Borkumer Kleinbahn

Borkumer Kleinbahn
Borkum–Reede
Strecke der Borkumer Kleinbahn
Zug im Inselbahnhof
Kursbuchstrecke (DB): 10000
Streckenlänge: 7,5 km
Spurweite: 900 mm (Schmalspur)
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Legende
   
Ostlandbahn (Militärstrecke, bis 1947)
   
0,00 Borkum Streckenende seit 1947
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0,30 Lokschuppen/Werkstatt
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0,35 Wagenhalle
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0,54
   
0,65 nach Borkum Nordbad (bis 1953)
Haltepunkt, Haltestelle
1,80 Jakob-van-Dyken-Weg
   
3,83 Deichdurchlass
Strecke – geradeaus
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7,32
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7,42 Hafen (Güterverladung)
Kopfbahnhof – Streckenende
7,44 Reede
   
Fähre der AG Ems nach
Emden Außenhafen bzw. Eemshaven
Übersichtskarte der Insel Borkum mit Verlauf der Inselbahn

Die Borkumer Kleinbahn ist eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 900 mm auf der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum. Die wichtigsten Ortsteile der Insel, Borkum-Stadt (Bahnhof Borkum), Borkum-Dorf (Haltepunkt Jakob-van-Dyken-Weg) und Borkum-Reede (Bahnhof Reede), verfügen über Stationen, die durch die Borkumer Kleinbahn tagsüber mindestens im Zweistundentakt angefahren werden.

Die Strecke stellt bis heute die wichtigste Verkehrsader der Insel dar. Die Borkumer Inselbahn ist inzwischen eine Nebenbahn, nennt sich aber weiterhin Kleinbahn. Die Borkumer Kleinbahn ist die letzte zweigleisige 900-mm-Schmalspurbahn in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1879 wurde auf Borkum zunächst eine schmalspurige Pferdebahn gebaut, die nach dem Brand des alten Borkumer Leuchtturms dem Transport des Baumaterials vom Watt in die Innenstadt für die Errichtung des neuen Leuchtturmes dienen sollte.

Baubeginn der lokomotivbetriebenen Bahn war im Jahre 1883. Sie wurde am 15. Juni 1888 in Betrieb genommen und wird heute von der AG Ems betrieben. Im Jahre 1902, nachdem Kaiser Wilhelm II. der Insel Borkum den Status einer Seefestung verliehen hatte, wurde die Bahn nicht zuletzt wegen der Baumaterialtransporte zweigleisig ausgebaut. Neben der Zittauer Schmalspurbahn war sie die einzige Schmalspurbahn im Deutschen Reich mit zweigleisigem Betrieb.[1] Im Jahre 1938 lagen auf Borkum rund 45 Kilometer Gleis, nachdem die Marine zahlreiche Gleisanschlüsse und zusätzliche Querverbindungen gebaut hatte. Diese militärisch genutzten Feldbahnstrecken verbanden den Inselort mit verschiedenen Festungsanlagen. Der Fuhrpark bestand aus sechs Lokomotiven sowie 70 Waggons, hinzu kamen zahlreiche Marinefahrzeuge.

Der Bahnhof Reede

In den 1970er Jahren geriet die Inselbahn in wirtschaftliche Turbulenzen. Trotzdem nahm die Bedeutung der Bahn in Folge des immer stärker werdenden Tourismus zu, so dass in den 1990er Jahren zahlreiche Neuanschaffungen im Fuhrpark getätigt werden konnten.

Der heute noch vorhandene Streckenteil vom Hafen in den Ort besteht aus zwei 900-mm-Gleisen auf einer Länge von rund 7,5 Kilometern.

