Wolfgang Fellner

Wolfgang Fellner

Wolfgang Fellner (* 13. Oktober 1954 in Wien) ist ein österreichischer Journalist und Medienmacher. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Wien.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Rennbahn-Express

Der Sohn des Salzburger Historikers Fritz Fellner stieg bereits als 14-jähriger ins Mediengeschäft ein. Im Jahr 1968 gründete Wolfgang Fellner gemeinsam mit Karl Vilsecker und seinem jüngeren Bruder Helmuth Fellner im Bundesrealgymnasium Salzburg den als Schülerzeitung gedachten „Rennbahn-Express“ (der Name leitet sich von der Rennbahnstraße in Salzburg ab). Mit einfachsten Mitteln hergestellt, wurde das Jugendmagazin bald in ganz Salzburg an die Schulen geliefert und nach einigen Jahren in ganz Österreich gelesen. 1984 verkaufte er das Magazin an den Tageszeitungsverlag Kurier, seit 2000 gehört es zur ORAC-Verlagsgruppe, die inzwischen wieder mit Fellners Unternehmen fusioniert ist. Der Rennbahnexpress erscheint heute unter dem Namen Xpress.

Basta

1983 folgte die nächste Zeitschriftengründung der Gebrüder Fellner, das monatlich erscheinende Polit-Magazin Basta, das dem deutschen Magazin Stern nachempfunden war. Auch Basta wurde 1984 an den Kurier verkauft. Fellner war daraufhin ein Jahr in der Geschäftsführung des Kurier tätig, mit dem Ziel, Basta wöchentlich erscheinen zu lassen. Nachdem die Kurier-Gruppe an den deutschen Konzern WAZ verkauft wurde, wurden die dahingehenden Pläne fallengelassen und Fellner verließ den Kurier.

News

1990 verbrachte Fellner ein so genanntes Studienjahr in den USA, in dem er führende Tageszeitungen und Magazine besuchte und dabei ein Konzept für ein österreichisches Printmedium entwickelte. Es wurde im Jahr 1992 als eines der ersten vollständig am Computer gelayouteten Magazine im deutschsprachigen Raum vorgestellt und trug den Namen NEWS. NEWS startete mit 70.000 Exemplaren Auflage und wurde ein kommerzieller Erfolg mit jährlich steigenden Verkaufszahlen. Anfänglich als Polit-Magazin gedacht, entwickelte es sich immer mehr zu einer Info-Illustrierten. 2004 hatte NEWS laut österreichischer Media-Analyse (MA) eine Reichweite von 1.077.000 Lesern.

Die NEWS-Gruppe

Wolfgang und Helmuth Fellner gründeten in den darauf folgenden Jahren eine Reihe neuer Magazine, die heute alle zur NEWS-Gruppe, dem größten Zeitschriftenverlag Österreichs zählen. In Layout, Schreibstil und Marketingstrategie ähneln sie allesamt dem größten Blatt des Hauses, NEWS:

  • 1995 die TV-Illustrierte TV-Media (2004 laut MA 779.000 Leser)
  • 1998 das als Nachrichtenmagazin konzipierte Format (inzwischen Wirtschaftsmagazin, 225.000 Leser),
  • 2000 das Computer- und Internetmagazin e-media (437.000 Leser) sowie
  • 2001 das Frauenmagazin woman (540.000 Leser).

Die Gruppe fusionierte 2001 mit der Profil-Gruppe und der ORAC-Gruppe zur größten Zeitschriftengruppe Österreichs. Schließlich kauft sich im selben Jahr die Mediaprint beim NEWS-Verlag ein, die mit Kronen Zeitung und Kurier die stärkste Tageszeitungsgruppe Österreichs ist.

Österreich

Im Jänner 2005 bestätigte Fellner das Gerücht um eine neue Tageszeitung, indem er ein Projektteam vorstellte. Die Zeitung startete mit einer Auflage von 250.000 (bis zu 600.000 am Wochenende) am 1. September 2006. Als Herausgeber fungieren Fellner selbst, seine Frau Uschi Fellner und Werner Schima. Projektbetreiber ist der langjährige Fellner-Vertraute Gert Edlinger, der für die Tageszeitung von der Styria Medien AG zurückgeworben wurde. Edlinger und Fellner trennten sich nach schweren Differenzen im Winter 2008. Der Name des Blattes ist Österreich.

Mit dem Tageszeitungsprojekt haben sich erstmals die Interessenslagen des Verleger-Brüderpaares getrennt. Die Tageszeitung gehört Wolfgang Fellner allein, weitere Medienbeteiligungen u. a. 17,9 % an der Verlagsgruppe News sowie mehrere Privatradio-Lizenzen werden seit 2005 ausschließlich von Helmuth Fellner bzw. dessen Stiftungen gehalten.

