Meißner Dom

Meißner Dom
Albrechtsburg und Dom
Meißner Dom vor dem neugotischen Ausbau
Blick auf die Gerüste an der Westfassade des Meißner Domes
Domtürme

Der Dom zu Meißen ist den Heiligen Johannes und Donatus von Arezzo geweiht und trägt daher den Namen St. Johannis und St. Donatus.[1] Donatus von Arezzo war Patron des alten Bistums Meißen und ist einer der Patrone des heutigen Bistums Dresden-Meißen. Der Dom ist zusammen mit der Albrechtsburg ein Teil des sich über die Meißner Altstadt erhebenden Burgberg-Ensembles. Die Kirche ist einer der stilreinsten deutsch-gotischen Dome. Daneben verfügt er über eine der reichsten und wertvollsten Ausstattungen sächsischer Kirchen.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Der Kirchenbau steht in der Tradition der Gründung des Bistums Meißen durch König Otto I. im Jahr 968 und stellt somit die christliche Keimzelle des heutigen Sachsens, der früheren Mark Meißen, dar. Als Kathedrale dieses Bistums war sie bis 1581 Bischofskirche der römisch-katholischen Bischöfe von Meißen.

Viele Markgrafen von Meißen betätigten sich als Mäzene der Meißener Domkirche. Um 1400 war es Markgraf Wilhelm I., der die Exemtion der Meißener Kirche (und des Bistums) vom Erzbistum Magdeburg durchsetzen half. Erst Bischof Johannes IV. konnte mehrere Jahrzehnte später den Exemtionsstreit schlichten.

1581 wurde der Dom eine lutherische Kirche. Heute ist der Dom die Predigtkirche für den Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens. Das katholische Bistum Dresden-Meißen hat seine Kathedrale seit 1980 in Dresden.

Baugeschichte

Vorgängerbau als Basilika

Der Bau des Doms begann 1250 – zunächst als Umbau einer Basilika. Der Vorgängerbau an diesem Ort war schon im Jahr 968 anlässlich der Gründung des Bistums Meißen durch Kaiser Otto I. als kleine Kapelle errichtet und in den Jahren 1006 bis 1073 in eine viertürmige romanische Basilika umgebaut worden, die man zur bischöflichen Kathedralkirche erhob.

Bau des Doms als Hallenkirche

Um 1260 begann der eigentliche Bau des Doms, einer gotischen Hallenkirche. Ab 1268 waren der Chor und der Kreuzgang nutzbar. Um 1270 entstand das große Chorfenster mit dem prächtigen Maßwerk und dem Glasgemälde. Die Maria-Magdalenen-Kapelle an der Ostseite des Doms wurde um 1280 fertiggestellt (heute als Lapidarium eingerichtet), die achteckige Johanneskapelle im Jahr 1291 und der schöne Kapitelsaal im Jahr 1297. Danach verlief der Dombau nur noch schleppend. Das Langhaus wurde erst um 1410 vollendet. Kurz danach, im Jahr 1413, brachte ein Blitzschlag die Westfront mit ihren zwei ab 1315 gebauten Türmen zum Einsturz.
Für lange Zeit blieb nun der Höckrige Turm an der Ostseite, welcher 1909 umfassend saniert wurde, der einzige Turm des Doms. Denn die beiden heutigen 81 m hohen neugotischen Türme der Westfassade wurden zusammen mit dem vierten Geschoss des Doms erst zwischen 1903 und 1909 nach Entwürfen des Karlsruher Architekten Carl Schäfer unter Anleitung des ansässigen Architekten Joseph Schäffler als Dombauführer errichtet. Diesem Projekt ging allerdings ein erbitterter Streit mit anerkannten Kunsthistorikern wie Cornelius Gurlitt und Georg Dehio voraus, welche die „Verschäferung“ des Domes ablehnten.

Fürstenkapelle

Markgraf Friedrich der Streitbare (reg. 1381–1428, ab 1423 als Kurfürst von Sachsen) ließ im Jahr 1425 die Fürstenkapelle als neue Begräbniskapelle der Wettiner (zuvor seit 1190 im Kloster Altzella) an die Westfront des Doms anbauen. Das alte Westportal aus dem Jahr 1400 wurde so zum Innenportal. Die Fürstenkapelle zeigt ein betont schmuckreiches Netzgewölbe vermutlich von Moyses von Altenburg aus den Jahren 1443 bis 1446. Die bronzene Grabtumba Friedrichs des Streitbaren, der hier seine letzte Ruhestätte fand, ist von künstlerisch wertvollen Bronzegrabplatten wahrscheinlich aus der Nürnberger Eisengießerwerkstatt Vischer umgeben. Im Dom sind 164 weitere Grabdenkmäler zu finden.

