- Bioanorganische Chemie
-
Die bioanorganische Chemie ist ein interdisziplinärer Forschungszweig der Chemie. Das Ziel der bioanorganischen Chemie ist die Aufklärung der Funktion klassisch anorganischer Elemente, wie etwa der Metalle, in Lebensprozessen.
In lebenden Organismen treten Metalle meist in den aktiven Zentren von Proteinen (Enzymen) auf. Diese Metalle sind für die Funktion der Enzyme unentbehrlich. Ein Metallaustausch führt zum Verlust oder einer Änderung der Funktion. Metalloproteine können als Metallkomplexe mit außerordentlich großen Liganden aufgefasst werden.
Zum Forschungsfeld der Bioanorganik gehört auf der einen Seite die Untersuchung und Strukturaufklärung von Metalloenzymen, indem die betreffenden Proteine durch Expression und weitere Aufreinigungsschritte gewonnen werden. Die Untersuchungen reichen von der Anwendung verschiedener physikalischer und spektroskopischer Methoden bis zu Röntgenbeugungexperimenten an Protein-Einkristallen zur Strukturbestimmung. Gerade die Gewinnung von Proteinen in einkristalliner Form stellt eine der größten Herausforderungen und Schwierigkeiten der Bioanorganischen Chemie dar. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden genutzt, um neue Erkenntnisse über den Ablauf der enzymatischen Katalyse zu gewinnen, über die letztlich alle Lebensprozesse ablaufen.
Andererseits hat sich, gerade weil die Arbeit mit den Proteinen ein aufwändiges, ressourcenintensives Forschungsgebiet ist, mit der Modellierung enzymatischer Systeme mit niedermolekularen Koordinationsverbindungen ein zweiter Zweig der bioanorganischen Chemie gebildet. In diesem Bereich wird versucht, mit der systematischen Erforschung neuer Metallkomplexe spektroskopische und funktionelle Eigenschaften zu imitieren. Auf diesem Weg lassen sich Erkenntnisse z.B. über den Prozess der enzymatischen Katalyse gewinnen, die dann auf das natürliche Vorbild übertragen werden können.
Einige Metalloproteine (beteiligtes Metall, Funktion, Koordination):
- Hämoglobin (Eisen, Sauerstofftransport, Porphyrin)
- Myoglobin (Eisen, Sauerstofftransport, Porphyrin)
- Hämerythrin (2 Eisen, Sauerstofftransport, Aminosäuren)
- Methan-Monooxygenase (2 Eisen, Oxidation von Methan zu Methanol, Aminosäuren)
- Hämocyanin (2 Kupfer, Sauerstofftransport, Aminosäuren)
- Catechol-Oxidase, Tyrosinase (verschiedene Metalle u.a. Cu oder Fe, Oxidation von Catecholen und Phenolen, Aminosäuren)
- Oxygen evolving complex im Photosystem II (4 Mangan, 1 Calcium, Oxidation von Wasser bei der Photosynthese)
Literatur
- Wolfgang Kaim, Brigitte Schwederski: Bioanorganische Chemie. Zur Funktion chemischer Elemente in Lebensprozessen. 5. Auflage, Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8348-0634-5.
