Wladislaw Jurjewitsch Surkow

Wladislaw Jurjewitsch Surkow
Wladislaw Surkow im April 2010

Wladislaw Jurjewitsch Surkow (russisch Владислав Юрьевич Сурков; * 21. September 1964 in Schali, Tschetschenien) ist ein russischer Geschäftsmann und Politiker. Wladislaw Surkow wird gelegentlich als "Kreml-Chefideologe" bezeichnet - oder auch als "dritter Mann im Staat", der für die Innenpolitik als weitgehend verantwortlich gilt [1] - und soll maßgeblich zum Wahlsieg von Wladimir Putin im Jahr 2004 beigetragen haben. Er ist zurzeit stellvertretender Leiter der russischen Präsidialverwaltung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wladislaw Surkow wurde am 21. September 1964 als Sohn des Andarbek Danilbekowitsch Dudajew und der Soja Antonowna Surkowa, die beide Lehrer waren, in Schali in Tschetschenien geboren. Sein Vater Andarbek Dudajew ist Tschetschene. In russischen Zeitungen wurde deshalb die Vermutung geäussert, sein Name bei der Geburt sei Aslambek Andarbekowitsch Dudajew gewesen.[2] Spätestens nach der Scheidung der Eltern 1969 nahm Surkow den Familiennamen seiner Mutter an, und wurde auch unter diesem Namen eingeschult.

Seine ersten fünf Lebensjahre verbrachte Surkow in Duba-Jurt und Grosny in Tschetschenien.[3] Danach zog er mit seiner Mutter in die Stadt Skopin in der Oblast Rjasan zog, wo er die Mittelschule Nummer 1 besuchte.

Seine Studien am Moskauer Institut für Stahl und Legierungen, wo er Michail Fridman kennenlernte (heute Chef der Alfa Group) und am Moskauer Kulturinstitut beendete Surkow ohne Abschluss.

Von 1983–1985 absolvierte Surkow seinen Militärdienst nach offiziellen Angaben in einer Artillerie-Einheit im Süden Ungarns. Am 12. November 2006 erklärte jedoch der damalige Verteidigungsminister Sergei Iwanow in der Sendung "Nachrichten der Woche" des staatlichen TV-Senders Rossija, Surkow habe in einer Speznas-Einheit des sowjetischen Militärnachrichtendienstes GRU gedient.

Nach seiner Dienstzeit arbeitete Surkow vorerst als Dreher, als Leiter eines Amateurtheaters und als Übersetzer. Danach schloss er an der damals neu gegründeten Internationalen Universität von Moskau ein Studium in Wirtschaftswissenschaften mit dem Master ab.

Wladislaw Surkow spricht fließend Englisch. Seine erste Ehefrau Julia Wischnewskaja und sein Sohn Artjom leben in London. 1998 heiratete er Natalija Dubowizkaja, eine ehemalige Mitarbeiterin der Menatep-Bank, mit welcher er zwei Kinder hat.[4]

Business-Karriere

  • 1987 Leiter der Werbeabteilung in der Zentrale des wissenschaftlich-technischen Branchenverbandes, die damals von Michail Chodorkowski geleitet wurde.
  • 1988 "Manager für die Verbindungen zu den Auftraggebern" in einer neu gegründeten Jugendkooperative
  • 1988 Leiter von Metapress, einer Agentur für Marketing-Kommunikation
  • 1991 Leiter der Werbe- und Kommunikationsabteilung der Menatep-Bank von Michail Chodorkowski
  • 1996 Leitende Position bei Rosprom, einer Menatep-Tochtergesellschaft zur Aktienverwaltung, welche unter anderem die Hausbank des angeschlagenen Ölkonzerns Jukos) war. Rosprom führte eine Privatisierungs-Pfandauktion durch, bei der sie sich selbst die Aktienmehrheit von Jukos) für 309 Millionen Dollar und damit weit unter Marktwert sicherte. Auf diesem Wege wurde Chodorkowski 1996 Jukos-Vorstandsvorsitzender und Großaktionär der Menatep-Gruppe.
  • 1997 Erster Stellvertretender Vorsitzender der Alfa-Bank
  • 1998–1999 Erster Stellvertretender Generaldirektor und gleichzeitig Aufsichtsrat mit Spezialgebiet Public Relations des staatlichen Fernsehsenders ORT.

