- Zöblitzer Serpentin
-
Das Vorkommen vom Zöblitzer Serpentin zählt zu den bekanntesten Serpentinitlagerstätten der Welt. Serpentinit ist ein (metamorphes Gestein), das zum Großteil aus den sogenannten Serpentinmineralen, unter anderem Chrysotil, Klinochrysotil, Orthochrysotil, Parachrysotil, Antigorit oder Lizardit sowie Magnetit oder Hämatit besteht.
Inhaltsverzeichnis
Namensgebung und Vorkommen
Die historische Namensentwicklung des Zöblitzer Serpentins kann auf der Grundlage einiger alter Quellen nachvollzogen werden. In vergangenen Jahrhunderten wurde er wegen seiner Zeichnung als Marmor bezeichnet. Heute wissen wir, dass es sich hierbei um ein Serpentinitgestein, also um ein Metamorphit handelt.
Historisch belegbare Bezeichnungen sind:
- Marmor zeblicius (Agricola 1546),
- Marmor zeblicius (Cardanus 1556),
- ophitino maculoso Zebliciano (Fabricius 1569)
- Zeblicius Ophites Germanorum (Boötius de Boot 1606).
Die Lagerstätte des Zöblitzer Serpentins hat eine flächenmäßig relativ begrenzte Ausdehnung und erstreckt sich unter der Stadt Zöblitz und in ihrer Umgebung. Die Hauptlagerstätte befindet sich östlich von Zöblitz und zieht sich bis zu den nördlichen Häusern des Dorfes Ansprung hin. Aus zahlreichen kleinen Gewinnungsstellen der vergangenen Jahrhunderte ist ein einziger großer Steinbruch hervorgegangen. Weitere kleinere verlassene Abbaustellen sind inzwischen verwachsen und in der Landschaft nur schwer auffindbar.
Es wurde auch zeitweilig versucht, durch unterirdischen Abbau bestimmte Teile der Lagerstätte zu nutzen. Aus dieser Zeit stammt die zeitweilig benutzte Sortenbezeichnung „Stollnbruch“. Die Lagerstätte ist von Muskovitgneis umschlossen und findet auf diese Weise ihre horizontale Begrenzung. Die erste amtliche geologische Aufnahme in der Region um Zöblitz erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts und wurde durch J. Hazard 1883 abgeschlossen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das Ende des Serpentinitabbaus bei Zöblitz wegen Erschöpfung der Lagerstätte abzusehen.
In den Beständen der Naturhistorischen Sammlungen von Dresden findet sich eine der größten Kollektionen vom Zöblitzer Serpentin. Bereits in der Tätigkeitsperiode des sehr erfolgreichen Inspektors vom Mineralogischen Kabinett, Johann Heinrich Gössel (1780–1846), wurden in dem von ihm geführten Zugangskatalog 168 Stück im Zeitraum 1832–1846 verzeichnet. Davon sind wegen der kriegsbedingten Verluste heute noch 69 Exemplare vorhanden.Entstehung, Eigenschaften, Mineralogie
- Hauptartikel: → Serpentinit
Der Zöblitzer Serpentin ist im petrographischen Sinne ein Granatserpentinit. Er entstand in der Folge sehr komplexer metamorpher und tektonischer Vorgänge, die ihren Ausgangspunkt in den Tiefen des Erdmantels hatten. Heute nimmt man an, dass sich das Ausgangsgestein zur Zeit des Präkambriums in den untersten Zonen der Erdkruste bildete. Bei Bewegungen, bei denen die Ausgangsgesteine zur Erdoberfläche empor traten, wirkten erhebliche tektonische Kräfte ein. Bei diesen Deformationen kam es zu retrograden metamorphen Mineralumwandlungen.
