Wolfgang Fürstner

Wolfgang Fürstner
Wolfgang Fürstner (1935)

Wolfgang Fürstner (* 4. April 1896; † 19. August 1936) war ein deutscher Hauptmann. 1936 war Fürstner zuerst Kommandant, dann Vizekommandant des Olympischen Dorfes der Olympischen Sommerspiele in Berlin 1936.

Fürstner (links) mit Rudolf Heß (Mitte) und dessen Adjutanten Alfred Leitgen (rechts) im Olympischen Dorf (1936), Aufnahme von Heinrich Hoffmann

Wolfgang Fürstner wurde 1936 von der Wehrmacht zum Kommandanten und somit zum Chef der Dorfverwaltung ernannt.

Ende Juni 1936 wurde er abgelöst. Als Kommandant wurde nun Oberstleutnant Werner Albrecht Freiherr von und zu Gilsa eingesetzt. Fürstner hatte als Platzmajor nur noch die Stellung des Vizekommandanten inne. Offiziell hieß es, Fürstner hätte „nicht mit der nötigen Energie durchgegriffen“, als ca. 370.000 Besucher in den Tagen der offenen Tür vom 1. Mai bis 15. Juni durch das Dorf strömten und dabei auch Schäden anrichteten. Wahrscheinlich wurde dies nur zum Vorwand genommen, Fürstner zu degradieren, der in nationalsozialistischer Diktion als „Halbjude“ eingeordnet wurde. Drei Tage nach Ende der Spiele beging Fürstner Selbstmord – nachdem er vorher mit der Olympia-Medaille erster Klasse ausgezeichnet worden war. Fürstner hatte erfahren, dass er aufgrund der Nürnberger Gesetze als Jude eingestuft und aus der Wehrmacht entlassen werden sollte. Um Schaden für das internationale Ansehen Deutschlands abzuwenden, wurde der Tod als Unglücksfall hingestellt, und der Tote erhielt eine Bestattung auf dem Invalidenfriedhof. Das Grab wurde auch in den Friedhofsführer Der Invalidenfriedhof in Berlin – Ein Ehrenhain preußisch-deutscher Geschichte aufgenommen, der zwischen 1936 und 1940 in mehreren Auflagen erschien.

Grabstelle von Wolfgang Fürstner, Restitutionsstein von 2002

Auf dem Berliner Invalidenfriedhof befindet sich ein Erinnerungsstein für Hauptmann a.D. Wolfgang Fürstner. Der Stein wurde vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) gestiftet und im Juni 2002 durch den damaligen NOK-Präsidenten Walther Tröger eingeweiht.

Literatur

  • Susanne Dost: Das Olympische Dorf 1936 im Wandel der Zeit, Neddermeyer, Berlin 2003, ISBN 3-933254-12-4
  • Roland Kopp, Wolfgang Fürstner (1896–1936), der erste Kommandant des Olympischen Dorfes von 1936. Peter Lang, Frankfurt/M. 2009, ISBN 978-3-631-59216-8

Weblinks

 Commons: Wolfgang Fürstner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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