Zeche Verlorener Sohn

Zeche Verlorener Sohn
Zeche Verlorener Sohn
Verladerampe zwischen Stollenmundloch und Sieberei

Verladerampe zwischen Stollenmundloch und Sieberei
Andere Namen Verlohrner Sohn
Abbau von Steinkohle
Flözname Silberbank
Mächtigkeit 2 mdep1
Flözname Grosse Nebenbank
Mächtigkeit 82 cmdep1
Flözname Sonnenschein
Mächtigkeit 3 mdep1
Betriebsbeginn 1839
Betriebsende 1926
Geografische Lage
Koordinaten 51° 24′ 38″ N, 7° 9′ 15″ O51.4105555555567.1541666666667Koordinaten: 51° 24′ 38″ N, 7° 9′ 15″ O
Zeche Verlorener Sohn (Regionalverband Ruhr)
Zeche Verlorener Sohn
Lage Zeche Verlorener Sohn
Standort Hattingen-Winz-Baak
Gemeinde Hattingen
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

p0p2

Die Zeche Verlorener Sohn (ursprünglich Verlohrner Sohn) war eine Kleinzeche im Hattinger Ortsteil Winz-Baak und im Bochumer Stadtteil Linden. Der letzte sichtbare Rest der bis zu 260 Meter tiefen Schachtanlage bildet das Mauerwerk der Verladerampe, über die 1 Million Tonnen Kohle verladen wurde. Man findet sie noch heute auf der Straße „In der Aar“ (bis in die 1960er hieß diese „Am verlorenen Sohn“). In unmittelbarer Nachbarschaft liegt nördlich das Grubenfeld der Kleinzeche Nordpol an der Surenfeldstraße in Bochum-Linden sowie ca. 300 Meter westlich das der Kleinzeche Ruhrtal und weiter das der Zeche Vereinigte Dahlhauser Tiefbau. In ihrer Blütezeit waren bis zu 250 Kumpel angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Erste Abbauphase

Bereits im 18. Jahrhundert urkundlich erwähnt, war die Anlage zumindest von 1839 bis 1924 in Betrieb. Sie wurde am 1. Mai 1906 offiziell in Betrieb genommen und bestand aus zwei Stollen. Die Abnahme der ersten Kohlenverladung durch die Bergbehörde erfolgte am 6. November 1906. Da sich der Abbau nicht rentierte, wurde der Betrieb über der Stollensohle im Jahr 1912 stillgelegt und versuchte es in tiefer gelegenen Schichten. Hierzu wurde ein Schacht zu der in 125 Meter Tiefe gelegenen Tiefbausohle geschlagen. 1913 gehörte sie zur Bergbaugesellschaft mit beschränkter Haftung Vereinigtes Glückauf. Man begann mit dem Abteufen eines Hauptförderschachtes. Auf einer Sohle bei 55m wurden ab diesem Jahr in drei Flözen Fett, Eß und Magerkohlen abgebaut.

Beginnend von der verbliebenen Verladerampe befinden sich diese Flöze und somit auch das Abbaugebiet parallel zu den Straßen Im langen Siepen und Bachstraße in nordöstlicher Richtung. Sie queren die Dahlhauser Straße zwischen den Häusern 87 und 99. Dort befand sich eine Maschinenkammer und ein Gesenkschacht. Laut Gutachten des Bergamtes Gelsenkirchen vom 17. November 1913 hat im Flöz Silberbank kein starker Abbau stattgefunden. Zwischen den anderen beiden Flözen gab es in der Bergmannsprache mindestens 5 Aufbrüche und eine Richtstrecke.

Von den Stollen und den Teilsohlen aus sind gemäß Gutachten folgende 3 Flöze vom Hangenden zum Liegenden gerechnet, gebaut worden:

  1. Flöz Silberbank, Mächtigkeit 2m Kohle, in den Jahren 1908 - 1910 sowohl über als auch unter der Stollensohle mit Bergeversatz
  2. Flöz Grosse Nebenbank, Mächtigkeit 0,82m Kohle, in den Jahren 1908 und 1909 über der der Stollensohle mit Bergeversatz
  3. Flöz Sonnenschein, Mächtigkeit 3m Kohle in den Jahren 1909 - 1911 über und unter der Stollensohle bis zur 2. Teilsohle mit Bergeversatz

Da die geförderte Tonnenzahl jedoch ständig abnahm, wurde die Zeche vor dem 1. Weltkrieg stillgegelegt.

