentäres Peer to Peer-Netzwerk zwischen Windows-Computern über das MS-eigene NetBEUI-Protokoll sowie die Programme Microsoft Mail, ein netzwerkbasiertes Mailprogramm, und Schedule+, ein Kalenderprogramm zur gemeinsamen Benutzung durch mehrere Anwender. Für ein effektives serverbasierendes Netzwerk ist aber wegen der noch fehlenden TCP/IP-Unterstützung WfW 3.11 ratsam, zumal die Netzwerkkomponenten noch nicht ausgereift sind und viele Netzwerktreiber für WfW 3.1 noch nicht erhältlich sind. Es ist die letzte Version, die im Standard-Modus arbeitet (286er-Prozessor noch möglich), dann aber ohne gemeinsame Datei- und Druckernutzung.

Windows for Workgroups 3.11

Windows for Workgroups 3.11 wurde im November 1993 veröffentlicht. Es ist eine erweiterte Fassung von Windows for Workgroups 3.1 mit verbesserter 32-Bit-Netzwerksoftware und TCP/IP-Protokoll (als Aktualisierung nachzuinstallieren), das die Kommunikation mehrerer Rechner in einem lokalen Netzwerk erlaubt. Mit einem Paket kleinerer Programme („Winsocks“) ist nun auch der Internetzugriff über ein Standardmodem mit AT-Befehlssatz (Hayes) und den Bitraten 4,8 / 9,6 / 19,2 kBit/s möglich. Auch kann man per ISDN oder mit DSL ins Internet. Die letzten Browser für WfW 3.11 sind: Internet Explorer 5.0 Deutsch (ist Grundvoraussetzung für Wählverbindungen, da es das Einwahlprogramm enthält), Internet Explorer 5.01 Englisch, Opera 3.62 Englisch und Netscape Navigator 4.08. Für die Installation wird ein 386SX/DX-Prozessor vorausgesetzt. Gerätehersteller konnten noch bis Anfang November 2008 das Betriebssystem Windows for Workgroups 3.11 lizenzieren.[7]

Erweiterungen

Für Windows 3.1 existieren zahlreiche Erweiterungen, die vor allem die vergleichsweise einfachen Programm- und Dateimanager ergänzen oder durch völlig neue Oberflächen ersetzen, darunter PC Tools für Windows, Norton Utilities, Calmira oder Plug-In for Windows.

Die wichtigste Erweiterung für neuere Programme ist die Win32s-Schnittstelle für Windows 3.1x. Das sind Befehlserweiterungen, die erstmals die 32-Bit-Programme unter dem sonst 16-bittigen Windows erlauben. Dabei wurden allerdings die Funktionsbibliotheken aus Windows NT nicht komplett übernommen, sondern lediglich eine Auswahl daraus, so ist beispielsweise MS Office 97 unter Windows NT 3.51 lauffähig, nicht jedoch unter Windows 3.1x / WfW 3.x. In Kombination mit Grafikschnittstellen wie OpenGL oder Video for Windows sollte damit jedoch bis zum Erscheinen von Windows 95 ein ausreichender Standard für Heimanwender gesetzt werden.

Heutige Bedeutung dieser Windows-Varianten

Die Bedeutung dieser Windows-Varianten reicht heute über den musealen Charakter kaum hinaus. Sofern alte Hardware mit Prozessorraten um 20 MHz mit Treibern zum Laufen gebracht werden soll, kann Windows for Workgroups 3.1/ 3.11 noch verwendet werden, da es die stabilere Version ist und noch einige Treiber dafür erhältlich sind. Netzwerkzugriff ist mit allen Aktualisierungen und funktionierenden Treibern auch zu modernen Betriebssystemen über TCP/IP möglich. Aktuelle Hardware wird aber nicht mehr unterstützt. Selbst für die Workgroup-Varianten fehlen inzwischen Drucker- und Grafiktreiber. Windows for Workgroups 3.11 unterstützt standardmäßig EGA, (S)VGA und Windows-Beschleunigerkarten bis 1024×768 Bildpunkten und 256 Farben und 800×600 mit 32k Farben. Für Testinstallationen reichen meist die Standardtreiber (VGA oder evtl. SVGA mit 800×600 Bildpunkten und 16 Farben). Drucker lassen sich, soweit über LPT angeschlossen, oftmals im Kompatibilitätsmodus zumindest für Schwarz-Weiß-Druck verwenden. Ein DOS-Gerätetreiber für CD-Laufwerke muss neben CDEX aber zusätzlich von Fremdanbietern bezogen werden.

Das System kann noch für Office-Tätigkeiten (MS Office bis V4.3 und StarOffice bis 4.0), weniger komplexe Grafikaufgaben (CorelDraw 5.0, MicroGrafx Designer/Picture Publisher 5, PaintShopPro 3.12) und alte 16-bit-Spiele (DOS/Win) genutzt werden. Insgesamt ist die Hardwareunterstützung für SCSI besser als für IDE/Atapi. Geeignete Programme sind fast nur noch als Downloads oder auf dem Flohmarkt erhältlich. Die meisten gängigen Standardprogramme können nicht mehr ausgeführt werden. Die produktive Nutzung des Betriebssystems ist somit auf modernen Systemen kaum noch möglich. Nur in der Welt der Embedded-PCs, etwa in Registrierkassen, kann sich das im Vergleich zu späteren Versionen ressourcenschonende Windows for Workgroups 3.11 aufgrund der Unterstützung des TCP/IP-Protokolls bis heute halten.[7]

Einzelnachweise

  1. Windows 3.1 Handbuch
  2. Quelle: James Wallace und Jim Erickson: Mr. Microsoft. Ullstein 1993; S. 346
  3. www.robotrontechnik.de
  4. Dan Goodin: Microsoft emails focus on DR-DOS threat. CNET News, 28. April 1999. Abgerufen am 31. August 2008.
  5. Andrew Schulman: Untersuchung des Windows AARD Detection Code (englisch) vom 1. September 1993 (Zugriff: 31. August 2008)
    (Zum Vergleich: Artikel der englischen Wikipedia: AARD code)
  6. Referenzseite auf der Microsoft Homepage
  7. a b http://www.heise.de/newsticker/Das-Ende-von-Windows-3-11--/meldung/110773

Weblinks


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