Beno Gutenberg

Beno Gutenberg

Beno Gutenberg (auch: Benno, * 4. Juni 1889 in Darmstadt, Deutschland; † 25. Januar 1960 in Pasadena, USA) war ein deutscher Seismologe, der mit seinem Lebenswerk entscheidend zum heutigen Verständnis des Erdaufbaus beigetragen hat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gutenberg studierte zunächst in Darmstadt und wechselte 1908 nach Göttingen mit dem Ziel eines Studiums der Meteorologie. Hier hörte er Vorlesungen von Emil Wiechert, der kurz zuvor das Institut für Geophysik etabliert hatte. Bei Wiechert promovierte Gutenberg 1911 mit einer seismologischen Arbeit. Zwei Jahre später bestimmte Gutenberg aus seismologischen Untersuchungen den Radius des Erdkerns. Seine Berechnung gilt noch heute als exakt. Die Kern-Mantel-Grenze wird daher besonders in der älteren Literatur auch Wiechert-Gutenberg-Diskontinuität genannt.

Gutenberg wurde Mitarbeiter der Internationalen Seismologischen Assoziation in Straßburg. Während des Ersten Weltkrieges fungierte er als Meteorologe bei der Truppe und wurde verwundet. Nach Ende des Krieges kehrte Gutenberg nach Straßburg zurück, wechselte aber später nach Frankfurt am Main, wo er 1926 außerordentlicher Professor wurde. Zuvor gehörte er unter anderem mit Karl Erich Andrée, Gustav Angenheister, Immanuel Friedländer, Franz Kossmat, Gerhard Krumbach, Karl Mack, Ludger Mintrop, Peter Polis, August Heinrich Sieberg und Emil Wiechert zu den Gründungsmitgliedern der am 19. September 1922 in Leipzig gegründeten Deutschen Seismologischen Gesellschaft, der heutigen Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft.

In den folgenden Jahren veröffentlichte Gutenberg eine große Zahl von wissenschaftlichen Arbeiten. Obwohl er bereits weltbekannt und der führende Seismologe in Deutschland war, gelang es ihm nicht, eine ordentliche Professur zu erlangen. Seinen Lebensunterhalt verdiente Gutenberg, nachdem sein Vater gestorben war, als Geschäftsführer des väterlichen Betriebes in Darmstadt. Es gibt Hinweise, speziell im Zusammenhang mit einem Berufungsverfahren auf die Nachfolge seines Doktorvaters Emil Wiechert in Göttingen im Jahre 1928, dass seine jüdische Herkunft dabei eine Rolle spielte, da die dortige Professorenschaft einen zu hohen Anteil von Juden im Lehrkörper befürchtete.[1]

Anstellung in Pasadena

1929 besuchte Gutenberg das Seismologische Labor im US-amerikanischen Pasadena, in das er ein Jahr später wechselte. Er erhielt die Professur für Geophysik am California Institute of Technology (Caltech), in welches das Seismologische Labor 1936 integriert wurde. Gutenberg wurde 1947 Direktor des Labors, das unter seiner Führung eine zentrale Rolle in der Erforschung von Erdbeben und der tiefen Strukturen der Erde einnahm.

Gemeinsam mit Charles Francis Richter erarbeitete er den Zusammenhang zwischen der Energiefreisetzung eines Erdbeben und dessen Magnitude: Die Gutenberg-Richter-Skala, meist jedoch nur als Richter-Skala bezeichnet. Ferner entdeckte Gutenberg die Zone niedriger Geschwindigkeiten im oberen Erdmantel, die heute als Asthenosphäre bekannt ist. Die Grenze zwischen der Lithosphäre und der Asthenosphäre wird daher als auch Gutenberg-Diskontinuität bezeichnet. 1945 entwickelte er die Raumwellen-Magnituden-Skala und die Oberflächenwellen-Magnituden-Skala zur Messung von Erdbeben-Magnituden, sowie 1956 zusammen mit Charles Francis Richter die Einheits-Magnituden-Skala als Kombination beider.

Beno Gutenberg ging 1958 in den Ruhestand, setzte seine Forschung jedoch weiter fort. Er starb am 25. Januar 1960 im Alter von 70 Jahren an einer schweren Lungenentzündung als Folge einer Grippe-Infektion.

