Belagerung von Sarajewo

Belagerung von Sarajewo
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Stadtteil Grbavica

Die Belagerung von Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) im Bosnienkrieg begann mit der Einnahme des internationalen Flughafens im Vorort Ilidža durch die Jugoslawische Volksarmee in der Nacht vom 4. auf den 5. April 1992 und endete am 29. Februar 1996. Sie ist mit 1.425 Tagen die längste Belagerung im 20. Jahrhundert. Auch die Luftbrücke zur Versorgung von Hunderttausenden eingeschlossenen Menschen wurde länger aufrechterhalten als die Berliner Luftbrücke.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Angaben

Zerstörte Häuser in der Nähe des Flughafens von Sarajevo

Während der Belagerung schlugen täglich durchschnittlich 329 Granaten in Sarajevo ein. Der Höchstwert von 3.777 Granateneinschlägen wurde am 22. Juli 1993 verzeichnet. Der Beschuss richtete immensen Schaden an, insbesondere an zivilem und kulturellem Eigentum und Werten. Streitkräfte der bosnischen Serben und der bosniakischen Armee bombardierten zivile Ziele der jeweils anderen Volksgruppe in Sarajevo, darunter das Haupthospital, Moscheen und Kirchen.

Konfliktbeginn

Am 5. April 1992 fanden mehrere Demonstrationen für den Frieden statt. Unbekannte schossen vom Dach des Holiday Inn-Hotels in die Menschenmengen und töteten die 25-jährige Medizinstudentin Suada Dilberović. Sie war das erste Opfer der Belagerung Sarajevos. Die Brücke, auf der sie getötet wurde, trägt inzwischen ihren Namen.

In den folgenden Monaten zogen Verbände der Jugoslawischen Bundesarmee auf den Höhenzügen um die Stadt Artillerie und andere Waffen zusammen. Ungefähr 120 Artilleriegeschütze und 250 Panzer kamen auf den umliegenden Hügeln zum Einsatz.

Im April 1992 forderte die bosnische Regierung den Rückzug dieser Truppen. Die Regierung Milošević sagte den Rückzug der nicht-bosnisch-herzegovinischen Kämpfer zu, einer eher unbedeutenden Zahl. Die bosnisch-serbischen Einheiten der jugoslawischen Bundesarmee wurden der Armee der Republika Srpska zugeschlagen, die ihre Unabhängigkeit von Bosnien und Herzegovina nur wenige Tage nach der Unabhängigkeitserklärung Bosnien und Herzegovina ausgerufen hatte. Der kroatische Präsident Franjo Tudjman hingegen ließ weiterhin kroatische Verteidigungskräfte (Hrvatske obrambene snage) auf Seiten der bosnisch-herzegowinischen Kroaten und der bosniakischen-kroatischen Föderation stationieren.

Blockade und Belagerung der Stadt

Der am stärksten zerstörte Stadtteil Grbavica

Am 2. Mai 1992 wurde über den bosniakischen-kroatischen Stadtteil Sarajevos von den bosnisch-serbischen Einheiten eine offizielle Blockade verhängt. Die Hauptausfallstraßen in die Stadt wurden gesperrt und eine Versorgung der Stadt damit unterbunden. Die Wasser- und Elektrizitätsversorgung wurde gekappt. An Bewaffnung und Zahl waren die serbischen Kämpfer rund um den bosniakischen Stadtteil Sarajevos den bosnischen Verteidigern der Stadt weit überlegen. Dennoch wurde das Ziel, die Stadt zu erobern, nicht erreicht.

Das zweite Halbjahr 1992 und die erste Jahreshälfte 1993 bildeten den Höhepunkt der Belagerung Sarajevos. Es fanden heftige militärische Auseinandersetzungen statt. Unterdessen hatten einige serbische Einwohner der Stadt mit der offenen Unterstützung der Belagerer begonnen. Die wichtigsten Verteidigungsanlagen und Waffendepots der Stadt waren in serbischer Hand. In der Stadt agierten Heckenschützen. Etliche Stadtviertel mit einem hohen serbischen Bevölkerungsanteil, wie Novo Sarajevo, wurden durch serbische Verbände eingenommen.

Zu dieser Zeit wurden viele Zivilgebäude angegriffen. Berichten zufolge waren im September 1993 35.000 Gebäude in ganz Sarajevo zerstört und nahezu alle restlichen mehr oder weniger beschädigt, darunter Krankenhäuser, Medien- und Nachrichtenzentren, Industrieanlagen, Regierungsgebäude, Kasernen und Stützpunkte der Vereinten Nationen. Zu den wichtigeren dieser Gebäude zählte der Präsidentensitz Bosnien-Herzegowinas und die Nationalbibliothek mit tausenden unersetzlicher Werke, die am 25. August 1992 niederbrannte.

Der Beschuss der Stadt kostete viele Menschenleben. Bei einzelnen Beschießungen wurden jeweils Dutzende getötet und Hunderte verletzt. Die republikanischen Serben beklagten sich bei den UN-Behörden, dass sie von bosniakischen und kroatischen Stellungen aus beschossen worden seien; aus diesem Grunde hätten sie das Feuer erwidert.

Der 800 Meter lange Sarajevo-Tunnel wurde Mitte 1993 fertiggestellt und erlaubte nicht nur Verletzten, den bosniakischen Stadtteil zu verlassen, sondern ermöglichte die Versorgung mit Lebensmitteln, aber auch mit Waffen. Die Bewohner des serbischen Stadtteils hingegen konnten allein über die heftig umkämpften Stellungen bosnisch-serbischer Verbände die Stadt verlassen.

Ende der Kampfhandlungen

Im Fortgang der Kämpfe mussten die serbischen Belagerer Stück für Stück zurückweichen, da die NATO mit Luftangriffen in das Geschehen eingriff. Strom- und Wasserversorgung konnten im bosniakischen Teil der Stadt wiederhergestellt werden. Im Oktober 1995 wurden zunächst ein Waffenstillstand vereinbart und später der Dayton-Vertrag unterzeichnet.

Auch wenn daraufhin eine Periode der Stabilität und Normalität folgte, erklärte die bosnische-herzegovinische Regierung erst am 29. Februar 1996 die Belagerung des bosniakischen Stadtteil Sarajevos für offiziell beendet.

Opferzahlen

Während der Belagerung wurden insgesamt fast 11.000 Menschen aller Ethnien (unter ihnen 1.600 Kinder) getötet und 50.000 teilweise schwer verletzt.

Eindrücke von und nach der Belagerung

Siehe auch

Weblinks


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