Im Sommer 2006 wurden umfangreiche Bauarbeiten an der Kleinbahn durchgeführt. So erhielt der Haltepunkt „Van-Dyken-Weg“ neue Bahnsteige und neue Wartehäuschen. Außerdem wurden die Bahnübergänge im gesamten Stadtgebiet mit Halbschranken und Ampeln gesichert. Im Jahr 2007 wurde bei den Regelpersonenzügen ein Wendezugbetrieb in Sandwichbespannung (Lok + Waggons + Lok) eingeführt. Für diesen Zweck wurde eine neue Diesellok („Aurich“) beschafft. Die an der Spitze fahrende Lok zieht den Zug, während die Lok am Zugende nur mitläuft, was das Umsetzen der Lokomotiven am Endbahnhof erspart.

Zwei „borkumtypische“ Besonderheiten gibt es aber weiterhin: Zum einen das Pfeifen der Züge zur Absicherung der Bahnübergänge – jetzt nur noch an den unbeschrankten Bahnübergängen – und zum anderen das Umsetzen der Lok an den Endbahnhöfen bei einzelnen Fahrten ohne Sandwichbespannung.

Fahrzeugpark

Im Rahmen eines langfristigen Investitionsprogramms wurde 1993/1994 der Fahrzeugpark erneuert. Die Hauptlast des Verkehrs tragen seitdem die 1993/1994 bei Schöma gebauten drei zweiachsigen Diesellokomotiven Hannover, Berlin und MünsterIII. Zur Einsparung des Lokwechsels an den Endbahnhöfen wurde 2007, wieder bei Schöma, eine gleichartige Lok Aurich beschafft.

Mit dem Investitionsprogramm wurde auch der Wagenpark erneuert. 1993 und 1994 wurde je eine komplette Wagengarnitur, bestehend aus je acht Personenwagen und einem Sonderwagen, von Waggonbau Bautzen geliefert. Im äußeren Erscheinungsbild wurden sie den alten bis dahin auf Borkum verkehrenden Wagen der Bauart Weyer angeglichen. Lokomotiven und Wagen sind abweichend von der bisherigen Kupplungsart mit einer Scharfenberg-Kupplung ausgerüstet.

Außerdem sind noch drei ältere Diesellokomotiven Leer (Baujahr 1935), MünsterII (Baujahr 1957) und Emden (Baujahr 1970) im Einsatz. Lok Emden zieht in der Hauptsaison zu den Spitzenzeiten häufig einen dritten Zug, der aus bis zu neun historischen Wagen besteht. Der historische Zug wird regelmäßig auch mit der zweiachsigen Dampflok Borkum eingesetzt. Diese Dampflok hieß ursprünglich „Dollart“ (Baujahr 1942) und war bis 1962 im Einsatz. Von 1978 bis 1995 stand sie als Denkmal am Kurpark und ist nach umfangreicher Wiederaufarbeitung im Dampflokwerk Meiningen seit 1997 wieder betriebsfähig.

Von den Wagen, die bis 1993 die Hauptlast des Verkehrs getragen hatten, sind heute noch zehn vierachsige Personenwagen (Baujahre 1908 bis 1928; Hersteller waren Weyer, HAWA, Waggonfabrik Oldenburg) vorhanden. Acht von ihnen bilden den Verstärkungszug. Im Jahre 2008 wurde der Wagen 42 zum Salonwagen umgebaut (Einbau von Polsterbänken sowie grundlegende Renovierung) und der Wagen 45 wurde zum Bistrowagen umgebaut (Einbau eines wageneigenenen Generators, einer Theke sowie Beleuchtung).

Daneben sind noch ein zweiachsiger Personenwagen (Nr. 17, Baujahr 1889) und ein zweiachsiger Salonwagen (Nr. 38, sog. „Kaiserwagen“, Baujahr 1905), sowie zwei ehemalige Marinebahnwagen (Vierachs-Wagen Nr. 1 und Zweiachser Nr. 2) als historischer Zug (mit der Dampflok Borkum) vorhanden.

