- Äskulapstab
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Der Äskulapstab oder Asklepiosstab ist ein von einer Schlange umwundener Stab. Er ist heute das Symbol des ärztlichen und pharmazeutischen Standes.
Ähnliche Symbole sind der Hermesstab in der Griechischen Mythologie oder die Eherne Schlange Moses im Alten Testament.
Das Unicodesymbol des Äskulapstabes ist u+2695 ⚕ STAFF OF AESCULAPIUS.
Inhaltsverzeichnis
Ikonographie
Zum Asklepios
Der Äskulapstab erhält seinen Namen von Äskulap oder Asklepios, dem Gott der Heilkunde in der griechischen Mythologie. Als Sohn von Apollon, Gott des Lichts und der Heilung, und der thessalischen Fürstentochter Koronis wurde er vom heilkundigen Kentauren Cheiron erzogen und ebenso in der Heilkunde ausgebildet. Weil er als Arzt einen Toten wieder zum Leben auferweckte, erzürnte er Hades, den Herrscher des Totenreiches. Auf dessen Drängen wurde er von Zeus mit einem Blitz erschlagen, weil er sich erdreistet hatte, dem Willen der Götter entgegenzuwirken.
Dargestellt wurde Asklepios meist als bärtiger Mann, der sich auf einen Stab stützt, der von einer Schlange (Natter) umwunden wird.
Andere Namen des Asklepios sind Aglaopes, Apaleriacus, Archgetas, Aulonius, Causius, Coronides, Cotyläus, Demenaetus, Epidaurius, Gortynius, Hagnitas, Pergameuns und Tricäcus.
Die Schlange
Asklepios soll zu seinen Lebzeiten, bei Wanderungen oder auf dem Weg zu Kranken, immer eine Äskulapnatter dabei gehabt haben, die sich um seinen Wanderstab ringelte. Einige Darstellungen zeigen sogar die Verehrung von Asklepios selbst in Schlangenform. Bereits auf sprachlicher Ebene (im Altthrakischen) verbinden sich „as“ (die Schlange) und „klepi“ (etwas umwinden) zu „Asklepios“. Tatsache ist, dass in den griechischen Heiltempeln, die dem Gott Asklepios geweiht waren, Schlangen gehalten wurden. Seit Menschengedenken gilt die Schlange als ein bedeutendes mystisches Wesen; so entwendet etwa der Gottkönig Gilgamesch im gleichnamigen Epos einer Schlange das lebensspendende Zauberkraut. Im Altertum wurde sie schließlich zum Symbol der Heilkunde. Ihre Charakteristika „Verjüngung durch Häutung“, „Scharfsichtigkeit/Wachsamkeit“ sowie „Heilkraft“ (aus Schlangenfleisch wurden Pharmaka hergestellt) machten sie zum Sinnbild ärztlicher Tugenden und zeigten so die Vorzüge der Medizin.
Der Stab
Auch zur Bedeutung des Stabes gibt es viele Theorien. Einerseits wird der Stab als Zepter oder Herrschaftssymbol verstanden, andere Forscher vertreten die Ansicht, er wäre ein einfacher Wanderstab, den Asklepios stets bei sich trug. Da er als Verbindung zwischen Himmel und Erde betrachtet wurde, hatte schon der Stab allein magische Kräfte.
Von klassischen Archäologen wird darauf hingewiesen, dass Asklepios (A) sich in der gleichen Haltung auf seinen Stab stützt, wie der freie Bürger der Polis, der sich aufs Verweilen in der Agora einrichtet. Solche Darstellungen findet man vielfach auf antiken Grabstelen. Hierin und in der Art wie er sich abbildungstechnisch den Menschen zuwendet, unterscheidet sich A. grundsätzlich von den Darstellungen der Olympischen Götter.
Doch schon Jahrhunderte bevor die Äskulap-Kulte beschrieben sind, wird von Heilungen berichtet in Verbindung mit einer Schlange an einem Stab: Nach dem Auszug aus Ägypten (lat. Exodus) unter der Führung Mose, datiert im 15. Jahrhundert v. Chr. oder im 13. Jahrhundert v. Chr., erlebte das Volk Israel in der Wüste folgendes (Übersetzung nach Martin Luther, 4. Mose 21, 4-9):
- „4 Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege 5 und redete wider Gott und wider Mose: Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier und uns ekelt vor dieser mageren Speise. 6 Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. 7 Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den HERRN und wider dich geredet haben. Bitte den HERRN, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk. 8 Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. 9 Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“
Später erinnert Jesus an die Geschichte aus dem Alten Testament (Joh 3,14-15):
- "Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben."