Weblinks
- Homepage des Max-Planck-Instituts für Bioanorganische Chemie
- Bericht über "Bioanorganische Modellchemie" aus dem MPI für Bioanorganische Chemie
- Wolfgang Kaim, Brigitte Schwederski: Bioanorganische Chemie bei Google Books
Teilbereiche der ChemieAllgemeine Chemie · Anorganische Chemie · Biochemie · Organische Chemie · Physikalische Chemie · Technische Chemie · Theoretische Chemie
Agrochemie · Analytische Chemie · Atmosphärenchemie · Bioanorganische Chemie · Biogeochemie · Bioorganische Chemie · Biophysikalische Chemie · Chemoinformatik · Chemometrik · Elektrochemie · Femtochemie · Festkörperchemie · Geochemie · Kernchemie · Klinische Chemie · Kohlechemie · Kolloidchemie · Kombinatorische Chemie · Kosmochemie · Lebensmittelchemie · Magnetochemie · Medizinische Chemie · Meereschemie · Naturstoffchemie · Oberflächenchemie · Oleochemie · Organometallchemie · Petrochemie · Pharmazeutische Chemie · Photochemie · Physikalische Organische Chemie · Polymerchemie · Quantenchemie · Radiochemie · Supramolekulare Chemie · Stereochemie · Strukturchemie · Textilchemie · Thermochemie · Umweltchemie
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Max-Planck-Institut für Bioanorganische Chemie — Das Max Planck Institut für bioanorganische Chemie (MPI) hat seinen Sitz in Mülheim an der Ruhr. Das Institut ging 1958 aus einer selbstständigen Abteilung des MPI für Kohlenforschung hervor. Der erste Direktor dieser Abteilung war der Göttinger… … Deutsch Wikipedia
Max-Planck-Institut für bioanorganische Chemie — Das Max Planck Institut für bioanorganische Chemie (MPI) hat seinen Sitz in Mülheim an der Ruhr. Das Institut ging 1958 aus einer selbstständigen Abteilung des MPI für Kohlenforschung hervor. Der erste Direktor dieser Abteilung war der Göttinger… … Deutsch Wikipedia
Chemie — Thermitreaktion Die Chemie ([çeˈmi:]; mittel und norddeutsch [ʃeˈmi:]; süddeutsch: [keˈmi:]) ist eine Naturwissenschaft, in der der Aufbau, die Eigenschaften … Deutsch Wikipedia
Anorganische analytische Chemie — Caesiumchlorid ist Vorbild für andere Kristallstrukturen Die anorganische Chemie oder Anorganik ist die Chemie aller kohlenstofffreien Verbindungen, der Kohlensäure und der Blausäure sowie der Salze dieser. Ein Grenzgebiet zur organischen Chemie… … Deutsch Wikipedia
Organische Analytische Chemie — Die Organische Chemie, auch häufig kurz Organik genannt, ist ein Teilgebiet der Chemie, welches sich mit Aufbau, Herstellung und Eigenschaften der Verbindungen des Kohlenstoffs beschäftigt. Die Einordnung der Chemie in Teilgebiete erfolgte… … Deutsch Wikipedia
Organische analytische Chemie — Die Organische Chemie, auch häufig kurz Organik genannt, ist ein Teilgebiet der Chemie, welches sich mit Aufbau, Herstellung und Eigenschaften der Verbindungen des Kohlenstoffs beschäftigt. Die Einordnung der Chemie in Teilgebiete erfolgte… … Deutsch Wikipedia
Studium der Chemie — Als Chemiestudium wird die Ausbildung zum Diplom Chemiker oder Lehramtskandidaten an einer Universität oder Hochschule bezeichnet. Zudem gibt es neue Bachelor und Masterstudiengänge in der Chemie als weitere Ausbildungsmöglichkeit.… … Deutsch Wikipedia
Analyse (Chemie) — Die Analytische Chemie beschäftigt sich als Teilgebiet der Chemie mit der Identifizierung und der Mengenbestimmung von chemischen Substanzen (in diesem Zusammenhang als Analyten bezeichnet). Sie spielt in fast allen chemischen Teildisziplinen… … Deutsch Wikipedia
Metallo-supramolekulare Chemie — Die Supramolekulare Chemie ist ein Teilgebiet der Chemie, das sich mit der Assoziation von Molekülen zu übergeordneten (Supra )Strukturen beschäftigt. Sie wird auch häufig als Wirt Gast Chemie (engl.: Host Guest Chemistry) bezeichnet. Prägend für … Deutsch Wikipedia
Wirt-Gast-Chemie — Die Supramolekulare Chemie ist ein Teilgebiet der Chemie, das sich mit der Assoziation von Molekülen zu übergeordneten (Supra )Strukturen beschäftigt. Sie wird auch häufig als Wirt Gast Chemie (engl.: Host Guest Chemistry) bezeichnet. Prägend für … Deutsch Wikipedia