- Yohannan VIII. Hormizd
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Yohannan Hormizd (* 1760 in Alqosh; † 16. August 1838 in Mosul) auch bekannt unter Johannes, Youhannas oder John Hormez, war von 1830 bis 1838 als Yohannan VIII. Hormizd Patriarch von Babylon der Chaldäer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Yohannan Hormizd wurde 1760 als Sohn des Diakons Hanna Hormizd geboren. Sein Onkel war der Patriarch von Alqosh, dieser hatte 1744 eine natürliche Nachfolge festgelegt und einen Neffen zu seinem Nachfolger bestimmt. In Folge familiärer Unstimmigkeiten hob der Patriarch die festgelegte Nachfolge auf. Er bestimmte 1776 den 16-jährigen Yohannan zum Nachfolger und weihte ihn zum Bischof. Als der Patriarch 1778 starb, wurde Yohannan durch den vor ihm als Nachfolger bestimmten Vetter, der sich Ellias (Eliya) XIII. Denkha nannte, vom Patriarchenstuhl der Kirche des Ostens verdrängt.
Die Konkurrenten
Als Folge der familiären Erbansprüche entstand neben diesem Erbstreit auch ein Glaubenskonflikt zwischen dem Papst und dem Patriarchen. Ellias XIII. Denkha hatte zwar dem katholischen Glauben zugestimmt aber kein offizielles Unionsabkommen mit dem Heiligen Stuhl in Rom bekundet. Im Gegensatz zu dem amtierenden Patriarchen strebte Bischof Yohannan Hormizd die Glaubensunion mit Rom an. Die Entscheidung Roms fiel jedoch zu Gunsten des amtierenden Patriarchen aus und Yohannan wurde 1779 zum „Gegenpatriarch“ gewählt, wodurch es 1780 zur Teilung des Patriarchats kam.
Yohannan wurde überwiegend durch die christliche Bevölkerung im Gebiet von Mosul anerkannt, hier gehörten auch fünf Bischöfe zu seiner Gefolgschaft. Durch die Anhänger des Patriarchen Ellias XIII. wurde Yohannan festgenommen und über drei Monate in Amadiyah inhaftiert. Der Heilige Stuhl in Rom bestätigte Yohannan nicht als Patriarchen sondern übertrug ihm das Amt des Metropoliten von Mosul, gleichzeitig wurde 1783 Ellias XIII. in seinem Amt bestätigt.
In den Jahren 1791 bis 1793 verbesserte sich das Verhältnis zu Rom und Yohannan wurde zum patriarchalischen Administrator von Amid, (das heutige türkische Diyarbakır) ernannt. Das Verhältnis zu Rom verschlechterte sich jedoch wieder, als Yohannan 1798, ohne römische Dispens, einen indischen Priester der Syro-Malabarischen Katholiken zum Bischof weihen wollte. Erschwerend waren die, seiner Person betreffenden, negativen Missionsberichte, die von seinem Gegenspieler nach Rom gesandt worden waren.
Der Kampf
Als Ellias XIII. im Jahre 1804 verstarb, trat als nächster Konkurrent der Bischof von Mosul Augustinus Hindi auf. Er und seine Anhänger bezweifelten, dass Yohannans Union mit dem Katholizismus aus reiner Überzeugung gewesen sein soll, vielmehr solle Yohannan die Union mit Rom als mögliches Machtmittel angestrebt haben.
Seit 1808 war das, der patriarchalischen Familie Hormizd gehörende, Kloster durch den Mönch Gabriel Dambo von Mardin,[1] einem überzeugten Gegner von Yohannan, übernommen worden. Es folgte ein langjähriger Machtkampf mit Inhaftierungen und gegenseitigen Absetzungen. 1818 ernannte Rom schließlich Augustinus Hindi zum Patriarchen, der fortan bis 1827 als Joseph V. die Ostkirchen führte.
Nach Auflösung des katholischen Patriarchats von Diyarbakır (1830) erhielt Yohannen Hormizd, offiziell den Titel eines „Patriarchen von Babylon der Chaldäer“ zuerkannt. Seine beiden ersten Nachfolger, Nikolaus Zaya und Joseph VI. Audo, gerieten zwar in Konflikte mit Rom und stritten um die Patriarchenrechte und die Gerichtsbarkeit, unterwarfen sich jedoch letztlich.
Patriarch Yohannan VIII. Hormizd
Nach dem Tode Joseph V. im Jahre 1827 begann eine neue Ära, Gabriel Dambo übernahm die offizielle Leitung des Klosters und Joseph Audo, der später sein Nachfolger werden sollte, wurde zum Bischof von Mosul ernannt. Nach der Schlichtung der Machtkämpfe durch zwei päpstliche Delegierte wurde Yohannan Bischof von Amadiyah und übernahm den Sitz des Metropoliten von Mosul. Am 5. Juli 1830 wurde Yohannan durch Papst Pius VIII. formal mit dem Titel Patriarch von Babylon der Chaldäer ausgezeichnet. In der Amtszeit von Yohannan VIII. wurde in Mosul, zum Schutz und zur Wahrung des Patriarchats, der Sitz eines römischen apostolischen Vikars eingerichtet. Gleichzeitig wurde durch den Papst der Nepotismus unterbunden und die familiäre Nachfolgegarantien untersagt. Der erneute Versuch einen Verwandten in die Nachfolge einzuführen wurde durch die Einsetzung eines patriarchalischen Koadjutors, des Bischofs und späteren Nachfolgers Nikolaus Zaya, im Keime erstickt.
Einzelhinweise
Literatur
- Wilhelm Baum, Dietmar Winkler: The Church of the East: A Concise History. (Gebundene Ausgabe, Englisch) Routledge Curzon, 2003, ISBN 978-0415297707.
- Martin Tamcke: Christen in der islamischen Welt: von Mohammed bis zur Gegenwart. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56819-0, S. 159 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
Weblinks
Vorgänger Amt Nachfolger Joseph V. Patriarch von Babylon
1830–1838Nikolaus Zaya
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