In der Politik

  • 1999 Assistierender Leiter der Präsidialverwaltung der Russischen Föderation
  • August 1999 Stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung der Russischen Föderation
  • März 2004 - Stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung - Assistent des Präsidenten der Russischen Föderation
  • August 2004 Mitglied des Board of Directors der OAO AK Transnefteproduct, im September des gleichen Jahres - zum Vorsitzenden des Board of Directors
  • Initiator der Projekte "Iduschtschije wmeste" (2000) und die Bewegung "Naschi" (2005).
  • 15. Mai 2008 Erster stellvertretender Stabschef Dmitri Medwedews, Staatsrat der Russischen Föderation 1. Klasse
  • 31. Dezember 2009 Leiter der Arbeitsgruppe für einen Komplex zur Forschung und Entwicklung und Vermarktung ihrer Ergebnisse (siehe Innovationszentrum Skolkowo)

Politische Karriere

Wladislaw Surkow wird die Gründung der russischen Regierungspartei Einiges Russland im Dezember 2001 sowie der Jugendorganisation Naschi („Die Unsrigen“) im April 2005 zugeschrieben.

Surkow wird auch zugeschrieben, für die im Sommer 2003 erfolgte Abspaltung der linksnationalistische Partei Rodina von der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation verantwortlich zu sein. Auf diese Weise habe er einen der ehemals größten Konkurrenten des Putin-Lagers geschwächt. Der Vorsitzende der kommunistischen Partei Gennadi Sjuganow beschuldigte nach der verlorenen russischen Parlamentswahl 2003 die Regierung unter Wladimir Putin, mit Rodina eine künstliche Konkurrenzpartei zur KP geschaffen zu haben.

1999 wurde Surkow zuerst Berater des Leiters der Russischen Präsidialverwaltung, am 3. August 1999 Stellvertretender Leiter und im Mai 2008 Erster Stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung.

Literarische Aktivitäten

Ende Juni 2009 erschien in Russland unter dem Pseudonym Nathan Dubowizkij (Натан Дубовицкий) ein Roman mit dem Titel "Nahe Null" ("Околоноля"). Die literarischen Qualitäten des Werks werden von vielen Kritikern als beachtlich eingeschätzt, sowohl die Komposition als auch der Stil des Textes würden einen geübten Verfasser verraten. Das Buch male ein düsteres Bild des postkommunistischen Russland und beschreibe dessen Missstände schonungslos. Der im Untertitel "gangsta fiction" gemachte Genre-Anspruch würde durch den extensiven Gebrauch von Gossen- und Gangster-Slang eingelöst.

Zur wahrscheinlichen Autorschaft Surkows führte das Pseudonym Dubowizkij, das auf den Namen seiner zweiten Frau Natalja Dubowizkaja anspielen soll. Am 11. November 2009 erklärte der russische Schriftsteller Wiktor Jerofejew in einem Interview der Literaturnaja gaseta, Surkow sei der Autor und er besitze ein von Wladislaw Surkow persönlich signiertes Exemplar von "Nahe Null". [5]

Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Vladislav Surkov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, "Ein Kreml-Roman: Die Macht der Verachtung", 29. Dezember 2009
  2. http://www.km.ru/news/surkov/dossier Über Surkow in der Zeitung KM.ru
  3. Interviews des "Spiegels" mit Wladislaw Surkow vom 20. Juni 2005 abgerufen 21. Januar 2011
  4. Pionier, Porträt von Wladislaw Surkow (russ.)
  5. [1], Das Interview in russischer Sprache

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