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Das Chaos (griechisch χάος, cháos) ist ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für Ordnung.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsgeschichte
Etymologisch hängt das Wort mit dem griechischen Verb χαίνω („klaffen, gähnen“) zusammen, bedeutet also ursprünglich etwa „klaffender Raum“, „gähnende Leere“, „Kluft“. So heißt Chaos auch eine tiefe Bergschlucht auf der Peloponnes, vergleichbar der Ur-Schlucht Ginnungagap der nordischen Mythologie.
In der Theogonie des griechischen Dichters Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt: „Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde...“ (Vers 116). Das Chaos besitzt in diesem kosmogonischen Mythos Ähnlichkeit mit dem Nichts und der Leere. Kinder oder Abkömmlinge des Chaos bei Hesiod sind Gaia (die Göttin der Erde), Nyx (die Göttin der Finsternis der Nacht), Erebos (der Gott der Finsternis in der Unterwelt), Tartaros (die Unterwelt, Ort und Person zugleich) und Eros (der Gott der Liebe). Alle fünf Götter sind zeitgleich aus dem Chaos entstanden.
In der ersten Schöpfungsgeschichte der Bibel (Genesis 1,1-5) können die Worte „wüst und leer“ auch als ein anderer Ausdruck für Chaos gedeutet werden. In der hebräischen Bibel steht an dieser Stelle תֹהוּ וָבֹהוּ, das später als „Tohuwabohu“ in die deutsche Sprache Einzug gehalten hat.
Seit dem 17. Jahrhundert bezeichnet Chaos in der Alltagssprache die Unordnung, das Gewirr, das Durcheinander (etwa eines unaufgeräumten Zimmers).
„Chaot“
Die Bezeichnung Chaot wird in der Regel abwertend und polemisch verwendet. Im Alltag bezeichnet man damit meist einen sehr unordentlichen und schlecht organisierten Menschen. Des Weiteren dient das Wort „Chaot“ (aber auch „Krawallmacher“) als politischer Kampfbegriff, um gewaltbereite soziale Gruppen zu bezeichnen, besonders im Zusammenhang mit Straßenschlachten und Ausschreitungen. So wird in vielen Massenmedien der Begriff unter anderem für Fußballrowdies und Hooligans verwendet.[1]
Vor allem Anarchisten, Autonome und Punks werden oft als „Chaoten“, wahlweise auch als „gewaltbereite oder gewalttätige Chaoten“, bezeichnet – unter anderem von Konservativen, aber auch beispielsweise vom damaligen sozialdemokratischen Bundeskanzler Gerhard Schröder.[2] Der Begriff wird aber auch für Neonazis und rechtsradikale Skinheads verwendet. Die linke Punkszene bezieht sich selbst positiv auf den Begriff und veranstaltete seit den 80er Jahren mehrmals sogenannte „Chaostage“.
Zitate
- Nur ein Genie beherrscht das Chaos. (Albert Einstein)
- Nichts kann existieren ohne Ordnung – nichts kann entstehen ohne Chaos. (Albert Einstein)
- Chaos ist solange Chaos, als man nicht begreift, daß es eine höhere Ordnung ist. (Gerd Gerken)
- Ich sage euch: Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche, Zarathustras Vorrede in Also sprach Zarathustra)
- Auch ein perfektes Chaos ist etwas Vollkommenes. (Jean Genet)
- Das Chaos besiegt die Ordnung, weil es besser organisiert ist. (Terry Pratchett)
Weitere Bedeutungen
- Mathematik: siehe Chaos (Mathematik) und fraktale Geometrie.
- Mathematik und Physik: ein Zustand nichtlinearer, dynamischer Systeme – siehe Chaosforschung
- Einsatzlehre: die Chaosphase bei Einsatzlagen aufgrund einer fehlenden Führungsstruktur bzw. eines fehlenden Lagebildes
- Managementlehre: geringfügige Einflüsse können ein labiles Gleichgewicht in massives Ungleichgewicht stoßen (Schmetterlingseffekt) – siehe Edward N. Lorenz
- Im Diskordianismus ist das Chaos, symbolisiert durch Eris, als Antagonistin der durch Aneris symbolisierten Ordnung, von zentraler Bedeutung.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Stern, 13. Februar 2007, zit. nach [1]
- ↑ Bild-Zeitung, 19. Juli 2001, vgl. http://dip.bundestag.de/btd/14/067/1406756.pdf.
Weblinks
- Robert Bishop: „Chaos“ in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
- Dietrich Busse: „Chaoten und Gewalttäter“. Ein Beitrag zur Semantik des politischen Sprachgebrauchs – aus: Burkhardt/Hebel/Hoberg (Hg.): Sprache zwischen Militär und Frieden. Aufrüstung der Begriffe? Tübingen: G. Narr 1989, S. 93-121 (pdf, 329 KB).
- Das bedrohte Wort: Es lebe der Chaot! – Glosse bei Spiegel-Online von Bodo Mrozek
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