Das für uns sichtbare und abbaubare Gestein stellt ein granatführendes Metamorphit dar, dessen Paragenese (mineralogisch definierte Entstehungsweise) im Dreieck zwischen Chlorit-Granat-Serpentinmineralen ablief. Bei der Bildung der Flöhaer Synklinale kam es zur Hebung der bis dahin tief liegenden Ausgangsgesteine.Die wichtigste Eigenschaft des Zöblitzer Serpentins ist seine optische Erscheinungsweise. Die wechselnden Farben und Strukturen haben seine vielseitigen Anwendungen und die kunstgeschichtliche Bedeutung begründet. Hauptfarbtöne sind ein Schwarz mit leichtem Grünstich und dunkelgrüne Varietäten. Seltener sind dunkelrote, braunrote, und mittelgrüne Farbtöne. Es treten sehr vereinzelt auch hellgrüne, graugrüne, grauviolette und weißlichgrüne Stücke auf. Einige dieser sehr seltenen Varietäten sind aber durch den Zersetzungsgrad ihrer Mineralbestandteile nur eingeschränkt verarbeitbar.
Stücke mit gelben Tönungen, wie sie an zahlreichen historischen Objekten zu beobachten sind, werden heute nicht mehr gefunden.Typisch für das generelle Erscheinungsbild sind die Einlagerungen von Granatkristallen (Pyrop), die in den meisten Fällen bereits einem natürlichen Zersetzungsprozess (Kelyphit) unterlagen und keine rote Farbe mehr aufweisen. Je stärker sie diese Zersetzung erlitten haben, umso besser lässt sich ein jeweiliges Rohstück drechseln. Granate mit geringem Zersetzungsgrad besitzen eine so hohe mineralische Härte (Mohs 7 – 7,5), wodurch sie sich bei der Bearbeitung des Serpentins (Mohs 3 – 4) als ausgesprochen hinderlich erweisen. Im Steinbruch sind gelegentlich Handstücke zu finden, die auf Kluftflächen rote Granatkristalle zeigen.
Der leichte Seidenglanz mancher Partien und Bänder stammt hauptsächlich vom Mineral Chrysotil, der von hauchdünnen bis stärkeren Adern im Zöblitzer Serpentin eingelagert ist und meist ehemalige Spalten im Hauptgestein füllt. Magnetit und Chromit bilden die wichtigsten dunklen Bestandteile. Daneben tritt das Mineral Chlorit und verschiedene Formen von Eisenoxiden auf. Letztere tragen in unterschiedlicher Weise zu Rot- bzw. Rotbraunfärbung bei.Frühe Geschichte des Abbaus
Der Zöblitzer Serpentin weist eine über fünf Jahrhunderte währende Anwendungsgeschichte auf. Die Ursprünge seines Beginns verlieren sich allerdings im Dunkel der Geschichte. Schon in früher Epoche sind einige Gefäße belegt, deren Verarbeitungsqualität auf hohes Können schließen lässt.
Die erste bisher belegbare literarische Erwähnung stammt von Georgius Agricola, der ihn in seinem Werk „De natura fossilium“ darauf verweist. Aus den Aufzeichnungen über eine heute im Original nicht mehr vorhandenen Urkunde geht hervor, dass eine Serpentinverarbeitung in Zöblitz bereits im 15. Jahrhundert bestanden haben soll. Diese Urkunde benennt einen Bergmeister Christoph Illigen als Begründer der Serpentindrechselei und datiert sein Todesjahr auf 1482. Andere Angaben lassen aber diese Datierung etwas zweifelhaft erscheinen. Trotzdem wird der Beginn der Serpentinverarbeitung im 15. Jahrhundert liegen, da Zöblitz seit 1488 mit den Privilegien einer freien Bergstadt ausgestattet war, obwohl hier kein Erzbergbau betrieben wurde und die Stadt Sitz des Bergamtes der Herrschaft Lauterstein war. Die damit verbundenen steuerlichen Privilegien wurden zur Förderung des Bergbaus verliehen. Aus diesem Grund liegt die Annahme nahe, dass sich dieser begünstigte Status auf den Abbau des Serpentinitgesteins bezieht.
