- Wladimir Samoilowitsch Gall
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Wladimir Samoilowitsch Gall (russisch Владимир Самойлович Галл; * 20. Januar 1919 in Charkow, Ukraine; † 9. September 2011 in Moskau, Russland) war ein sowjetischer Kulturoffizier und Hochschuldozent. 1945 rettete er als einer der Parlamentäre von Berlin-Spandau Hunderten Zivilisten das Leben.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach seinem Abitur begann Wladimir Gall 1936 ein Studium an der Moskauer Hochschule für Geschichte, Philosophie und Literatur in den Fachrichtungen Weltliteratur und Deutsch. Zu seinen Lehrern gehörte Lew Kopelew. Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums meldete er sich freiwillig zur Roten Armee, da nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion Moskau bereits zum Kampf im Großen Vaterländischen Krieg aufgerufen hatte.
Aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse wurde Wladimir Gall einer Sondereinheit zugeteilt. Seine Aufgabe bestand darin, direkt an der Hauptkampflinie mit Lautsprecherwagen die deutschen Soldaten über die Ursachen des Krieges, den Faschismus in Deutschland und über die Rolle der Roten Armee aufzuklären. Mehrfach wurde sein Trupp hierbei schwer beschossen. Während dieser Zeit lernte er Konrad Wolf kennen, der eine ähnliche Aufgabe wie er hatte und Gall später mit seinem Film Ich war 19 ein Denkmal setzte.
Im April 1945 erreichte Wladimir Gall mit seiner Einheit Berlin. Nach Erreichen von Berlin-Spandau wurde er zusammen mit Major Grischin als Parlamentär eingesetzt. Offiziere der Wehrmacht und der SS hatten sich in der dortigen Zitadelle verschanzt. Da bei einem Angriff auch mehrere Hundert Zivilisten in der Zitadelle ums Leben gekommen wären entschloss man sich, mit dem Kommandanten hinsichtlich einer Kapitulation zu verhandeln. Diese erfolgte am 1. Mai 1945, also wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges.
Nach Kriegsende wurde Wladimir Gall Leiter der Kulturabteilung der SMAD in Halle (Saale). Nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion arbeitete er zunächst als Lehrer an der Antifa-Zentralschule in Krasnogorsk, später als Hochschuldozent für Fremdsprachen in Moskau.
In Vorlesungs- und Diskussionsreisen nach Deutschland trat er mehrere Jahrzehnte für Völkerverständigung zwischen Russland / der UdSSR und Deutschland ein. In Wolfen trug eine Jugendbrigade des ORWO-Werkes den Namen Wladimir Gall. 2005 ehrte der Bezirk Spandau Wladimir Gall durch den Eintrag in das Ehrenbuch Spandaus.[1]
Literatur
- 1988 Wladimir Gall: Mein Weg nach Halle (Militärverlag der DDR Berlin, ISBN 978-3327006252)
- 2005 Wolfgang Jacobsen und Rolf Aurich: Der Sonnensucher Konrad Wolf (ISBN 978-3351025892)
- 2000 Wladimir Gall: Moskau, Spandau, Halle (GNN Verlag, ISBN 978-3898190565, Seite zum Buch beim Verlag)
Filmografie
- 1968 Konrad Wolf: Ich war neunzehn, Film über den gemeinsamen Kampf von Wladimir Gall und seinen Freund Konrad Wolf
Weblinks
- Literatur von und über Wladimir Samoilowitsch Gall im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wladimir Gall in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Wladimir Gall zum 80. Geburtstag Artikel in der Berliner Zeitung vom 20. Januar 1999
- Ruß am Churchill-Mantel Artikel in der Berliner Zeitung vom 9. Januar 2001
- Rotarmist mit Friedensliebe Artikel zum Tod in der Mitteldeutschen Zeitung vom 13. September 2011
Einzelnachweise
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