- Yasemin Karakaşoğlu
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Yasemin Karakaşoğlu (* 1965 in Wilhelmshaven; auch Yasemin Karakasoglu-Aydın) ist eine deutsche Turkologin, Literatur-, Politik- und Erziehungswissenschaftlerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Yasemin Karakaşoğlu wuchs in einem deutsch-türkischen Elternhaus in Wilhelmshaven auf. Sie studierte Turkologie in Hamburg und Ankara. Von 1991 bis 1995 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Türkeistudien in Essen und ab 1996 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin an der Universität Essen, wo sie 1999 promovierte. Seit 2004 ist sie Professorin für Interkulturelle Bildung an der Universität Bremen. Bis 2006 war sie stellvertretende Vorsitzende der Muslimischen Akademie in Deutschland. Yasemin Karakaşoğlu ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Wirken
1999 promovierte sie mit einer empirischen Arbeit über muslimische Religiosität und Erziehungsvorstellungen bei angehenden Lehrerinnen. Dabei nutzte sie die Methodik qualitativer Sozialforschung, insbesondere das Intensivinterview. 26 Pädagogikstudentinnen türkischer Herkunft wurden von ihr interviewt und die Resultate zur Religiosität, den Erziehungsvorstellungen und deren Zusammenhang typologisch ausgewertet. Wichtigstes Ergebnis war, dass die Motive zum Tragen eines Kopftuchs höchst individuell waren und vom Bekenntnis zur eigenen ethnischen Gruppe über eine Deutung des Islam als aufklärerische Religion bis hin zu einem umfassenden islamischen Erziehungsverständnis reichen konnten. Die Arbeit wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2000 ausgezeichnet. Auf der Basis dieser wissenschaftlichen Resultate war Karakaşoğlu Gutachterin beim Prozess vor dem Bundesverfassungsgericht zu Fereshta Ludin und dem Kopftuchverbot des Landes Baden-Württemberg. Sie plädierte hier aufgrund der Forschungslage und speziell ihrer eigenen Forschungsergebnisse für eine Betrachtung des Einzelfalls und gegen eine generelle Regelung.
Von 2001 bis 2004 leitete sie gemeinsam mit Ursula Boos-Nünning eine quantitativ vorgehende Studie über Mädchen mit Migrationshintergrund (wobei Mädchen griechischer, italienischer, jugoslawischer, türkischer und Aussiedlerherkunft einbezogen waren) mit dem Titel "Viele Welten leben", bei der 955 Mädchen per Fragebogen interviewt wurden.
Außeruniversitäre Tätigkeiten
Frau Karakaşoğlu ist Mitglied des Bundesjugendkuratoriums, in das sie am 29. November 2006 durch Bundesfamilienministerin von der Leyen berufen wurde. Das Bundesjugendkuratorium wählte sie zur stellvertretenden Vorsitzenden. Karakaşoğlu wirkt ebenfalls als Mitglied des Kuratoriums der Freudenberg Stiftung. Des Weiteren ist sie Mitglied im Rat für Migration, im Bremer Rat für Integration und im Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration.
Politische Kontroverse
Eine heftige Kontroverse entfachte Karakaşoğlu, als sie gemeinsam mit Mark Terkessidis einen Offenen Brief verfasste, der mit insgesamt 60 Unterschriften in der Zeit vom 2. Februar 2006 erschien. In diesem Artikel kritisierte sie Necla Keleks Buch Die fremde Braut als eines der „reißerischen Pamphlete, in denen eigene Erlebnisse und Einzelfälle zu einem gesellschaftlichen Problem aufgepumpt werden“, und attackierte auch Seyran Ateş und Ayaan Hirsi Ali. Das Medienecho ist im Artikel über Necla Kelek beschrieben.
Auf diesen Offenen Brief hin griff Alice Schwarzer Karakaşoğlu in einer Entgegnung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie in Emma heftig an. Sie warf ihr vor, engste Kontakte zu Islamisten zu pflegen und „sehr, sehr weit von wissenschaftlicher Neutralität entfernt“ zu sein. Dies sehe man daran, dass sie bei Diskussionsveranstaltungen oft zusammen mit Islamisten auf dem Podium sitze.
Werke
- Wer definiert die Grenzen der Toleranz? Kopftuch, Koedukation und Sexualkundeunterricht, Gastvortrag am 9. Juni 1999 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
- Religiöse Orientierungen und Erziehungsvorstellungen. Eine empirische Untersuchung zu Orientierungen bei türkischen Lehramts- und Pädagogik-Studentinnen im Ruhrgebiet. Frankfurt: IKO Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 2000. ISBN 3-88939-534-1.
- "Unsere Leute sind nicht so". Alevitische und sunnitische Studentinnen in Deutschland. In: Barbara Pusch (Hrsg.): Die neue muslimische Frau. Standpunkte und Analysen. Würzburg: Ergon-Verlag, 2001. ISBN 3-935556-85-3.
- Hrsg. zs. mit Julian Lüddecke: Migrationsforschung und interkulturelle Pädagogik. Aktuelle Entwicklungen in Theorie, Empirie und Praxis. Münster, München u.a.: Waxmann Verlag, 2004. ISBN 3-8309-1419-9.
- Zs. mit Ursula Boos-Nünning: Viele Welten leben. Zur Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund. Münster, München u.a.: Waxmann Verlag, 2005. ISBN 3-8309-1496-2.
Weblinks
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