Zwangsbekehrung

Zwangsbekehrung

Inhaltsverzeichnis

Definition und Abgrenzung des Begriffes

Zwangschristianisierung bezeichnet eine unter Zwang bzw. Gewaltdrohung durchgeführte Christianisierung von Bevölkerungsgruppen. Meist beinhaltet sie auch massenhaft durchgeführte Zwangstaufen als individuelle, kurzfristige Vorgänge, beschränkt sich aber nicht auf diese.

Unbestritten ist, dass Christianisierungen im Verlauf ihrer zweitausendjährigen Geschichte oft unter einem extremen Zwang stattfanden; dieser hatte zahlreiche Ausprägungen und ist durch vielfältige Quellen und wissenschaftliche Forschungen belegt. Die religiöse Bekehrung der Heiden oder Angehöriger anderer monotheistischer Religionen zum Christentum war gelegentlich nur ein Vorwand für Durchsetzung wirtschaftlicher und politischer Interessen. Insofern sind die Begriffe Christianisierung und Zwangschristianisierung über weite Strecken der Geschichte fast deckungsgleich; der letztere betont aber diesen problematischen Aspekt der Christianisierung und wird deshalb in kirchenkritischen sowie neuheidnischen Kontexten verwendet, aber auch in der Geschichtsschreibung sowie in der Kultur- und Religionsgeschichte der zahlreichen betroffenen Völker.

Historischer Verlauf

Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Bitte entferne erst danach diese Warnmarkierung.

Zwangschristianisierungen gab es mit dem Erstarken des Christentums im römischen Kaiserreich in der Spätantike, und in der Ausdehnungsphase im Europa des Frühmittelalters. Ausserdem während der Kolonisation in der frühen und mittleren Neuzeit. Zur Zwangschristianisierung gehörte nicht nur die zwangsweise Taufe, sondern auch das Unterdrücken oder Umdeuten heidnischer Bräuche und Vorstellungen.

In der Spätantike, in deren Verlauf es zu Ausschreitungen von christlicher wie paganer (heidnischer) Seite kam, wurden von den christlichen Kaisern verschiedene Gesetze gegen Pagane erlassen. Theodosius verbot etwa die Ausübung öffentlicher Kultpraktiken. Die moderne Forschung hat jedoch nachgewiesen, dass die von Theodosius erlassenen Gesetze in der Realität nicht scharf durchgesetzt wurden. Im 5./6. Jahrhundert wurden die Maßnahmen teils verschärft, doch waren Zwangstaufen u.ä. nicht die Regel, vielmehr wurde den bereits im Niedergang begriffenen paganen Kulten die legale Existenzberechtigung entzogen.[1]

Zu den größten Christianisierungen unter Zwang im Mittelalter gehören diejenigen der Sachsen durch Karl den Großen und der Prußen durch den deutschen Orden[2].

Siehe auch

Literatur

  • Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Bde. 1–8. CD-ROM-Version, Digitale Bibliothek, Directmedia, Berlin 2005, ISBN 3-89853-532-0 (Insbesondere die Bände zu Spätantike und Frühmittelalter; nicht fachwissenschaftlich!)
  • Johannes Hahn: Gewalt und religiöser Konflikt. Studien zu den Auseinandersetzungen zwischen Christen, Heiden und Juden im Osten des Römischen Reiches (von Konstantin bis Theodosius II.). Akademie (KLIO, Beihefte N.F. 8) Berlin 2004, ISBN 3-05-003760-1
  • Arnold, Udo , Biskup, Marian: Der Deutschordensstaat Preussen in der polnischen Geschichtsschreibung der Gegenwart, Elwert Vlg, 1982, S. 57
  • Bertuleit, H.: Das Religionswesen der alten Preussen mit litauisch-lettischen Parallelen, in Sitzungsbericht d. Altertumsgesellschaft Prussia, H. 25 Kbg 1924
  • Grunau, Simon: Preussische Chronik, Duncker & Humblot, 1892
  • Hoffmann, Hermann: Der ländliche Grundbesitz im Ermlande von der Eroberung Preußens durch den Deutschen Ritterorden bis zum Jahre 1375, Altpreuß.Monatsschrift 1877, S. 51-100, 193-250.
  • Rethwisch, Conrad: Die Berufung des Deutschen Ordens gegen die Preussen: Inauguraldissertation zur Erlangung der philosophischen Doctorwuerde bei der Georg-Augusts-Universitaet zu Goettingen, Berlin 1868
  • Schneidereit, A.: Die Prussen und der Deutsche Orden, dietz berlin
  • Tettau, v.: Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens, Berlin 1837
  • Töppen, M.: Geschichte der Preussischen Historiographie von P.v.Dusburg bis auf K.Schütz, Berlin 1853