In den Dänischen Königlichen Sammlungen befindet sich ein Deckelbecher aus Zöblitzer Serpentin, dessen silberne Fassung eine Datierung auf das ausgehende 15. Jahrhundert ermöglichte.Ein wichtiger Begleitumstand für die Aufnahme der Serpentinverarbeitung besteht in der Tatsache, dass Zöblitz an der alten Handelsstraße Antiqua semita Boemorum liegt, die südlich über Prag nach Italien führte. Auf diesem Wege kamen stets sachkundige Kaufleute oder Gelehrte in ferne Gegenden und verbreiteten dabei Wissen. In den erzgebirgischen Sagen wird mehrfach von den Walen oder Venetianern gesprochen, die scheinbar unkontrollierbar, für die Einheimischen unter merkwürdig anmutend, in den Wäldern und Bächen nach Steinen und Erzen suchten. Jene Sachkundige aus Italien können die in ihrer Heimat bekannten Serpentinverarbeitungstechniken nach Sachsen getragen haben und deren Anwendung initiiert haben.
Konkurrierende Serpentinite in Sachsen
In geringerem Umfang, aber unbedingt nennenswert, sind die Serpentinite von Kuhschnappel und aus dem Pechgrund bei Hohenstein-Ernstthal. Es gab weitere kleine Abbaustellen in Mittelsachsen. Jene Gesteine wurden gleichfalls zu kunstvollen Drechselarbeiten in Zöblitz und in anderen sächsischen Orten verarbeitet. Es handelt sich dabei unter anderem um einen Bronzitserpentinit, der ein anderes optisches Erscheinungsbild besitzt aber sich ähnlich gut verarbeiten lässt. Der Abbau bei Hohenstein-Ernstthal ist noch in der DDR-Epoche betrieben aber später eingestellt worden. Diese Gesteine treten am Rande des Sächsischen Granulitgebirges auf.
Verarbeitung
Die wichtigsten frühen Anwendungen von Zöblitzer Serpentin sind alltägliche Gerätschaften der Hauswirtschaft. Typischerweise finden sich darunter Trinkgefäße, Schraubflaschen, Dosen, Teller und Kerzenständer, Mörser, Reibeschalen und Pistille. Manche dieser Gegenstände erhielten bereits im 15. Jahrhundert eine Metallfassung, wenn sie eine nutzbringende Funktion erbrachte oder ihre Handhabung verbesserte. Dadurch schützte man die Gefäße vor Beschädigungen und ermöglichte, wo es erwünscht war, die Montage von Deckeln und Griffen.
Die typische Verarbeitungsweise ist das Drechseln, also die trockene Bearbeitung bei einer rotierenden Bewegung. In den frühen Werkstätten hatte der Drechsler die drehende Welle mit einem handgeführten Bogen zu bedienen, dessen Sehne um die Achse geschlungen war. Diese Art von Drechselbank oder Drehbank nennt man Fitschel- oder Fitzelbank. Davon stammt das Wort „Fitscheln“ für kurze schnelle Reibe- und Sägebewegungen. Später veränderte sich der Antrieb und wurde zwischen ein Pedal und eine Wippe (federndes Holz- oder Metallteil) gelegt.
Die Form der Wippdrechselbänke blieb über mehrere Jahrhunderte gleich. Vom Pedal ging ein Seil über die Welle nach oben zur federnden Wippe. Letztere spannte das Seil und zog es noch oben, wenn der Arbeiter den Fußdruck am Pedal lockerte. Dadurch ergaben sich in hintereinander folgenden Sequenzen gegenläufige Drehbewegungen. Das Abtragen des Materials an dem eingespannten Werkstück geschah mit verschiedenen Dreheisen, die nur in einer Drehrichtung zum Einsatz gebracht werden konnten. Bei der Rückbewegung musste der Drechsler das Werkzeug schnell vom Werkstück entfernen, da sonst Fragmente aus dem Stein herausgerissen werden konnten. Nacharbeiten bzw. Formen, die nicht durch drehende Bearbeitung zu schaffen waren, wurden mit der Feile, Raspel und verschiedener Hobel herausgearbeitet. Im 19. Jahrhundert verlor die über Jahrhunderte verwendete Wippdrechselbank langsam ihre Bedeutung, weil Dampfkraft und elektrischer Strom kontinuierliche Drehbewegungen ermöglichten.Besonderes Augenmerk müssen die Verarbeiter auf die Auswahl des Rohmaterials legen. Natürliche Frakturen und Chrysotil-Einlagerungen sind der Verarbeitung abträglich und führen oft zum Brechen. Ebenso sind die selten auftreten roten Pyropkristalle (sehr hart im Vergleich zum umgebenden Gestein) und stark zersetzte Bereiche des Serpentinits wegen geringer Festigkeit ungeeignet und beeinträchtigen ein gutes Arbeitsergebnis.