Antenne Österreich

Unter der Dachmarke Antenne Österreich besitzt Wolfgang Fellner durch die Fritz Fellner Privatstiftung vier Radiosender in Österreich. Es sind dies Antenne Tirol, Antenne Salzburg, Antenne Wels und Antenne Wien.

Big Brother Award 2011

Am 25. Oktober 2011 wurde Wolfgang Fellner der österreichische Big Brother Award 2011 in der Kategorie „Kommunikation und Marketing“ verliehen. [1] Diesen Datenschutz-Negativpreis erhielt der Herausgeber der Gratiszeitung Österreich für die Schlagzeile „Das ist der Inzest-Opa“, die Verletzung der Unschuldsvermutung und die „mediale Hinrichtung“[2] eines 80-Jährigen, der zu Unrecht des Inzests beschuldigt worden war.

Kritik: „Fellnerismus“ (oder „Fellnerei“ )

Schon nach der Gründung von NEWS war klar, dass Wolfgang und Helmuth Fellner mit bis dahin völlig neuen Methoden bei der Konzipierung von Medien und deren Verbreitung vorgingen. Jedes der ab dem Jahr 2000 gegründeten Magazine entstand aufgrund von zahlreichen Bedarfsumfragen und peniblen Marktstudien sowohl auf Leser- als auch auf Werbeseite. Diese Einstellung, bei der nicht mehr eine Idee, sondern die Machbarkeit im Vordergrund steht, wurde und wird oft kritisiert.

Fellners Magazine arbeiten vor allem in der Covergestaltung sehr oft entweder mit Fotomontagen oder mit Bildern leicht bekleideter Frauen. Längere Fließtexte werden kaum angeboten, dafür eine Vielzahl an Hit-Listen, Grafiken und Tabellen. Obwohl die wenigen anderen Magazine in Österreich, die nicht zu Fellners Gruppe gehören, viele dieser Tendenzen selbst übernommen haben, wird eine solche Machart gerne als unseriös bezeichnet.

Die Fellner-Publikationen zeichneten sich von Anfang an durch eine aggressive und vorher unkonventionelle Abonnement-Politik aus. So gab es bei NEWS erstmals die inzwischen gebräuchlichen Abo-Geschenke, wie etwa Computer oder Haushaltsgeräte, die der Leser bei Kauf eines Jahresabonnements sehr billig dazu bekommt. So konnte die Leserzahl enorm gesteigert werden und die Leser konnten so für mindestens ein Jahr an die Publikation gebunden werden.

Ein weiteres Charakteristikum der Fellner-Zeitschriften sind die Themen-Specials, die als Beilagen oder eigene Abschnitte in den Magazinen verknüpft mit sehr vielen themenbezogenen Inseraten erscheinen. Von Kritikern wird seit jeher behauptet, die Werber und nicht die Zeitungsmacher seien die Ausschlaggeber für solche Spezial-Beilagen, es käme also zu einer medienethisch nicht vertretbaren Vermischung von redaktionellem und bezahltem Medieninhalt. Der österreichische Presserat hat die Gruppe für diese Anzeigenpolitik mehrmals gerügt.

Der Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter, Armin Thurnher, hat für die Beschreibung all dieser innovativen und umstrittenen Arbeitsweisen den Begriff „Fellnerismus“ geprägt, der seitdem von Kritikern gerne zur Beschreibung von unseriösem Journalismus und der Kommerzialisierung von Medieninhalten verwendet wird. Umgekehrt wird eingewendet, dass die Fellner-Zeitungsgründungen in den 90er Jahren in Österreich geschafft haben, was viele Verleger versuchen: Sie haben neue Jobs in der Verlagsgruppe News geschaffen und den Gesamtabsatz von Magazinen in Österreich binnen eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt. Auch das neue Zeitungsprojekt Österreich hat neue Medienjobs geschaffen. Das Tageszeitungsprojekt wurde allerdings nicht wie erwartet vom Markt angenommen. Die etablierten Zeitungen, Kronenzeitung, Kurier und Kleine Zeitung verfügen über einen Aboanteil von weit über 70% und bilden daher eine nicht unbedeutende Markteintrittsbarriere. Im Gegensatz zu seinen Magazingründungen bläst Fellner hier eisiger Wind entgegen. Die kolportierten 60 Mio. Anfangskredit mussten bereits verdoppelt werden. Ein Großteil der Auflage wird durch Gratisverteilungen erzielt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Österreichische Big Brother Awards ehren Facebook-Kritiker heise online, 26.Oktober 2011
  2. Die Gewinner der Big Brother Awards in: Kurier, 25.Oktober 2011

Weblinks


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