Die Heilung, welche die Israeliten durch den Blick auf die Schlange fanden, steht bildhaft für das Heil, das Jesus durch seinen Tod am Kreuz, also ebenso „erhöht“ an einem Holz hängend, in der Vergebung der Sünden für den Menschen erwirkt hat.
Theorie des Medinawurmes
Eine Theorie zur Bedeutung des Äskulapstabes gründet sich auf eine im Altertum und heute noch gebräuchliche Praxis zur Entfernung des Medinawurmes (Dracunculus medinensis). Dieser zwischen 30 bis 120 cm lange Wurm befindet sich im letzten Stadium seines Lebenszyklus unter der Haut des Menschen und bohrt sich von dort eine Öffnung nach außen, über die er seine Larven abgibt. Zur Entfernung des Wurmes wird dieser dann auf ein gespaltenes Holzstäbchen gewickelt, wobei täglich maximal 10 cm aufgewickelt werden dürfen.
Dieser Theorie entgegenzusetzen ist die Tatsache, dass der Medinawurm nur im tropischen Afrika vorkommt und nicht ausreichend nachvollziehbar ist, wie er von hier Eingang in die griechische Mythologie gefunden haben soll – trotz der Tatsache, dass in der Antike auch die Malaria im europäischen Mittelmeerraum heimisch war. Weiterhin gilt zu bemerken, dass auch Hygieia, die Tochter des Asklepios, mit einer Schlange dargestellt wird, hier ohne Stab. Zudem gibt es Abbildungen des Asklepiosrituales mit Schlangen ohne Stab. Die Medinawurmthese ist damit nicht haltbar. 1959 wurde sie von Lesky in der Medizinischen Wochenschrift gründlich widerlegt.
Geschichte
Das Asklepiosritual
Das Asklepiosritual etablierte sich ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ausgang der Antike zu einem der erfolgreichsten Kulte. Die Patienten legten sich im meist außerhalb der Stadt gelegenen Asklepiostempel zum Heilschlaf (siehe Enkoimesis) nieder. Im Traum erschien ihnen dann der Arzt und empfahl Diäten und andere Behandlungsmethoden zur Heilung. Manchmal wurde der Patient im Traum auch von einer Schlange besucht oder gebissen und dadurch geheilt. Die sibyllinischen Bücher empfahlen anlässlich einer Seuche 291 v. Chr. die Kultübertragung von Epidaurus nach Rom, wobei die Schlange als Begleittier, Helferin und Wahrzeichen dargestellt wurde. Hier bekam Asklepios dann auch den heute gebräuchlicheren Namen "Äskulap".
Äskulap und Apoll als Götter der Heilung
Äskulap unterscheidet sich von seinem Vater, dem Apoll, als Heilgott. In den Kulten der Antike durften sich die Kranken dem heiligen Bezirk des Apoll nicht nähern, dem des Asklepius schon. Dadurch wurde Apoll, der Gott des Lichts, zunehmend Konzepten der göttlichen Fernheilung, Äskulap denen der tätigen therapeutischen Praxis zugeordnet. Noch zu römischen Zeiten standen die beiden Kulte nicht in Konkurrenz, Aesculapius und Apollo wie auch die Salus wurden auf der dem Äskulap geweihten Tiberinsel verehrt – bei der Pestepidemie von 180 v. Chr. in Rom etwa stellte man Statuen aller drei Heilgötter miteinander auf. Später (ab dem 2. Jh.) wird dem Äskulap der Telesphorus, der Genius der Genesung, beigestellt.[1]
Während aber die Verehrung der beiden anderen Gottheiten schon um die Zeitenwende verschwand, erhielt sich der Kult des Äskulap – in seiner Symbolik bis heute. Wiederaufgegriffen wurde der apollinische Aspekt der Heilkunst etwa wieder von Paracelsus, bei ihm aber in negativer Deutung der mystischen Heilung („appolinische pfaffen“)[2]
Siehe auch
Weblinks
Commons: Äskulapstab – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Aeskulapstab, ViaMedici, thieme.de
Einzelnachweise
- Meyers großes Taschenlexikon
- Pschyrembel Klinisches Wörterbuch
- ↑ Aesculapius. In: imperiumromanum.com → Antike Religion. Abgerufen am 10. November 2010.
- ↑ Sudhoff: Paracelsus. 9, 269, 25 (1531/35), zit. n. Karl-Heinz Weimann: Paracelsus und der deutsche Wortschatz. In: Deutsche Wortforschung in europäischen Bezügen. 1963, S. 386
Kategorien:- Symbol
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