Blessbergtunnel

Blessbergtunnel
Tunnel Bleßberg
Tunnel Bleßberg
Südportal nach Durchbruch der Kalotte Juni 2008
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt (zweigleisig)
Ort Bleßberg
Länge 8.314 m
Anzahl der Röhren 1
Querschnitt 92 m²
Größte Überdeckung 330 m
Bau
Baubeginn 4. Dezember 2006
Lage
Tunnel Bleßberg (Thüringen)
DEC
DEC
Tunnel Bleßberg
Koordinaten
Nordportal 50° 29′ 54″ N, 10° 59′ 45″ O50.49833333333310.9958333333337
Südportal 50° 25′ 30″ N, 11° 1′ 15″ O50.42511.0208333333337
p2

Der Tunnel Bleßberg ist der längste von 22 Eisenbahntunneln der Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt. Der Tunnel unterquert in der Nähe des 865 m hohen[1] Bleßbergs, zwischen Truckenthal und Goldisthal, den Hauptkamm des Thüringer Waldes mit dem Rennsteig und trägt daher seinen Namen. Mit einer geplanten Länge von 8314 m (Streckenkilometer 41,637 bis 41,951[1]) wird er nach seiner Fertigstellung die drittlängste zweigleisige Fernbahn-Tunnelröhre in Deutschland sein (hinter dem Landrückentunnel und dem Mündener Tunnel).

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Das Südportal liegt bei 50° 25′ 30″ N, 11° 1′ 15″ O50.42511.0208333333337Koordinaten: 50° 25′ 30″ N, 11° 1′ 15″ O, das Nordportal bei 50° 29′ 54″ N, 10° 59′ 45″ O50.49833333333310.9958333333337. Die Gradiente steigt im Tunnel zum Nordportal hin kontinuierlich an. Das Südportal liegt dabei auf einer Höhe von 502,4 m über NN, das Nordportal, bei einer Steigung von bis zu 1,0916 %, auf 593,2 m[1]. Die Überdeckung liegt zwischen 6 und 330 m.[1]

Technik

Der Eisenbahntunnel hat eine lichte Höhe von 8,23 m ab Schienenoberkante sowie eine lichte Weite von 13,64 m, bei einem Maulprofil mit einer Nutzquerschnittsfläche von 92 m² über Schienenoberkante[1]. Als Oberbau ist eine Feste Fahrbahn vorgesehen, der Gleisabstand beträgt 4,5 m bei einer Entwurfsgeschwindigkeit von 300 km/h.

Geologie

Der Tunnel durchquert das Thüringer Schiefergebirge mit Schwarzschiefer-, Grauwacke- und Frauenbachquarzitschichten und der sogenannten „Fränkischen Störung“ mit Muschelkalk, bei einem Gebirgswasserspiegel bis 300 m Wassersäule.

Bauausführung

Baustelleneinrichtung des Zwischenangriffsstollen zwischen Mausendorf und Stelzen unterhalb des Bleßberges

Der zweischalige Tunnel wird bei 126 m² Ausbruchquerschnittsfläche[2] mit bergmännischem Sprengvortrieb und einer Querschnittsunterteilung in Kalotte, Strosse und Sohle aufgefahren. Die Sicherung erfolgt durch Spritzbetonausbau nach der neuen österreichischen Tunnelbauweise. Der Tunnelvortrieb läuft kontinuierlich rund um die Uhr, bei vier Sprengungen pro Tag. Der Tunnelausbruch beträgt bei den ersten beiden Baulosen ungefähr 900.000 m³ und wird unter anderem auf einer 32,5 ha großen und maximal 14 m hohen Deponie bei Stelzen gelagert. Weitere Ausbruchsmassen sollen am Südportal zwischengelagert und für Dämme an der Strecke verwendet werden.

Die Herstellung erfolgt dabei in drei Baulosen. Das erste Baulos umfasste den Bau des 965 m[1] langen Querstollens. Dieser wurde in einem Jahr bis August 2006 aufgefahren und dient als Zwischenangriffstollen. Die Kosten belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro, die Ausbruchsmenge liegt bei rund 55.000 m³.

