- AKW Leibstadt
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Kernkraftwerk Leibstadt Kernkraftwerk Leibstadt
Lage Koordinaten (656046 / 272585)47.6015555555568.1838888888889Koordinaten: 47° 36′ 5,6″ N, 8° 11′ 2″ O; CH1903: (656046 / 272585) Land: Schweiz Daten Eigentümer: Kernkraftwerk Leibstadt AG Betreiber: Kernkraftwerk Leibstadt AG Projektbeginn: 1972 Kommerzieller Betrieb: 15. Dez. 1984 Aktive Reaktoren (Brutto):
1 (1220 MW) Eingespeiste Energie im Jahre 2006: 9367 GWh Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 174'091 GWh Website: http://www.kkl.ch/ Stand: 5. April 2007 Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation. Das Kernkraftwerk Leibstadt, kurz KKL, befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Leibstadt (Kanton Aargau, Schweiz) am Rhein nahe der Aare-Mündung und der deutschen Grenze. Es ist das bislang letzte in der Schweiz gebaute Kernkraftwerk.
Inhaltsverzeichnis
Anlage
Ein Siedewasserreaktor der Firma General Electric mit 1'220 MW elektrischer Leistung dient der Stromgewinnung, die Kühlung erfolgt durch einen 144 Meter hohen Kühlturm[1]. Das Kernkraftwerk produziert rund 9 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr und liegt damit etwas vor dem zweiten Schweizer Grosskraftwerk Gösgen.
Betrieben wird das Kraftwerk von der Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL), an der Gesellschaft sind sechs Schweizer Energieunternehmen beteiligt: die Aare-Tessin AG für Elektrizität (Atel) mit 27 Prozent, die Nordostschweizerische Kraftwerke AG (NOK) mit 23 Prozent, die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) mit 14 Prozent, die Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg AG (EGL) mit 16 Prozent, die Bernische Kraftwerke AG (BKW FMB Energie AG) mit 10 Prozent und die AEW Energie AG mit 5 %. Die Geschäftsführung hatte ursprünglich die EGL inne, durch die Gründung der Axpo Holding wurden innerhalb der Axpo-Gruppe die Aufgabengebiete konsolidiert, wodurch heute die NOK die Geschäftsführung innehat. Sie besorgt auch die Energieübertragung nach Laufenburg und Beznau auf der 380-kV-Spannungsebene.
Geschichte
Das Kernkraftwerk Leibstadt ist ein altes Projekt, die Planung begann 1964 auf der Basis einer 600-MW-Anlage mit Flusswasserkühlung. Mit dem Verbot der Flusswasserkühlung durch den Bundesrat 1971 wurde eine Lösung mit Kühlturm favorisiert. Im weiteren Planungsverlauf erhöhte man die Leistung von 600 auf 900 MW. 1984 konnte die Anlage nach elfjähriger Bauzeit den Betrieb aufnehmen. Nach den Reaktorzwischenfall von Three Mile Island im Jahr 1979 waren neue Sicherheitsbestimmungen notwendig geworden, die die Fertigstellung um mehrere Jahre verzögerten. Statt der budgetierten zwei Milliarden Franken kostete das Kraftwerk am Ende über fünf Milliarden.
Die Geschichte der Fertigstellung des KKL reflektiert die zunehmend kritische Haltung gegenüber der Kernenergie in der Schweiz während der 1970er und 1980er Jahre, die in der Auseinandersetzung um das Projekt Kernkraftwerk Kaiseraugst kulminierten.