Der Verstärkungszug besteht meist aus acht der Vierachs-Wagen und einem der ebenfalls noch vorhandenen Packwagen (Nr. 39 und 48). Der Bestand umfasst weiterhin noch zwei gedeckte zweiachsige Güterwagen (Nr. 33 und 55), zwei vierachsige Flachwagen (60 und 62) sowie einen zweiachsigen Flachwagen, der aus dem Packwagen 9 hervorging und 2007 "zurückgebaut" wurde. Alle diese Fahrzeuge haben die traditionelle Borkumer Kupplung mit zwei Außenpuffern und mittigem Kupplungshaken und werden z. B. bei (Gleis-) Bauarbeiten herangezogen.

Schließlich gehört noch ein Wismarer Schienenbus (Baujahr 1940) zum Fahrzeugpark, der ebenfalls regelmäßig zum Einsatz kommt. Dieses Fahrzeug war schon 1936 von der Bahn bestellt worden. Bis 1971 wurde er in verkehrsschwachen Zeiten regelmäßig eingesetzt. 1977 wurde er an die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte verkauft, die aber keine dauerhafte Einsatz- oder Präsentationsmöglichkeit fand. So wurde er 1997 von der Borkumer Kleinbahn zurückgekauft und mit neuen Motoren wieder betriebsfähig hergerichtet. Ebenfalls verkauft wurde 1978 der etwas kleinere T2, Baujahr 1939, der 1947 von der Fliegerhorstkommandantur übernommen worden war. Auch er war bis 1971 im Einsatz, teilweise auch mit dem T1 zusammen, manchmal sogar mit dazwischengekuppelten Beiwagen. Nachdem ein Einsatz auf der Schmalspurbahn Warthausen-Ochsenhausen gescheitert war, ist er heute in Privatbesitz abgestellt.

Betriebseinrichtungen

Werkstatt/Lokschuppen

Am südlichen Bahnhofskopf des Bahnhofs Borkum (Stadtbahnhof) befinden sich mit Einfahrt aus Richtung Norden die dreigleisige Werkstatt und der dreigleisige Lokschuppen der Borkumer Kleinbahn. In der Werkstatt werden sämtliche Fahrzeuge der Kleinbahn gewartet und aufgearbeitet.

Wagenhalle

Direkt hinter Werkstatt und Lokschuppen folgt (getrennt durch eine Straße) die viergleisige Wagenhalle der Borkumer Kleinbahn, mit einem kurzen Freiluft-Abstellgleis daneben. Ihre Ein- und Ausfahrt befindet sich aber im Gegensatz zur Werkstatt bzw. zum Lokschuppen in Richtung Süden. Die Fahrt zwischen Lokschuppen und Fahrzeughalle ist nur mit zweimaligen Richtungswechsel und einem Befahren des Streckengleises möglich.

Literatur

  • Günther Klebes: Die Inselbahnen Deutschlands in alten Ansichten. Zaltbommel 1987. ISBN 978-90-288-2003-6
  • Hans Schweers: Die Borkumer Kleinbahn und die Schiffe der A.G. „Ems“. Schweers + Wall, Köln 2007, ISBN 978-3-89494-132-1
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein– und Privatbahnen. Band 9: Niedersachsen 1. Zwischen Weser und Ems. EK-Verlag, Freiburg 2005, S. 13–33, ISBN 3-88255-668-4
  • Hans Wolfgang Rogl: Archiv deutscher Klein– und Privatbahnen: Niedersachsen. transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71022-2
  • Hans Wolfgang Rogl: Die Nordsee-Inselbahnen. 6. Auflage, alba, Düsseldorf 1996, ISBN 3-87094-230-4
  • Christoph Riedel: Die Triebfahrzeuge der Borkumer Kleinbahn. in: Jahrbuch Lokomotiven 2011. Verlag Podszun, Brilon 2010, ISBN 978-3-86133-574-0

Weblinks

 Commons: Borkumer Kleinbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reiner Preuß: Zweigleisiger Betrieb bei einer Schmalspurbahn. In: Sächsische Heimatblätter 5/1990, S. 277-80

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