In Würdigung und im Andenken an den Forscher wird von der European Geosciences Union (EGU) die nach ihm benannte Beno Gutenberg Medal verliehen.

Trivia

Das erste Mal, dass Gutenberg ein Erdbeben persönlich erlebte, war am 9. März 1933 beim Long Beach Beben in Kalifornien, was er aber nicht mitbekam, da er sich zu dieser Zeit angeregt mit Albert Einstein auf dem Caltech Campus unterhielt.[2]

Auszeichnungen und Ehrungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die seismische Bodenunruhe und ihr Zusammenhang mit den Nachbargebieten, insbes. Geologie und Meteorologie, Berlin 1924.
  • Der Aufbau der Erde, Berlin 1925
  • Grundlagen der Erdbebenkunde, Berlin 1927
  • Seismicity of the Earth, gemeinsam mit Charles Francis Richter, New York 1941
  • Physics of the earth's interior, New York 1959

Quellen

  1. Leon Knopoff: Beno Gutenberg (Biography at the Online Archive, National Academy of Sciences, Washington DC, USA
  2. Knopoff, Nachruf auf Gutenberg in den Biogr. Memoirs Nat. Acad.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Beno Gutenberg — Saltar a navegación, búsqueda Beno Gutenberg (4 de junio de 1889 25 de enero de 1960), sismólogo alemán que hizo varias contribuciones importantes a la ciencia, dentro de las que se encuentran: la defición del diámetro del núcleo de la Tierra.… …   Wikipedia Español

  • Beno Gutenberg — (4 de junio de 1889 25 de enero de 1960), sismólogo alemán que hizo varias contribuciones importantes a la ciencia. Colega de Charles Francis Richter en el Instituto Tecnológico de California y colaborador en el desarrollo de la escala de Richter …   Enciclopedia Universal

  • Beno Gutenberg — Infobox Scientist name = Beno Gutenberg box width = image width =150px caption = Beno Gutenberg birth date = June 4, 1889 birth place = Darmstadt death date = January 25, 1960 death place = residence = citizenship = nationality = Germany… …   Wikipedia

  • Beno Gutenberg — Pour les articles homonymes, voir Gutenberg. Beno Gutenberg (4 juin 1889 25 janvier 1960) est un géologue et sismologue allemand de la première moitié du XXe siècle. Biographie Cett …   Wikipédia en Français

  • Beno Gutenberg Medal — Die Beno Gutenberg Medal ist eine geophysikalische Auszeichnung, die von der European Geosciences Union (EGU) vergeben wird. Die Auszeichnung wurde 1996 durch die European Geophysical Society (EGS) in der Sektion „Geophysik der festen Erde“… …   Deutsch Wikipedia

  • Beno — ist die Kurzform des Vornamens Benedikt. Bekannte Namensträger: Beno († nach 1098), schismatischer Kardinal Beno Eckmann (1917 2008), schweizerischer Mathematiker Beno Gutenberg (1889 1960), deutscher Seismologe Beno Lapajne (* 1973),… …   Deutsch Wikipedia

  • Gutenberg — ist der Name folgender Orte: Gutenberg (bei Bad Kreuznach), eine Gemeinde im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland Pfalz Gutenberg (Petersberg), ein Ortsteil der Gemeinde Petersberg im Saalekreis in Sachsen Anhalt ein Ortsteil von Lenningen im… …   Deutsch Wikipedia

  • Gutenberg — * Johannes Gutenberg (c. 1400 ndash;1468), inventor of the European technology of printing with movable type *Beno Gutenberg (1889–1960), a German born seismologist * Gutenberg Bible, printed by Johannes Gutenberg circa 1455, 200 copies * The… …   Wikipedia

  • Gutenberg — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Le nom Gutenberg est un patronyme d origine allemande, porté notamment par l inventeur de l imprimerie en Europe. Patronyme Gutenberg est un nom de… …   Wikipédia en Français

  • Gutenberg-Diskontinuität — Die Gutenberg Diskontinuität stellt die Unterkante der Lithosphäre und somit des festen äußeren Bereiches der Erde dar, der in verschiedene tektonische Platten zerbrochen ist. Unterhalb der Lithosphäre befindet sich die Asthenosphäre, die aus… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”