Störfälle
Am 11. August 1995, morgens um 8.22 Uhr, ereignete sich im KKW Leibstadt während der Revisionsarbeiten eine Explosion. Zwei Angestellte erlitten Verbrennungen dritten Grades. Die Monteure wollten im Maschinenhaus einen Teil der Hilfsdampfanlage überprüfen. Sie öffneten bei einem der Behälter einen Deckel, es trat Wasserstoff aus, der sich entzündete. Im Normalbetrieb befindet sich im betroffenen System Frischdampf der aus dem Reaktor kommt und demnach kontaminiert ist. Der Unfall fand im nicht nuklearen Teil der Anlage statt.[2]
Im Jahr 2007 musste das KKW Leibstadt der Bundes-Atomaufsicht 3 «Vorkommnisse» melden. Während zwei der Zwischenfälle von der Aufsichtsbehörde, der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK), als Ereignis ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung eingestuft wurden, klassierte sie die Reaktorschnellabschaltung wegen fehlerhafter Auslösung des automatischen Druckabbau-Systems am 6. März 2007 auf der internationalen Ereignisskala INES auf der Stufe 1 als Störung, d.h. einer Abweichung von den zulässigen Bereichen für den sicheren Betrieb der Anlage.[3][4]
Protestaktionen
Das Kernkraftwerk Leibstadt war bereits mehrmals Schauplatz von Protesten:
Am 29. März 1998 haben Aktivisten von Greenpeace auf dem Gelände des Kraftwerks den zum Verlad vorbereiteten Brennelementbehälter versiegelt und den Verladekran besetzt. Greenpeace forderte die Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL) auf, den aktuellen Transport zu sistieren und aus der Wiederaufarbeitung auszusteigen, da die Schweiz sich mit dem Export abgebrannter Brennelemente an der radioaktiven Verseuchung des Meeres und der Umgebung von La Hague (Frankreich) schuldig mache.[5]
Am 13. November 2000 wurde auf den Werksgeleisen von Greenpeace eine Mahnwache abgehalten, um gegen die Atomtransporte von Leibstadt nach La Hague zu protestieren. Kurz vor dem Protest war von der Schweizerischen Bundesanwaltschaft eine Strafuntersuchung gegen die KKL und die zuständigen Behörden verfügt worden.[6]
Am 13. März 2003 erkletterten Greenpeace-Aktivisten unter anderem den Kühlturm und entfalteten ein Transparent mit der Aufschrift «Kein Bedarf». An der Aktion beteiligten sich rund 60 Aktivisten aus acht Ländern, die auf das Werksgelände eingedrungen waren. Mit ihrem Protest auf dem Kühlturm und dem Kamin machten sie darauf aufmerksam, dass die Schweiz gleichviel Strom ins Ausland exportiert, wie ihn das Kernkraftwerk Leibstadt oder die ältesten Kernkraftwerke Beznau und Mühleberg zusammen produzieren.[7]
Daten der Reaktorblöcke
Das Kernkraftwerk Leibstadt hat einen Block:
Reaktorblock [8] Reaktortyp Netto-
leistungBrutto-
leistungBaubeginn Netzsyn-
chronisationKommer-
zieller BetriebAbschal-
tungLeibstadt (KKL) Siedewasserreaktor 1165 MW 1220 MW 01.01.1974 24.05.1984 15.12.1984 Einzelnachweise
- ↑ Technische Details des Kernkraftwerks Leibstadt
- ↑ Susan Boos: Strahlende Schweiz. Handbuch zur Atomwirtschaft. Rotpunktverlag, 1999
- ↑ HSK: Klassierte Vorkommnisse in Schweizerischen Kernkraftwerken, abgerufen am 20.2.2008
- ↑ HSK: Reaktorschnellabschaltung Leibstadt 6.3.07, abgerufen am 20.2.2008
- ↑ Greenpeace Schweiz: Greenpeace verhindert Beladung von illegalem Atom-Müll-Zug, abgerufen am 9.3.2008
- ↑ Greenpeace Schweiz: Mahnwache beim AKW Leibstadt: Breite Unterstützung für Greenpeace-Protest, abgerufen am 9.3.2008
- ↑ Greenpeace Schweiz: Grosse Greenpeace-Aktion in Leibstadt: Schweizer AKW produzieren für das Ausland, abgerufen am 9.3.2008
- ↑ Power Reactor Information System der IAEA: „Switzerland (Swiss Confederation): Nuclear Power Reactors“ (englisch)
Siehe auch
Weblinks
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