Verwendung und Gestaltung
Die typischen Produkte, die aus der geschilderten handwerklichen Herstellung entstanden, waren Steingefäße für den täglichen und festlichen Bedarf.
Georg Agricola berichtet 1546 über Trinkgeschirre aus Zöblitzer Serpentin. Petrus Albinus nennt in der „Meißnischen Bergk Chronica“ von 1590 einfache Haushaltartikel aus diesem Stein, wie Salzfässchen, Löffel, Trinkgefäße, Schüsseln, Wärmsteine usw.Im überregionalen Handel wurden hauptsächlich nur Serpentinwaren ohne Beschlag verkauft. Am Ort des Kunden übernahmen Gold- und Silberschmiede bzw. Zinngießer die Einfassung. Bei höfischen Gerätschaften kamen mitunter Besatzarbeiten mit Edelsteinen hinzu. Für den sächsischen Hof von August dem Starken arbeiteten Goldschmiede, wie Elias Geyer und Urban Schneeweiß, im 17. Jahrhundert die Edelmetalleinfassungen für Gefäße aus Zöblitzer Serpentin. In anderen europäischen Ländern waren es deren Kunsthandwerker. Arbeiten dieser Art sind aus den niederländischen Städten Maastricht, Leeuwarden und Den Haag bekannt. Es finden sich Zeugnisse aus Lüttich, Wien, Konstanz, Kopenhagen, in England und Russland.
Der im Sachsen des 16. Jahrhunderts maßgeblich wirkende Natursteinbeauftragte, Bildhauer und Baumeister Giovanni Maria Nosseni (1544–1620) hatte auch für den Zöblitzer Serpentin ein kurfürstliches Privileg, das ihm die Beschaffung gute und große Rohstücke zu jeder Zeit ermöglichte. Nosseni nutzte diese Möglichkeit intensiv. Nach seinem Tod sicherte sich der Kurfürst die entschädigungsfreie Bereitstellung von Werksteinstücken direkt durch ein entsprechendes Privileg und setzte 1624 einen Serpentinsteinaufseher ein, der in späteren Zeiten den Titel kurfürstlicher Inspektor führte. Dieses Bezugsprivileg galt bis 1836 und es unterstreicht die zeitgenössische Bedeutung vom Zöblitzer Serpentin. Im Besonderen war der private Verkauf der seltenen gelben und roten Sorten untersagt, weil sie der sächsische Hof für seinen eigenen exklusiven Bedarf benötigte.
Nach einigen Jahren der Krise brachte 1740 ein Großauftrag von Gaetano Chiaveri für den Bau der Katholischen Hofkirche Dresdens eine starke Belebung in das Serpentindrechslerhandwerk von Zöblitz. Im Siebenjährigen Krieg kam die Produktion um 1763 wieder zum erliegen. Der lobenswerte Versuch von Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra mit der Gründung einer Manufaktur und einem ständigen Handelskontor in Leipzig das Geschäft wieder zu beleben scheiterte nach kurzer Zeit 1774 mit erheblichen Kapitalverlusten.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erholte sich die Serpentinwarenproduktion, unterstützt durch die Aufhebung des staatlichen Monopolzugriffs für große Rohstücke, weil in kurzer Zeit viele elektrotechnische Elemente benötigt wurden und sich ein Überseehandel gut entwickelte. In der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlangten Zöblitzer Serpentinwaren ihre größte Verbreitung. Produkte aller Art gelangten in viele europäische Länder und nach Übersee. Mit umfangreichen Produktkatalogen warb man für den inzwischen weltbekannten Stein aus dem sächsischen Erzgebirge. Unter den Angeboten befanden sich Wärmsteine, Trinkgefäße, Standuhrgehäuse, Briefbeschwerer, Schreibtischgarnituren, Tischschalen unterschiedlichster Ausführung, Lampensockel, Spielwürfel und Aschebecher. Ferner zeigen die Angebotskataloge Stilkamine, Standsäulen für Plastiken und andere Objekte, Türverkleidungen, Taufsteine, Grabsteine und Urnen sowie Altarteile. Für technische Zwecke wurden Isolatoren, Schalttafelelemente und Heizkörperverkleidungen gefertigt.Als Bau- bzw. Dekorationsgestein begegnet uns der Zöblitzer Serpentin nur noch gelegentlich. Wand- und Fußbodenbeläge sind relativ selten. Für Architekturteile lassen sich Anwendungen häufiger nachweisen, beispielsweise am Portal (um 1520) der Grabkapelle Herzog Georgs von Sachsen im Meißner Dom. Diese Anwendung ist der bisher früheste nachgewiesene Beleg von Zöblitzer Serpentin in der Architektur.