Kreuzgang und Georgskapelle

Der Kreuzgang von 1470/71 besitzt ein kunstvolles Zellengewölbe. Zwischen 1470 und 1477 setzte Arnold von Westfalen ein formenreiches drittes Geschoss auf den Dom auf. Die Sakristei entstand 1504. In der um 1530 angebauten spätgotischen Georgskapelle sind Herzog Georg der Bärtige und seine Gemahlin Barbara beigesetzt. Wolf Caspar von Klengel zog 1677 eine Stuckdecke in diese Kapelle ein.

Ausstattung

Stifterfiguren
Lettner mit Altar und Orgel
Lettner mit Altar
Innenraum mit Kanzel und Schalldeckel
Portal der Fürstenkapelle
  • Stifter- und Patronatsfiguren

Zur wertvollen Innenausstattung des Doms gehören die um 1260 geschaffenen überlebensgroßen Stifter- und Patronatsfiguren (Steinskulpturen) aus der Naumburger Dombauwerkstatt – an der Chor-Nordwand beispielsweise die Bildnisse von Kaiser Otto I. (reg. 936-973) und seiner Gemahlin Adelheid von Burgund, die gemeinsam das Bistum Meißen gründeten. Bedeutend sind auch die Bildnisse des Evangelisten Johannes und des hl. Donatus von Arezzo an den Chor-Innenwänden sowie von Johannes dem Täufer, von Maria mit dem Kind und des Diakons Stephanus in der Johanneskapelle.

  • Lettner und Inventar

Der Lettner entstand um 1260, der spätgotische Hochaltar (eventuell von einem niederländischen Meister bemalt) zu Beginn des 16. Jahrhunderts, das Chorgestühl im Jahr 1529 und die Sandsteinkanzel im Jahr 1591. Das Gemälde am Laienaltar vor dem Lettner stammt aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä. (1526 oder wahrscheinlicher um 1540 geschaffen; Mittelteil: Kreuzigung, Flügel: Kreuzauffindung). Das Triptychon in der Georgskapelle soll Lucas Cranach d. Ä. im Jahr 1534 eigenhändig ausgeführt haben. Von den einst 30 Altären des Doms fielen die meisten der Reformation zum Opfer. Das Kruzifix und die Kandelaber (Altarleuchter) schuf der berühmte Porzellan-Dekorgestalter Johann Joachim Kändler im Jahr 1760 aus Meißner Porzellan.

  • Glocken

Die Johannesglocke wurde 1929 von Otto Schilling in Apolda anlässlich der 1000-Jahrfeier Meißens gegossen und nach einem Entwurf von Emil Börner, dem damaligen Leiter der Porzellan-Manufaktur, gestaltet. Die Glocke wiegt 7.820 kg[2] bei einem Durchmesser von 220 Zentimetern[3] und ist eine der figurenreichsten der Welt. Dargestellt sind Szenen aus der Offenbarung, Christus als Weltenrichter und das Jüngste Gericht. Die vierhenkelige Krone war mit den vier Evangelistenfiguren besetzt. 1941 kam die Glocke nach Hamburg, um für die Rüstungsproduktion eingeschmolzen zu werden. Dazu kam es jedoch nicht, sie konnte nach dem Krieg wieder im Meißner Dom aufgehängt werden. 1977 Jahren brach ein Bügel der Krone, die Glocke stürzte ab und verkantete sich im Glockenstuhl. Ursache waren Schäden an der Aufhängung durch sauren Regen sowie Risse in der Krone, die bei einem Bombenangriff im Hamburger Freihafen entstanden waren. Nach dem Sturz wurde die Glocke nur behelfsmäßig ohne Krone aufgehängt. 2010 wurde die Glocke mit einem neuartigen thermischen Verfahren vor Ort repariert. Dafür musste sie nur etwa 20 Meter abgehängt und nicht, wie sonst beim Schweißen üblich, als Ganzes auf über 500 Grad erhitzt werden, so dass die Kosten nur etwa 150.000 Euro betrugen. Das erste offizielle Geläut nach der Reparatur war am 24. Dezember 2010.