Zweite Abbauphase

Nach dem Krieg versuchte man es erneut mit dem Kohlenabbau. In den 20er Jahren erhielt die Zeche einen modernen Ausbau mit Wäschen, Kohlenturm und weiteren Übertageanlagen. Somit verfügte sie über ein Bürogebäude, eine Waschkaue, Lampenstube, Brikettfabrik, Sieberei, Pferdestall und Magazin. Über die Verladerampe und der Brücke zur Sieberei fuhr eine kleine Lok, denn einen Benzollokomotivschuppen gab es nördlich der Rampe auch.

Zu dieser Zeit erhielt die Zeche Verlorener Sohn auch einen Anschluss an die mittlere Ruhrtalbahn zwischen Hattingen und Bochum-Dahlhausen, dass damals noch eigenständig war. Die Anbindung erfolgte in Richtung Westen über das nahegelegene Wasserwerk zum Gleisanschluss der Zeche Dahlhauser Tiefbau.

Konkurs

Im Oktober 1924 meldete der Betreiber Konkurs an. Danach wurde nach Überlieferungen auf den Winz-Baaker Ruhrhöhen noch bis ca. 1926 weiter gefördert. Im Sommer 1929 wurden alle Gebäude abgerissen und die Gleise für den Anschluss an die mittlere Ruhrtalbahn entfernt.

Während und nach dem 2. Weltkrieg wurde der Kohleabbau in den Feldern von "Verlorener Sohn" weiterhin "schwarz" betrieben. Die Steine des Stolleneinganges (Mundloch) wurden in der Nachkriegszeit für die Reparatur einer nahegelegenen Scheune verwendet.

Die Deutsche Steinkohle (DSK) hat später die Zeche frei von jeglicher Belastung übernommen, so dass für zukünftig erforderliche Sicherungsmaßnahmen der Grundstückseigentümer aufkommen muss. Die durch den Abbau verursachten und entstandenen Bergschäden wurden nämlich im Rahmen eines Konkursverfahrens im Jahre 1924 mit Amtsgerichtsbeschluss vom 6. November 1926 abschließend abgegolten. Im Rahmen einer Versteigerung hat die Bergbau AG Baak im Jahre 1925 das Grubenfeld der Zeche "Verlorener Sohn" übernommen. Heute gehört es zum Stillstandsbereich Poerting / Carl Funke.

Tagesbrüche

Ein Großteil der Flöze wurde nicht verfüllt, sodass es ab den 50er Jahren zu größeren Tagesbrüchen kam. So entkam im Jahre 1955 ein Kind mit seinem Roller nur knapp einem Unglück. Später ist ein Trecker beim Pflügen bis zur Hälfte in einem Tagesbruch verschwunden und musste mit einem Kran heraus gehoben werden. Am 12. Februar 1970 ereignete sich nördlich der Straße Im langen Siepen auf der Dahlhauser Straße der größte Tagesbruch Hattingens. Mit einer Tiefe von 80 Meter einer der größten im ganzen Ruhrgebiet. Sogar das WDR Fernsehen berichtete darüber in der Sendung "Hier und heute". Ein Mitschnitt der Sendung befindet sich im WDR Archiv.

Gegen 18:45 bildete sich in Höhe der Hausnummer 87 von der Straßenmitte aus ein Krater von ca. 15 Meter Durchmesser. Nur mit einem geglückten Manöver des Busfahrers entging der Linienbus 59 (heute 359) mit 31 Fahrgästen einer schrecklichen Katastrophe. Ein 15 Meter hoher Stromgittermast verschwand spurlos in der Tiefe. Später sackte laut Zeitungsbericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 5. Februar 2000 auch noch ein Transformatorenhäuschen ab. Der Transformator konnte nicht mehr gerettet werden.

Der Tagesbruch wurde mit einer großen Betonplatte abgedeckt, für die mehr als 130 Kubikmeter Beton verbaut wurden. Das Gebiet wird bis heute regelmäßig vom zuständigen Bergamt Gelsenkirchen untersucht.

Literatur

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 1994, ISBN 978-3-7845-6994-9

Weblinks


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