Zeugungsstreik

Zeugungsstreik

Zeugungsstreik ist ein politisches Schlagwort. Man versteht darunter eine Verweigerungshaltung von Männern, Kinder zu zeugen. Der Begriff ist insbesondere durch die deutsche Journalistin Meike Dinklage bekannt geworden.

Laut einer Studie von 2003 des Berliner Soziologen Christian Schmitt im Auftrag des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung waren 2002 57,5 Prozent der Männer zwischen 30 und 34 Jahren kinderlos. Bei den Frauen dieser Altersgruppe lag die Quote mit 37,8 Prozent deutlich darunter. Eine 2005 durchgeführte Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ergab auf die Frage nach den Ursachen, dass sechzig Prozent der Männer „andere Gründe” als finanzielle und berufliche oder eine ungelöste Situation der Kinderbetreuung für ihre bewusste Kinderlosigkeit angaben.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Ein Gutachten der Familienkommission des Bundesfamilienministeriums nennt Gründe wie lange Ausbildungszeiten und Unterhaltsregelungen wie Kindergeld und Bildungsförderungsmodelle wie Bafög. Darum seien junge Erwachsene in Deutschland deutlich länger abhängig als in anderen Teilen der Welt. Die spät eintretende Selbständigkeit trage mit dazu bei, dass Paare spät zueinander fänden. Zwar hätten junge Männer - meist mit wechselnden Partnerinnen - Beziehungen, die aber selten beständig seien. Eine feste Bindung mit Kinderwunsch entstehe folglich meist erst nach Mitte dreißig, die in Frage kommenden Partnerinnen seien meist im gleichen Alter. Männer schöben zudem den Kinderwunsch auf, um der Familie genug finanzielle Sicherheit bieten zu können. Schmitt nennt dieses Phänomen „male-breadwinner-Prinzip“ (Prinzip des männlichen Verdieners).

Meike Dinklage sieht in ihrem Buch nach der Befragung von zwölf kinderlosen Männern weitere Gründe in einer zunehmenden Unsicherheit der Männer: „Weil sie ihr Leben nicht ändern wollen. Weil sie den sozialen Abstieg fürchten. Weil sie ja noch später Väter werden können. Weil ihnen ein positives Familienbild fehlt“ und folgert: „Solange man den Geburtenschwund nicht aus diesem Blickwinkel betrachtet, wird man auch seine Widersprüche nicht auflösen können“ und teilt den Großteil der deutschen Männer in zwei Typen ein: „die Verantwortungsscheuen und die Totalverweigerer“. In der FAZ referiert Sandra Kegel: „Häufiger als diesem Typus des Totalverweigerers begegnete Meike Dinklage jenen 'Später vielleicht'-Männern, bei denen sich die Kinderlosigkeit einfach eingeschlichen hat. Sie hegen keinen gesteigerten Pessimismus gegen die Welt wie noch in den achtziger Jahren, als man die Umweltverschmutzung zur Begründung gegen Nachwuchs bemühte, oder die Folgen der Globalisierung in den Neunzigern. Diese Männer verschleppen die Vaterschaft, schieben den Gedanken auf, sind sich nicht sicher, ob sie wirklich Nachwuchs wollen.

Maskulisten sehen die Ursachen des Zeugungsstreikes in zunehmender Perspektivlosigkeit der Männer, verursacht durch die Degeneration der Ehe von einem geschützten Vertrag zu einer schlichten amtlichen Registrierung einer Lebensgemeinschaft, die sich daraus ergebenden steigenden Scheidungsraten sowie die verhaltensunabhängigen, Väter benachteiligenden Unterhalts- und Umgangsregelungen als Folgeerscheinungen dieser Scheidungen und ein damit verbundenes größeres und unkalkulierbares Risiko, als reiner "Zahlvater" seelisch und finanziell zu verarmen.

Dies formulierte der Richter am OLG Bamberg, Harald Schütz, am 10. Mai 1997 auf dem 49. Deutschen Anwaltstag konkret so:

„In unserem Rechtsstaat kann es Menschen, weit überwiegend Vätern, widerfahren, daß gegen ihren Willen und ohne ihnen anzurechnendes schuldhaftes Verhalten ihre Ehen geschieden, ihnen ihre Kinder entzogen, der Umgang mit diesen ausgeschlossen, der Vorwurf, ihre Kinder sexuell mißbraucht zu haben, erhoben und durch Gerichtsentscheid bestätigt und sie zudem durch Unterhaltszahlungen auf den Mindestselbstbehalt herabgesetzt werden. Die Dimension solchen staatlich verordneten Leides erreicht tragisches Ausmaß und sollte seinen Platz auf der Bühne, nicht in unserer Rechtswirklichkeit haben.“ Amtsblatt 8+9/97 Seite 466-468, 1997

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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