Das zweite Baulos beinhaltet den südlichen 4643 m langen Teil des Tunnels, mit dem Zwischenangriffsstollen als Hauptangriffspunkt. Dieses wurde im August 2006 für rund 70 Millionen Euro vergeben und soll Anfang 2010 abgeschlossen sein. Das dritte Baulos umfasst den 3671 m langen nördlichen Tunnelteil, sowie den anschließenden Tunnel Goldberg inklusive zweier Talbrücken. Die Bahn rechnet mit einer Gesamtbauzeit von sieben Jahren.

Offiziell angeschlagen wurde der Tunnel am 4. Dezember 2006.[1] Die Tunnelpatenschaft für den Südabschnitt hat die SPD-Politikerin Iris Gleicke übernommen[3], entsprechend wird die Röhre auch als Iris-Tunnel bezeichnet.

Bis Mitte Juli 2007 waren 800 m ausgebrochen.[4] Pro Sprengung werden 1,7 bis 2,2 m ausgebrochen.[3] Rund 160 Menschen arbeiten auf der Baustelle in zwei Schichten rund um die Uhr, eine weitere Schicht hat frei[5]. Pro Schicht sind 16 bis 20 Menschen unter Tage.[3] Anfang November 2007 waren über zwei Kilometer des Fahrtunnels ausgebrochen, vier der acht Notausgänge im Bau.[5]

Am 30. März 2008 stießen die Mineure, rund 240 m vom Südportal entfernt, auf eine Tropfsteinhöhle, die den Namen Bleßberghöhle erhielt. 60 m vor dem Durchschlag am Südportal wurde eine weitere Karsthöhle entdeckt. Am 3. Juni 2008 begutachteten Fachleute diese vertikal zur Tunnelröhre verlaufende Höhle, die aufgrund ihrer geringen Standsicherheit anschließend verschlossen wurde.[6] Die Haupthöhle sollte im Januar 2009, während einer 14-tägigen Baupause, erneut zur Erkundung geöffnet und anschließend dauerhaft verschlossen werden.[7] An ihrer höchsten Stelle befindet sich die Haupthöhle etwa zehn Meter unter dem Tunnel. Im Kreuzungsbereich zwischen Bahntunnel und Höhle wurde der Tunnel bis auf das untere Niveau der Höhle vertieft, um eine stabile Gründung zu schaffen.[8] Auf einer Länge von rund 500 m wurde im Bereich der Höhle die Tunnelschale auch im Bereich der Sohle rund ausgeführt. Darüber hinaus wurde die Sohle im Bereich der Querung der Höhle mit Gestein und Beton zusätzlich verfestigt.[9]

Tunneldurchbruch in der Kalotte am Portal Süd war, nach 14 Monaten Bauzeit, am 14. Juni 2008. Der offizielle Durchschlag am Südportal fand am 24. Juni statt[2] Gegen 12:45 Uhr löste die Tunnelpatin eine symbolische Sprengung aus[10]. Für den ersten, 4,6 km langen, Bauabschnitt wurden insgesamt 70 Millionen Euro investiert[2]. Mit der Realisierung des Südabschnittes ist eine Arbeitsgemeinschaft von drei Unternehmen beauftragt.

Auf der Baustelle sind rund 170 Menschen beschäftigt[10]. Der Vortrieb im Südabschnitt soll 2009 abgeschlossen werden[2].

Der nördlich anschließende Goldbergtunnel (1163 m), die Saubachtalbrücke (55 m) und die Grubentalbrücke sollen nach ihrer Fertigstellung (Rohbau) als Zufahrt zur Baustelle am Nordportal des Bleßbergtunnels dienen.[11][1]

Insgesamt entstanden mehr als 20 Kilometer Baustraßen, die nach Abschluss der Bauarbeiten teils zurückgebaut, teils als Zufahrt zu den Notausgängen erhalten bleiben sollen.[1]

Rettungskonzept

Das Bauwerk wird im Abstand von maximal 1000 m acht Notausgänge aufweisen.