In der Katholischen Hofkirche von Dresden sind nicht nur Baluster verschiedener Chorschranken aus diesem Gestein gefertigt, sondern finden sich auch goldgefasste Fläche im Joseph- und Marienaltar, jeweils seitlich vom Hochaltar. In der Stadtkirche von Zöblitz existieren ein Taufstein und Säulen sowie die Balustrade des Kanzelaltars aus Serpentin. Ein von Elias Weißbach signiertes Werk stellt der Taufstein in der Stadtkirche St. Nikolai in Herzberg (Landkreis Osterode am Harz) aus dem Jahre 1624 dar. Auf deutschen Friedhöfen oder in Grabkapellen begegnet man immer wieder Teilen von älteren Grabmalen (München) aus Zöblitzer Serpentin. In der Stadtarchitektur Dresdens tritt durch Gottfried Semper mit dem Bau des Neuen Hoftheaters (1878 vollendet) das Gestein wieder auf. Die Baluster aller Treppenläufe und Galeriebegrenzungen wurden von der Sächsischen Serpentin-Aktiengesellschaft ausgeführt. Die gleiche Firma führte bei der Errichtung (1871–1877) der Gemäldegalerie in Kassel Türeinfassungen im Hauptgeschoß aus. Für die Loggia im gleichen Gebäude entstanden acht Ruhebänke. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg vernichteten diese Ausstattung. Als letztes Beispiel soll das Eingangsportal (1916 vollendet) zum großen Lesesaal in der Deutschen Bücherei von Leipzig erwähnt werden.Eine andere Verwendung, die die Hauptmasse des neuzeitlichen Abbauvolumens ausmacht, ist die Herstellungen von Splitten für Terrazzo und den Wege- bzw. Gleisbau. Der größte Teil des abgebauten Gesteins zeigt eine erhebliche Rissigkeit, so dass er für die Werksteingewinnung ungeeignet ist.
Jüngere Firmengeschichte
In der Zeit um 1900 und bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Firmen Otto Lippmann sowie Gebrüder Uhlig und die Sächsische Serpentinstein-Gesellschaft (SSG) bei der Verarbeitung des Zöblitzer Serpentins maßgebend. Besondere kunsthistorische Verdienste erwarb sich die letztgenannte Firma, weil sie für Entwürfe führende Exponenten der deutschen Kunstgewerbebewegung engagierte. Der in Hinsicht auf Zöblitzer Serpentinwaren bekannteste Vertreter diese Kunstrichtung ist Albin Müller. Die von ihm gestalteten und von der SSG gefertigten Stücke erlangten auf der für die Reformbewegungen sehr bedeutenden 3. Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung 1906 in Dresden höchste Auszeichnungen. Nennenswert erscheint auch der Architekt Ernst Krieg aus Dortmund, der für die SSG Schalen und Vasen entwarf und Friedrich Adler. Adlers Entwürfe finden wir sowohl bei der SSG als auch in den Katalogen der Firma Otto Lippmann.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gründete man aus den verbliebenen funktionsfähigen Fertigungsstätten den VEB Zöblitzer Natursteine. Dieser wurde später ein Betriebsteil des VE Kombinat Elbenaturstein, dessen Sitz sich in Dresden befand. In der Epoche der DDR ist der Zöblitzer Serpentin nur in geringem Umfang kunstgewerblich verarbeitet worden. Der Schwerpunkt lag in der Massenproduktion von einfachen Drechsel- und Nippesartikeln aus Kalksteinen und Marmoren der unterschiedlichsten Herkunft. Diese Produktpalette bezeichnete man als „Kulturwaren“, die typischerweise Aschenbecher, einfache Kerzenständer, Dosen und Schalen umfasste. Das Serpentinvorkommen war fast ausschließlich der Gewinnung von Schotter- und Splittmaterial sowie Terrazzogrundstoffen vorbehalten.