Der Schlagton der Johannesglocke ist das g0.[2] Aus dem Jahre 1929 stammt noch die kleinste Glocke des Geläuts (f1). 1959 ergänzte Franz-Peter Schilling drei Glocken in den Tönen b0, c1 und es1.[2] Die vier kleineren Glocken befinden im Südturm, die große Johannesglocke ist im Nordturm untergebracht. Alle Glocken hängen an stark verkröpften Stahljochen.

Orgel

Die Orgel des Doms wurde 1972 durch die Orgelbaufirma Hermann Eule (Bautzen) erbaut und zuletzt im Jahre 2008 generalüberholt.[4]

Pedal C–
1. Prinzipal 16’
2. Subbass 16’
3. Oktavbass 8’
4. Barem 8’
5. Gemshorn 4’
6. Dolkan 2’
7. Basszink III
8. Mixtur V
9. Posaune 16’
10. Feldtrompete 4’
I Hauptwerk C–
14. Rohrpommer 16’
15. Prinzipal 8’
16. Gedacktflöte 8’
17. Oktave 4’
18. Rohrflöte 4’
19. Gemsquinte 22/3
20. Oktave 2’
21. Cornett III
22. Mixtur V-VII
23. Fagott 16’
24. Trompete 8’
II Schwellwerk C–
27. Musiziergedackt 8’
28. Weidenflöte 8’
29. Quintade 8’
30. Prinzipal 4’
31. Sextade 4
32. Oktave 2’
33. Sifflet 1’
34. Gemsquinte 11/3
III Brustwerk C–
(schwellbar)
35. Rohrgedackt 8’
36. Pommer 4’
37. Dulzian 2’
38. Terzflöte 13/5
39. Oktävlein 1’
40. Zimbel III
41. Gemshornregal 8’
Tremulant

Maße

  • Länge Hauptschiff: 97,30 m
  • Höhe Hauptschiff: 17,80 m
  • Turmhöhe (ca.): 81 m

Domherren

Literatur

  • Matthias Donath (Text), Steffen Wirtgen (Fotografie): Der Meissner Dom. Monumente sächsischer Geschichte. 1. Aufl. Sax-Verlag, Beucha 2002, ISBN 3-934544-33-9 (Bildband, 192 S.).
  • Cornelius Gurlitt: Meißen, Dom. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 40. Heft: Meißen (Burgberg). C. C. Meinhold, Dresden 1920, S. 1 ff.
  • Edgar Lehmann, Ernst Schubert: Der Dom zu Meißen. 2. Aufl. Union Verlag, Berlin 1974, 236 S.
  • Heinrich Magirius: Der Dom zu Meißen (Große Kunstführer; Bd. 182). 2., neubearb. Aufl., Schnell & Steiner, München 2001, ISBN 3-7954-1341-9.
  • Hans Mrusek, G. Beyer: Drei sächsische Kathedralen. Merseburg, Naumburg, Meißen. 2. Aufl., Verlag der Kunst, Dresden 1981, 407 S.
  • Helga Wäß: Meißen – Die Grabmomumente des Mittelalters. Kat. Nr. 568–637. Dies.: Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert. Edition Tenea, Berlin 2006, ISBN 3-86504-159-0 (zugl. Dissertation, Universität Göttingen 2001), Bd. 2, S. 403–428, mit zahlr. Abb.
  • Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa: Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nord-Hessen, Ost-Westfalen und Südniedersachsen.
  • Katalog ausgewählter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts.

Weblinks

 Commons: Meißner Dom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Caspar Ehlers, Die Integration Sachsens in das fränkische Reich (751–1024). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, zugl.: Würzburg, Univ., Habil.-Schr., 2005, ISBN 3-525-35887-3, p. 95 (=Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; Bd. 231).
  2. a b c Margarete Schilling: Kunst, Erz und Klang. Die Werke der Glockengießerfamilie Ulrich/Schilling vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Henschel, Berlin 1992, ISBN 3-362-00617-5, S. 224.
  3. Margarete Schilling: Glocken – Gestalt, Klang und Zier. VEB, Dresden 1988, ISBN 3-364-00041-7, S. 327.
  4. Zur Dom-Orgel

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