  • Der Notausgang 1 ist ein 410 m langer, zweispurig befahrbarer Schrägstollen mit 38 m² Ausbruchquerschnitt[12] der auf der Westseite bei Neundorf liegt (50° 25′ 56″ N, 11° 0′ 42″ O50.4322511.0115277777787)
  • Der Notausgang 2 ist als 965 m langer Schrägstollen, ebenfalls auf der Westseite liegend, ausgeführt. Dieser Stollen mit 38 m² Ausbruchquerschnitt[12] dient als Angriffspunkt für den Bau des Südabschnitts und ist deshalb zweispurig befahrbar. Er liegt zwischen Stelzen und Mausendorf.
  • Der Notausgang 3 ist über einen 814 m langen, einspurig befahrbaren (mit drei Ausweichnischen) Parallelstollen mit 28 m² Ausbruchquerschnitt[12] an den NA 2 angebunden.
  • Der Notausgang 4 ist ein 43 m tiefer Schacht auf der Ostseite des Tunnels, bei Saargrund an der B 281 (50° 27′ 28,14″ N, 11° 0′ 12,18″ O50.45781811.0033827)
  • Die Notausgänge 5, 6 (Km 47,276[1]) und 7 (Km 48,101[1]) sind über einen insgesamt 2.500 m langen, befahrbaren Parallelstollen an den NA 8 angebunden.[13]
  • Der Notausgang 8 ist (Km 48,951[1]) ein 308,5 m langer Stollen, auf der Ostseite des Tunnels angeordnet. Dieser, auch als Zwischenangriffsstollen Langebach bezeichnet, liegt westlich des Unterbeckens des Pumpspeicherwerkes Goldisthal (50° 29′ 29″ N, 11° 0′ 4″ O50.49138888888911.0011111111117).

Insgesamt entstehen Schräg- und Parallelstollen mit einer Gesamtlänge von 4477 m.[1] Die Feste Fahrbahn und die Stollen sind von Straßenfahrzeugen befahrbar, eine trockene Löschwasserleitung mit unterirdischen Löschwasserbehältern an den Tunnelportalen ist vorgesehen.

An beiden Portalen sowie an den Punkten, an denen die Notausgänge an die Oberfläche treten, ist die Anlage von Rettungsplätzen vorgesehen.[11] Diese dienen ebenfalls als Landemöglichkeit für Hubschrauber.[1]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt: Abschnitt Tunnel Bleißberg (PDF, 5 MB). Broschüre (sechs Seiten), November 2008
  2. a b c d Deutsche Bahn AG: Durchschlag Süd beim Tunnel Bleßberg in Thüringen. Presseinformation vom 24. Juni 2008
  3. a b c Eine Stippvisite bei Bier und bei Bratwürsten. In: Freies Wort vom 3. August 2007
  4. Ein langer Lulatsch. In: Neue Presse Coburg vom 12. Juli 2007
  5. a b Im Stollen Nummer 3 liegt Ammoniak in der Luft. In: Freies Wort, 7. November 2007
  6. Deutsche Bahn AG: Weiterer Karsthohlraum beim Bau des Bleßbergtunnels der Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt gefunden. Presseinformation vom 5. Juni 2008
  7. Forscher sauer: Bahn schließt Bleßberghöhle. In: Freies Wort, 9. Oktober 2008
  8. Deutsche Bahn AG: Beim Bau des Bleßbergtunnels gefundene Höhle wird überquert. Presseinformation vom 14. Januar 2009
  9. Tunnel bekommt ein Gesicht. In: Freies Wort, 28. Februar 2009
  10. a b Drei Schläge und ein Bagger: Der Tunnel sieht nun Licht. In: Freies Wort, 25. Juni 2008
  11. a b Friedrich List: Die „Unvollendete“ wird doch noch gebaut. In: Eisenbahn-Kurier, Nr. 11, 2008, S. 40–45
  12. a b c Referenzliste Maschineller Vortrieb der Ed. Züblin AG, abgerufen am 10. April 2009
  13. Website der ADVAl, abgerufen am 10. April 2009

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