Bemerkenswert erscheint an dieser Stelle die Erwähnung, dass bis weit in die DDR-Epoche hinein ausländische Materialien exotischer Herkunft (zum Beispiel algerische Onyxmarmore) zu Kleinartikeln Verarbeitung fanden, deren Beschaffung noch in der Vorkriegsperiode erfolgte. Nach 1989 verlief die Privatisierung mit wechselnden auswärtigen Eigentümern. Heute liegt der Betrieb wieder in den Händen einer Zöblitzer Familie, die sich für die Erhaltung der hohen Kunst des Serpentindrechselns verdienstvoll einsetzt.Literatur
- Gäbert, C. / Steuer, A. / Weiss, K.: Die nutzbaren Gesteinsvorkommen Deutschlands. Verwitterung und Erhaltung der Gesteine. Berlin (Union Deutsche Verlagsgesellschaft) 1915
- Hoyer, Eva Maria: Sächsischer Serpentin: ein Stein und seine Verwendung. Leipzig (Edition Leipzig) 1996; ISBN 3-361-00424-1
- Lange, Jan-Michael: Die petrographische Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie Dresden. (in: Lange/Kühne (Hrsg.): Das Museum für Mineralogie und Geologie: Von der kurfürstlichen Kunstkammer zum staatlichen Forschungsmuseum, Dresden 2006); ISBN 3-910006-34-5
- Mathe, Gerhard: Die Serpentinit-Vorkommen bei Zöblitz und ihre Nutzung. Zur Geschichte eines 500jährigen Erwerbszweiges im Erzgebirge. In: Sächsische Heimatblätter Heft 5/1971, S. 224-228
- Reinisch, R. / Graser, H.: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Sachsen im Maßstab 1:25000, Nr. 129 Blatt Zöblitz 2. Aufl., Leipzig (G.A. Kaufmann’s Buchhandlung Dresden) 1929
- Renno, Axel: Möglichkeiten der Entstehung rundlicher Strukturen im Granatserpentinit von Zöblitz (Handinformation für Kunden der Zöblitzer Serpentinverarbeitung)
- Schmidt, Julius: Geschichte der Serpentin-Industrie zu Zöblitz im sächsischen Erzgebirge. Dresden 1868 (Digitalisat)
- Schultzen, Christian Friedrich: Nachricht von den bey Zöblitz und an anderen Orten in Sachsen befindlichen Serpentinsteinarten. Dresden und Leipzig 1771 (Digitalisat)
- Wagenbreth, Otfried / Steiner, Walter: Geologische Streifzüge: Landschaft und Erdgeschichte zwischen Kap Arkona und Fichtelberg. Leipzig (Deutscher Verl. für Grundstoffindustrie) 1990; ISBN 3-342-00227-1
- Wagner, Paul (Hrsg.).: Wanderbuch für das obere Erzgebirge (Sächsische Wanderbücher Bd. 6). Dresden 1935
- Um Olbernhau und Seiffen. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1985 (Werte unserer Heimat. Band 43).
Kategorien:- Zöblitz
- Serpentinitgestein
- Steine-Erden-Bergbau
- Rohstoffvorkommen
- Kunsthandwerk
Wikimedia Foundation.