Einzelbelege

  1. Differenzierte Darstellung u.a. bei Karl Leo Noethlichs: Kaisertum und Heidentum im 5. Jahrhundert. In: J. von Oort und D. Wyrwa (Hrsg.): Heiden und Christen im 5. Jahrhundert. Leuven 1998, S. 1ff.
  2. A. Spekke: Die Baltischen Völker im ersten Jahrtausend der christlichen Ära. In: Zur Vorgeschichte der Prußen. Tolkemita-Texte 54, Dieburg 1998.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Marranen — oder Marranos, auch conversos und Neuchristen (span. Cristianos nuevos, port. Cristãos novos) sind iberische Juden und deren Nachkommen, die unter Zwang oder schwerem Druck zum Christentum bekehrt wurden. Oft wurde ihnen vorgeworfen, als… …   Deutsch Wikipedia

  • Dschihad — Der Begriff Dschihad [dʒiˈhaːd] (arabisch ‏جهاد‎ Dschihād, DMG Ǧihād ‚Anstrengung, Kampf, Bemühung, Einsatz‘; auch Djihad oder gelegentlich in der englischen Schreibweise Jihad) bezeichnet im religiösen Sinne ein wichtiges Konzept… …   Deutsch Wikipedia

  • Knabenlese — Darstellung der Devşirme im Süleymanname Als Knabenlese, auch „Knabenzins“ , osmanisch ‏دوشيرمه‎ Devşirme, von devşirmek / ‏ …   Deutsch Wikipedia

  • Morisco — La Expulsión de los Moriscos von Vicente Carducho. Morisken, auch Moriscos genannt (spanisch: morisco = kleiner Maure) sind Mauren, die nach dem Sieg der Reconquista in Spanien lebten. Mit dem Untergang der maurischen Herrschaft in Spanien kamen… …   Deutsch Wikipedia

  • Moriscos — La Expulsión de los Moriscos von Vicente Carducho. Morisken, auch Moriscos genannt (spanisch: morisco = kleiner Maure) sind Mauren, die nach dem Sieg der Reconquista in Spanien lebten. Mit dem Untergang der maurischen Herrschaft in Spanien kamen… …   Deutsch Wikipedia

  • Moriske — La Expulsión de los Moriscos von Vicente Carducho. Morisken, auch Moriscos genannt (spanisch: morisco = kleiner Maure) sind Mauren, die nach dem Sieg der Reconquista in Spanien lebten. Mit dem Untergang der maurischen Herrschaft in Spanien kamen… …   Deutsch Wikipedia

  • Morisken — La Expulsión de los Moriscos von Vicente Carducho. Morisken, auch Moriscos genannt (spanisch: morisco ‚maurisch‘) sind zum Christentum konvertierte Mauren, die nach dem Abschluss der Reconquista in Spanien lebten. Mit dem Untergang der maurischen …   Deutsch Wikipedia

  • Anusim — Der Ausdruck Anusim (hebr. אנוסים, Plural von anús gezwungen) ist eine rabbinische juristische Bezeichnung für Juden, die zum Verlassen des Judentums gegen ihren Willen gezwungen wurden und die so weit ihnen nur möglich das Judentum unter den… …   Deutsch Wikipedia

  • Bartolomé de Las Casas — (* 1484 oder 1485 in Sevilla[1]; † 18. Juli 1566 bei Madrid[2] ) war ein Mitglied des Dominikanerordens und a …   Deutsch Wikipedia

  • Buchverbrennung — Gustave Doré: Paulus in Ephesus (um 1866). Magier verbrennen nach ihrer Bekehrung durch den Apostel Paulus in Ephesus ihre heidnischen Bücher. Eine Bücherverbrennung ist die demonstrative Zerstörung von Büchern oder anderer Schriften durch Feuer …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”