- Bop
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Der Bebop ist eine Musikrichtung, die Anfang der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts im Jazz den Swing als Hauptstilrichtung ablöste und somit den Ursprung des Modern Jazz bildete.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Wesentliche Elemente sind größere rhythmische Freiheiten für Schlagzeug und Bass, schnelle Tempi und komplexe Harmonie-Schemata. Komponisten des Bebop griffen oft auf bestehende musikalische Themen und Harmonieabfolgen zurück und modifizierten entweder das harmonische Schema oder schrieben neue Themen, die der Ausdrucksweise des Bebop gerechter wurden als die Originalthemen (Beispiel: How High the Moon → Ornithology). Wesentlich für den Bebop sind zudem die Improvisationen auf langen formalen Strecken.
Mit dem Bebop verabschiedet sich der Jazz als Unterhaltungsmusik und wird nach und nach zur Kunstmusik stilisiert. Dies beruht auf der Ablehnung des Bebop durch große Teile von Kritik und Publikum sowie auf einem neuen Verständnis der Schallplatte als Medium. Die flüchtigen Improvisationen der Musiker sind durch die Schallplatte gespeichert und bringen ein Sammler- und Expertentum – gerade auch in der weißen amerikanischen Mittelschicht und unter den europäischen Intellektuellen – hervor. Mit der verbesserten Aufnahmetechnik tritt der Solist stärker denn je als Individuum und Künstlerpersönlichkeit hervor. Niemals wieder jedoch fügte sich der Jazz in das Bild, das man sich zuvor von ihm gemacht hatte, in das Bild einer für alle zugänglichen Popularkultur.
Entstehung
Vermutlich hat eine Verkettung verschiedener Faktoren zur Entstehung dieses neuen Stils geführt. Am Ende der 30er Jahre war Swing zu einem großen Geschäft geworden. Der kreative Zenit vieler Swingorchester war überschritten, und die Musik drohte in Formelhaftigkeit zu erstarren. Gelangweilt von der Routine als „Orchesterangestellte“ begannen zahlreiche Musiker – oft „afterhours“, nachdem sie ihren Job in der Big Band erledigt hatten – sich zu informellen Jam-Sessions zu treffen. Hier wurde gespielt und nach musikalischen Formen jenseits der Big Bands gesucht. Ein Kristallisationspunkt dieser Entwicklung war Minton’s Playhouse in Harlem und nicht die 52nd Street in Manhattan, wie oftmals fälschlicherweise behauptet wird. Zu den wichtigsten Musikern dieses Zirkels gehörten Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Charlie Christian, Thelonious Monk und Kenny Clarke. Außerdem wird vermutet, dass die auf den Kriegseintritt der USA 1941 zurückzuführende Steuererhöhung auf Tanzveranstaltungen die Wirtschaftlichkeit der Big Bands allmählich untergrub, damit den Niedergang des Swing beschleunigte und die Entwicklung des neuen Stils in Form einer autonomen Kunstmusik begünstigte.
Die kleinen Bands, die den neuen Jazzstil entwickelten, galten nicht als Tanz- oder Unterhaltungskapellen und waren dies in ihrem Selbstverständnis auch nicht, weswegen die Besitzer der Nachtclubs nicht mit den kriegsbedingten Sonderabgaben belegt wurden, wenn sie junge Bebop-Musiker mit ihren Combos engagierten. Wegen des Recording ban existieren keine Studioaufnahmen aus der Entstehungsphase dieses Stils; es existieren einzig einige private, technisch sehr unzulängliche Live-Mitschnitte aus „Minton's Playhouse“ und „Monroe's Uptown House“.
Man sagt auch, dass der Bebop als Reaktion der afroamerikanischen Bevölkerung zum von den Weißen dominierten Swing entstanden sei.
Der Name Bebop
Die Herkunft des Begriffs „Bebop“ ist, wie so oft im Jazz, nicht ganz geklärt und es gibt viele Legenden über die Entstehung dieses Begriffs. „Er geht wahrscheinlich auf die lautmalerischen Scat-Silben „be“, „re“, „de“ und „bop“ zurück, mit deren Hilfe sich Musiker untereinander komplizierte Linien in schnellen Tempi vorzusingen pflegten. Der Terminus Bebop repräsentiert zudem in besonderem Maße die Fragwürdigkeit solcher Gattungsnamen im Jazz.“ Das ist wohl die wahrscheinlichste aller angebotenen Erklärungen, die es gibt; wobei dieser Name, wie so oft in der Musik, nicht von den Musikern selbst, sondern von der Presse stammt.
Ist der Zusammenhang unmissverständlich wird auch von Bop gesprochen. Hingegen die Bezeichnung Rebop ist aus einem Unverständnis von den Swingmusikern der Zeit gegenüber dem Bebop heraus entstanden und bezeichnet den Bebop eben gerade nicht. Ebenso ist in vielen Fällen das Scatten kein Bebop sondern lediglich Silbengesang, das die eigentümlichen Wendungen des Bebop vermissen lässt.
Merkmale des Bebop
Komplizierter als der Swing, mehr Soli, mehr Improvisation. Die dritte blue note: Die flatted fifth, die an verschiedenen Stellen auftaucht. Saxophon und Trompete spielen unisono (das Gleiche).
- Rückkehr von der Big Band des Swing zur Combo
- Phrasierung abgerissen, abgerissene Melodie
- keine Riffs
- komplizierte Harmonik
- übermäßige bzw. verminderte Septakkorde
- jeder Ton des Akkords kann erniedrigt und erhöht werden
- wird oft "härter" gespielt (Betonung meist auf 1. und 3. Zählzeit)
- wird rasend schnell gespielt, wirkt hektisch
Standard-Besetzung
Quintett: Trompete, Saxophon (meist Alt oder Tenor), Klavier, Kontrabass, Schlagzeug. Bigbands waren eher selten (eine Ausnahme bildet das Orchester von Dizzy Gillespie).
Wichtige Alben
- Charlie Christian: Swing To Bebop (Dreyfus, 1939-41)
- Dizzy Gillespie: The Complete RCA Victor Recordings (Bluebird, 1937-49)
- Howard McGhee: On Dial - The Complete Sessions 1945-1947 (Spotlite)
- Thelonious Monk: Genius Of Modern Music, Volume 1 & 2 (Blue Note, 1947-48)
- Fats Navarro: The Complete Fats Navarro on Blue Note & Capitol (Blue Note, 1947-49)
- Charlie Parker: The Charlie Parker Story (Savoy, 1945), The Complete Savoy And Dial Studio Recordings (Savoy, 1944-48)
- Charlie Parker: The Bird Returns (Savoy, 1948/49; Mitschnitte seiner Auftritte im New Yorker Royal Roost)
- Charlie Parker: Bird: The Complete Charlie Parker On Verve (Verve; seine Aufnahmen für Mercury 1947-54)
- Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Bud Powell, Charles Mingus, Max Roach: The Quintet - Live At Massey Hall (OJC, 1953)
- Bud Powell: The Amazing Bud Powell (Blue Note, 1949/51) (Quintett mit Sonny Rollins und Navarro, Trio- und Solo-Aufnahmen)
Siehe auch
Literatur
- Joachim Ernst Berendt & Günther Huesmann: Das Jazzbuch. ISBN 3-596-10515-3
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